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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909

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Nr. 29
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Aus Werkstatt und Praxis
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0277

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j JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST j

1909

259

Aus Werkstatt und Praxis.

Aluminium zu vergolden, versilbern etc.
Um Aluminium vergolden, versilbern, vernickeln oder
bronzieren zu können, reinige man dieses zuerst mit
einer Pottaschelösung oder 2 Teilen Salpetersäure und
1 Teil Schwefelsäure oder überhaupt mit einer Säure-
lösung, die das Aluminium angreift und reibe es dann
gründlich mit einer Panamalösung ab. Alsdann wird der
Gegenstand in das entsprechende galvanische Bad gehängt,
das z. B. zur Bronzierung aus 90 Gramm Cyankali,
60 Gramm Cyankupfer, 90 Gramm phosphorsaurem
Natron und 1 Liter Wasser besteht, und bei einer
Temperatur von 50—60 Grad Celsius zur Anwendung
kommt. Die Anode des Bades besteht jeweils aus dem
Metall, das die Basis desselben bildet.
Anreibe-Vergoldung und -Versilberung.
Zur Anreibe-Vergoldung nimmt man 3 Gramm Fein-
gold, diese werden in Königswasser aufgelöst und in
einem wollenen Lappen aufgetrocknet. Der Lappen wird
alsdann in einer gut verschlossenen eisernen Kapsel ver-
brannt, wodurch sich ein schwarzes Pulver (die Anreibe-
Vergoldung) ergibt. Nun werden die Waren zuvor gut
gereinigt und das Pulver mit einem in Salzwasser
getauchten wollenen Lappen aufgetragen.
Zur Anreibe-Versilberung nimmt man 3 Teile Chlor-
silber, 6 Teile Pottasche, 3 Teile Kochsalz und 2 Teile
geschlemmte Kreide. Diese Substanzen werden mit einem
in Wasser getauchten Kork auf die betreffenden Gegen-
stände aufgerieben.
Zur Anreibe-Versilberungfür Kupfer werden 30 Gramm
Höllenstein, 20 Gramm Kochsalz und 450 Gramm Kremor-
tartari innig miteinander vermengt und bei Gebrauch wird
ein in Spiritus angefeuchteter Lappen in das Pulver
getaucht und auf diejenigen Kupferstellen aufgerieben,
die versilbert werden sollen.
Niederschlagen des Waschwassers etc.
Das vom Auswaschen der polierten Waren, Waschen
der Hände und Abkochen der Waren sich ergebende
Abwasser wird auf verschiedenerlei Weise aufgefangen.
Da, wo noch keine neueren Filtriereinrichtungen vorhanden
sind, geschieht es am besten in einem gewöhnlichen
Petroleumfasse. Hat sich dieses Fass nahezu gefüllt, so
wird niedergeschlagen, und zwar mit Kalkmilch (ab-
gelöschter Kalk mit Wasser zu einem dünnen Brei ver-
rührt), ebenso wird etwas Eisenvitriollösung zugesetzt
und die Wassermasse im Fasse nach dem Zugiessen der
Niederschlagchemikalien tüchtig umgerührt. Nach etwa
12 Stunden hat sich nun der Schlamm gesetzt, während
das obere Wasser sich geklärt hat und nun vorsichtig mit
einem Schlauch oder einer Glasröhre abgelassen werden
kann. Man beachte jedoch, dass man beide Gegenstände
nicht zu tief in das Fass einhängt, da sonst auch von dem

Schlamm mit fortgespült werden würde. Nach dem Ab-
lassen kann alsdann der schlammige Rückstand weiter-
präpariert werden, indem man ihn entweder filtriert oder
aber, was einfacher ist, mit dem sägemehlhaltigen Kehricht
vermengt, wodurch die im Schlamm noch enthaltenen
Wasserbestandteile von dem Sägemehl aufgesaugt werden.
Feuer- und wasserfester Kitt.
Einen unzerstörbaren Kitt bereitet man folgender-
massen: Den Kalk von Austernschalen zerreibe man
auf Porphyr zu einem feinen Pulver, dann knete man
dieses mit Eiweiss zu einem Teige und der Kitt ist schon
fertig. Er hält Hitze und Wasser aus und zerbricht
niemals wieder.
Herstellung von Lötwasser.
1. 50 Gramm Zink, 50 Gramm Salmiak werden in
Salzsäure gelöst.
2. 600 Gramm Salzsäure, 100 Gramm Salmiak.
Genügend Zinkspäne werden bis zur Sättigung in die
Salzsäure gebracht und dann der Salmiak zugefügt.
3. 800 Gramm Wasser, 10 Gramm Milchsäure,
100 Gramm Glyzerin. Dieses Lötwasser macht den
Gebrauch von Chlorzink überflüssig.
Aufgegipste Metallbeschläge von Glaswaren zu lösen.
Der festgewordene Gips löst sich bekanntlich sofort,
wenn genügend Wasser dazu kommt. Da nun Schwefel-
säure eine gewisse zerstörende Wirkung auf die Festigkeit
des Gipses ausübt, so tut man gut, die Fassung (Beschlag)
mit dem Glas etwa eine Stunde lang in eine Schwefel-
säurebeize zu stecken, wodurch sich zwischen Fassung
und Glas eine schleimige Schicht halbflüssigen Gipses
bildet. Nun beginnt man entweder an der Fassung
langsam zu drehen, oder aber man nimmt ein
weiches Holz und klopft vorsichtig, rund um den Hals
des Glasgefässes herum, die Fassung langsam nach
aussen, so dass sie sich langsam abstreifen lässt. Man
muss jedoch langsam vorgehen, dass nicht durch einen
ungeschickten Schlag der Glasbehälter beschädigt wird.
Römischen Mosaikschmuck zu reparieren.
In Rom bezw. Italien werden oft Mosaikschmuck-
sachen usw. als Andenken verkauft, die aus lauter kleinen,
nebeneinander stehenden, verschiedenartig gefärbten Stäb-
chen bestehen. Um nun Reparaturen an solchen Gegen-
ständen ausführen zu können, eignen sich hierzu Reiskörner
am besten, da sie ähnliche Struktur und Haltbarkeit haben
und beliebig gefärbt werden können. Man schneide zuerst
die Reiskörner mit einem Messer in die notwendige Form,
befeuchte die leeren Stellen im Schmuck mit dickem
Gummi arabicum, setze die Stücke ein und lasse solche
einige Tage fest trocknen. Erst dann schneide man die
Reiskörner oben in die notwendige Höhe und gebe
diesen mit Aquarellfarben auch den passenden Farbton.
 
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