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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909

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Nr. 45
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P.: Wiedergewinnung des Silbers aus silberhaltigen Lösungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0414

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394

JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST

Nr. 45

WIEDERGEWINNUNG

DES SILBERS AUS SILBERHALTIGEN LÖSUNGEN.

Zur Entfernung des Silbers von alten versilberten
Gegenständen, unvollkommen versilberten Waren etc.,
deren Grundmetall Messing, Kupfer oder Neusilber
ist, benutzt man mit Vorteil eine Lösung, die bei
Verwendung in kaltem Zustande aus IO Liter Vitriolöl
(rauchende Schwefelsäure) und I Liter Scheidewasser
(Salpetersäure) besteht. Will man die Lösung in
heifzem Zustande benutzen, so erwärmt man das
Vitriolöl und fügt kleine Mengen Salpeter hinzu.
Die heifze Lösung arbeitet schnell und die Wirkung
kann noch durch Zugabe einer grösseren Menge
Salpeter verstärkt werden, obwohl nur sehr wenig
hiervon erforderlich ist. Beide Zusammensetzungen
haben die Eigenschaft, das vorhandene Silber auf-
zulösen, ohne jedoch das Grundmetall anzugreifen.
Nachdem die Lösung eine Zeit lang benutzt
wurde, ist sie mit Silber gesättigt, das von Zeit zu
Zeit ausgeschieden werden
muss. Hierzu bringt man
folgendes Verfahren in An-
wendung: 1 Liter einer der
obigen Lösungen giesst man
in einen grossen Steintopf, in
den man vorher 5 Liter Wasser
eingefüllt hat. Zuerst muss
aber das Wasser in den Topf
gegossen werden und dann
das Säuregemisch, weil sich
sonst die Flüssigkeit im Topf
derart erhitzt, dafz sie heraus-
geschleudertwird. Diese Hand-
habung wäre deshalb mit Ge-
fahr verbunden; man achte
daher darauf, dafz die nach-
stehenden Vorschriften genau
befolgt werden.
Nach dem Einfüllen des
Wassers in den Topf wird die
Säuremischung allmählich in
kleinen Mengen hinzugegeben,
wobei man mit einem Stück
Holz fortwährend umrührt. Die
Flüssigkeit erhitzt sich all-
mählich und man mufz darauf
achten, dafz der Steintopf nicht
zu heifz wird, weil er sonst
leicht zerspringt. Steigt die
Hitze zu hoch, so läfzt man
die Flüssigkeit abkühlen. Es
ist daher erforderlich, sich zu
dieser Arbeit genügend Zeit
zu gönnen. Ist die gesamte

Säure dem Wasser beigemischt, dann läfzt man die
Flüssigkeit so weit abkühlen, bis sie ungefähr die
Temperatur des betreffenden Raumes besitzt; danach
ist sie fertig zum Fällen des Silbers als Chlorsilber.
Hierauf löst man im Wasser gewöhnliches Koch-
salz auf, und zwar so lange, bis das Wasser ge-
sättigt ist. (Es ist nicht ratsam, trockenes Kochsalz
zu benutzen, sondern dieses Salzwasser, weil die
Fällung dann besser erfolgt). Nun wird die Salz-
lösung nach und nach in kleinen Mengen zu der
Säurelösung in den Steintopf unter beständigem
Umrühren hinzugegossen. Das Silber wird dadurch
in Form von Silberchlorid niedergeschlagen. Man
rühre aber tüchtig um, damit der Niederschlag
koaguliert (sich zusammenballt) und giefzt zu der
oberen klaren Flüssigkeit noch etwas Salzlösung hinzu.
Erfolgt kein Niederschlagen mehr, so ist sämtliches
Silber gefällt. Falls dieses aber
nicht geschehen sein sollte,
mufz man noch so lange
Salzlösung hinzufügen, bis sich
kein Niederschlag mehr bildet.
Nachher rührt man eine Zeit
lang um zwecks weiteren
Koagulierens des Chlorsilbers,
damit sich letzteres richtig
absetzt.
Nach dem Absetzen des
Chlorsilbers wird die darüber
stehende klare Flüssigkeit
mittels Hebers unter Verwen-
dung eines Gummirohres ab-
gezogen und der Krug mit
frischem Wasser gefüllt. Hierauf
rührt man wieder um und läfzt
wie zuvor absetzen; das klare
Wasser wird dann wieder wie
vorher abgezogen.
Dieses Verfahren wird 5 Mal
wiederholt, bis der gröfzte Teil
der Säure entfernt ist. Es ist
vorteilhaft, zu diesem Zweck
warmes Wasser zu benutzen.
Darauf wird der Krug wieder
mit Wasser gefüllt und das
ganze umgerührt und filtriert.
Ein grofzer Glastrichter mit
Filtrierpapier ist hierbei am
zweckmäfzigsten. IstderTrichter
sehr grofz, so müssen mehrere
Lagen Filtrierpapier hinein-
gelegt werden, damit infolge


BECHER, SILBER VERGOLDET MIT
FARBSTEINEN ■ ENTWURF VON
HANS DIETRICH LEIPHEIMER IN
:: SERSHEIM ::
 
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