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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909

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Nr. 25
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R., A.: Die galvanischen Bäder im Dienste des Goldschmieds und Kleinbetriebs
DOI Artikel:
Die Schmuckwaren-Industrie im Jahre 1908
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0230

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212 —-—-■, JOURNAL DER GQLDSCHMIEDEKUNST 25

setzt solches frisch an. Lässt das Silberbad nach, so
setzt man bis 10 g Cyankali zu, und wenn dieses dann
noch nicht befriedigend arbeitet, löst man 25 g ff. Silber
auf und leert das Chlorsilber, ohne frische Zugabe von
Cyankali, in das Silberbad hinein, nachdem auch ein paar
Tropfen Salmiakgeist zugesetzt wurden. Salmiakgeist
wird jedem galvanischen Bad zugesetzt, wenn aus Ver-
sehen Säure hineingelangte, oder wenn sich solche darin
gebildet hat. Salmiakgeist hat die Eigenschaft, diese Säure
zu neutralisieren. Wenn das Nickelbad nachlässt, so
löst man direkt im heissen Nickelbad 100 g präpariertes
Nickelsalz auf, arbeitet es dann nicht wieder tadellos,
dann muss man ein neues Bad ansetzen.
Das Element muss nach ungefähr 30 Arbeitsstunden
frisch aufgefüllt werden, wenn der Strom für die Bäder in
der notwendigen Stärke erhalten bleiben soll. Werden


grössere Ansprüche an die Leistungsfähigkeit der Bäder
gestellt, so beschafft man sich am besten statt des
Elements eine Vergoldungsbatterie, die aus mehreren
Elementen besteht und stärkeren Strom liefert. Funktioniert
aus irgend einem Grunde das Element nicht, so kann man
zur Not auch mit einem reinen Zinkstab vergolden. Die
Vergoldung wird heiss gemacht, der reine Zinkstreifen
hineingestellt und der zu vergoldende Gegenstand im
Bade mit dem Zinkstreifen in Berührung gebracht oder
an dem Zinkstreifen selbst ins heisse Bad gehalten. Die
Vergoldung mittelst Aluminiumdraht ist dem Zink noch
vorzuziehen, weil die Zinkstreifen das Bad nach längerem
Gebrauch derart verunreinigen, dass es unbrauchbar wird.
Die Behandlung der Waren vor und nach den galvanischen
Bädern wird in nächster Zeit Gegenstand einer besonderen
Abhandlung sein. a. R.


Die Schmuckwaren-Industrie im Jahre 1908.
(Bericht der Pforzheimer Handelskammer.)

Der deutsche Markt.
Das abgelaufene Wirtschaftsjahr bildet die Fortsetzung
der herabgehenden Konjunktur, deren Höchstpunkt für die
Edelmetallindustrie bereits Ende 1906 überschritten war.
Die über den Geschäftsgang in der Edelmetallindustrie
eingelaufenen Berichte spiegeln daher die unerfreuliche
allgemeine wirtschaftliche Lage getreu wieder. Immerhin
kann, um dies voraus zu entnehmen, gesagt werden, dass
die zu Ende des Vorjahres vielfach gehegten Befürchtungen
eines weiteren rapiden Rückganges der Konjunktur sich
erfreulicherweise nicht bewahrheitet haben, wenn es auch
natürlich nicht ganz an verlustreichen Zusammenbrüchen
auf dem Inlandsmarkt gefehlt hat. Der äussere Geschäfts-
gang der Edelmetallindustrie auf dem deutschen Markt
trug das Gepräge weiterer allmählich zunehmender Ab-
spannung und Ruhe, die ihren Tiefststand in den Sommer-
monaten erreichte, um nach einer kurzen Belebung im
Herbst, bemerkenswerterweise für die meisten Spezial-
zweige in der Zeit sonst grösster und lebhaftester Be-
schäftigung vor Weihnachten, in sehr grosser Ruhe das
Jahr zu beschliessen. Das Hauptgeschäft des Jahres, zu
Weihnachten, ist daher im allgemeinen und mit nur wenigen
Ausnahmen als unbefriedigend zu bezeichnen.
Der allgemeinen Abspannung der wirtschaftlichen Ver-
hältnisse entsprechend haben die Produktionsbedingungen
für unsere Hauptindustrie im abgelaufenen Jahre nach
verschiedenen Richtungen eine fühlbare Erleichterung
erfahren. Arbeitskräfte, an denen noch im Vorjahr zum
Teil empfindlicher Mangel war, waren das ganze Jahr
über in ausreichendem Masse verfügbar, allerdings zu
Löhnen in der Höhe des Vorjahres. Auch die Ermässigung
der Reichsbankzinsrate von 7W °/o zu Anfang des Jahres
bis auf 4°;o im Juni wurde wohltätig empfunden, ohne
freilich die sehnlich erwartete Erleichterung im Goldbezuge
zu bringen. Vielmehr hielt die bereits im Vorjahre sehr

grosse Goldknappheit trotz der allgemein herabgehenden
Konjunktur auch im ganzen Berichtsjahr an, und neues
Münzgold musste meist mit nicht unerheblichem Agio
trotz im ganzen erheblich geringeren Verbrauchs bezahlt
werden. Die herabgehenden Preise der Roh- und Hilfs-
stoffe, insbesondere des Kupfers, Silbers und Platins,
boten weitere willkommene Produktionserleichterungen,
hatten aber natürlich eine entsprechende Entwertung der
Lagerbestände von Waren aus diesen zu höheren Preisen
eingekauften Metallen zur Folge. Der Steinmarkt, ins-
besondere in Brillanten und Diamanten, bewahrte im
ganzen zwar eine feste Haltung, konnte sich aber doch
dem ungünstigen Einfluss der Unsicherheit des schliess-
lichen Ausgangs der Verhandlungen der massgebenden
Produzentenkreise nicht ganz entziehen. Unter einer
Kohlennot, wie im Vorjahr, hatte die Industrie im Berichts-
jahr nicht zu leiden, wohl aber unter den durch die
Syndikatspolitik ständig hochgehaltenen Kohlenpreisen.
Weitere technische Vervollkommnungen ermöglichten bei
verschiedenen Fabrikationszweigen in zunehmendem Masse
den Ersatz der Handarbeit durch mechanische Arbeit und
damit eine Verbilligung der Produktionskosten, namentlich
in den Grossbetrieben. Für die kleineren und Mittel-
betriebe freilich bedeutet dies Mangels der Möglichkeit
gleicher technischer Fortschritte gleichzeitig eine Er-
schwerung und Verteuerung der Produktion. Verschiedent-
lich ist infolgedessen die Aufgabe der Herstellung solcher
unter diesen Bedingungen nur schwer wettbewerbsfähiger
Artikel und die Aufnahme neuer Artikel teils bereits
erfolgt, teils zu erwarten.
Die durch die allgemeine Lage verständliche Zurück-
haltung des Verbrauchs bei Aufgabe von Bestellungen
hatte für verschiedene Spezialitäten die unerwünschte
Folge, dass die schliesslich doch noch aufgegebenen
Bestellungen mit so kurzen Lieferfristen erteilt wurden,
 
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