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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909

DOI issue:
Nr. 17
DOI article:
Die Technik des Emaillierens
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0158

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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST M17


Frudjts et) ale

Hofgolbsdjmieb H. Schönauer, Hamburg

Emailliert man auf der Kohle, so kann man
aus Klammerdraht einen Bock herstellen, an den
man das Stück anlehnt, so dass man mit der
Flamme der Spirituslampe dahinter kann.
Die Kohle ist zu diesem Zwecke ähnlich vor-
zurichten wie eine Schmelzkohle, nur muss der
Hohlraum mehr durch die Deckkohle geschaffen
werden, während die grosse Kohle fast flach bleibt.
Die Kohlen werden vorher glühend gemacht und
vor dem Einlegen des Stückes durch Abblasen von
der Asche befreit. Auch müssen kleine Streber aus
Klammerdraht dem Auffallen der Deckkohle auf das
Arbeitsstück vorbeugen. Es ist zu vermeiden, dass
die Spiritusflamme direkt auf die Emaille trifft. Viele,
besonders leichtfliessende Emaillen, verrussen oder
laufen an von der Flamme, sie bedecken sich
stellenweise mit einer irisierenden bräunlichen Haut
oder verbrennen sogar.
Nachdem man das Stück langsam hat völlig ab-
kühlen lassen, so dass man es gut mit der Hand
anfassen kann, wird das „Zu viel“ der Emaille mit
englischer Schlichtfeile und Wasser weggefeilt,*) dann
mit Wasser und Zinnsand oder fein gestossenem
Glas peinlich sauber abgewaschen (mit scharfer
Zahnbürste) und mit einem reinen Tuche abgetrocknet.
Wo noch Emaille fehlt, wird nachgetragen und das
ganze Verfahren wiederholt, bis die Emaille überall
füllt und die richtige Stärke hat. Springt stellen-
weise Emaille ab, so ist eben geduldig so lange
weiter zu arbeiten, bis dies nicht mehr stattfindet.
Die Gründe des Ausspringens sind ganz ver-
schiedene und lassen sich nur in seltenen Fällen
nachweisen. Sie können bestehen in einem ge-
wissen Verziehen des Metalls beim Abkühlen.
Diesem entgegenzuarbeiten werden hohle Stücke

einem sauberen Tuche, vorsichtig an den Rand tupfend,
das Wasser aus der Emaille, klopft dann leicht mit dem
Betragstift gegen den Rand des Stückes, worauf sich die
Emaille fester zusammensetzt und nochmals mit Wasser
bedeckt, das man ebenso abzieht. Dann legt man auch
das betragene Stück unter Glas.
Es ist nicht vorteilhaft, etwa grosse Partien Waren
auf einmal zu betragen und völlig abtrocknen zu lassen,
die Emaille zerfällt sonst und verstreut sich als Staub,
der aufgeschmolzen, das Stück unnötig verunreinigt.
Zum Aufschmelzen der Emaille legt man das Stück
je nachdem, ob man im Emaillierofen oder auf der Kohle
emailliert, im ersten Falle auf ein Chamotteplättchen oder
auf eine dünn mit Lehm bestrichene runde Eisenplatte, an
derem Rande drei oder vier Füsse dadurch hergestellt sind,
dass man an einigen Stellen am Rande je zwei kurze
Einschnitte macht und das dazwischen liegende Stück
des Randes abwärts biegt. Dadurch wird Raum für die
Feuerzange, mit der man die Platte im Feuer drehen
kann. Dies geschieht, sobald man sieht, dass die Emaille
Glanz bekommt, also schmilzt. Sobald dies überall ge-
schehen ist, nimmt man das Stück langsam aus dem Feuer.

„kontreemailliert“, d. h. man bedeckt die Rückseite des
Stückes (im Verlaufe der Vorarbeiten) mit einer dünnen
Lage Emaille. Mitunter sind Bläschen im Metall, ent-
deckt man sie, etwa dadurch, dass man mit dem Stichel
die Emaille an der immer ausspringenden Stelle weg-
sticht und die Blase findet, so stösst man diese auf
und das Ausspringen hört auf, sobald die Höhlung sich
mit Emaille ausfüllen lässt. Oft liegt auch Lot unter der
Emaille oder Lotstellenränder berühren diese, das ist der
Fall, wenn auf dem Goldgründe etwa Sterne aufgelötet
sind, die in emailliertem Grunde erscheinen sollen. Man
muss dann den Grund ein wenig tiefer legen, damit die
Lotstelle nicht unter der Emaille liegt. Oder diese liegt
überhaupt in zu dicker, vielleicht auch unegaler Schicht
auf, dann muss man die Ränder und die ganze Emaille-
schicht eben niedriger, dünner feilen. Natürlich ist es in
allererster Linie zu vermeiden, emaillierte Sachen einem
schnellen Temperaturwechsel oder mechanischem Drucke
auszusetzen. — Gutes Gold, gutes Vorrichten des Goldes,
gleichmässig tiefes Ausnehmen des Grundes, sauber aus-
*) Neuerdings mit Schmirgelfeilen, Karbonatum oder Demant-
hartmasse.
 
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