Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909
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Nr. 49
DOI Artikel:Das Gravieren von Taschenuhren
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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST
Nr. 49
oben verbleibenden kleinen Fläche der Buchstaben
Schnörkel, Punkte, Schraffierung oder Mattierung
angebracht, jeder Buchstabe anders, damit sich einer
vom andern gut abhebt. Das Monogramm oder
Wappen wird erst nach der vollständigen Gravierung
aufgeschraubt. Soll ein Monogramm oder Wappen
gleich direkt auf die polierte
Fläche des Deckels graviert
werden, so mufz man sich
mit einem Zehntelmafz erst
vergewissern, wie stark der
Deckel ist. Bei Deckeln von
unter 2/j0 oder 3/i0 mm Stärke
ist sehr grofze Vorsicht nötig,
damit die Gravur auf der
Innenseite des Deckels nicht
durchscheint. Man darf also
nicht zu kräftige Stiche machen.
Auch kann man den Deckel
abmachen, indem die Schar-
nierstifte herausgeschoben wer-
den. In der Scharnieröffnung
befindet sich ein langer Haupt-
stift (gewöhnlich unecht), die
beiden Enden der Öffnung
werden durch 2 kurze Stöpsel-
stifte (goldene) ausgefüllt,
welche man erst nach aufzen
mittels Stichels herausschieben
mufz, ehe man den Hauptstift
durchstofzen kann. Hierauf kittet man den abge-
lösten Deckel auf widerstandsfähigen Kitt, um das
Monogramm oder Wappen gut gravieren zu können.
Auf diese Weise kann man selbst ca. ’/io mm starke
Deckel gravieren, ohne befürchten zu müssen, durch-
zugravieren. Vorsicht ist aber dennoch nötig, denn
man kann einen ?/I() mm starken Deckel nicht so
kräftig stechen, als einen doppelt stärkeren. Wie
beschrieben, würde das Monogramm sich auf
poliertem Grunde repräsentieren. Da eine polierte
Uhr sich beim Tragen leicht verkratzt, ist es vom
Träger derselben ratsam, sich von seinem Schneider
Wild- oder Putzleder in die betreffende Westentasche
nähen zu lassen, eventl. ein wenig Pariser Rot in
dieselbe zu streichen; die Uhr wird sich dadurch
bedeutend besser tragen. Die Uhr erst in ein Etui
oder Ledersäckchen zu stecken, ist eben nicht
handlich und unbequem. Wer diese glattpolierten
Uhren nicht liebt, aber dennoch gern ein grofzes
Monogramm darauf haben möchte, kann sich das-
selbe auf guillochiertem oder eisgraviertem Grunde
stechen lassen. Das Monogramm oder Wappen
wird in diesem Falle auf den glattpolierten Deckel
auftrassiert (nur die Konturen), hierauf wird der
aufgekittete Deckel in die Guillochiermaschine ge-
spannt und um sowie zwischen dem Monogramm
der Grund guillochiert oder auch mit entsprechend
schönem Eismuster graviert (mit dem Stichel).
Nachdem die Guillochierung oder Damaszierung
fertig, versieht man das Monogramm oder Wappen
mit den nötigen Glanzschnitten und dekoriert die
Balken der Buchstaben aber nur wenig, damit das
Monogramm oder Wappen sich
mit den Glanzflächen von dem
Grunde abhebt. Hierauf wird
der Deckel erwärmt, abgekittet,
der noch anhaftende Kitt mit
Watte ausgewischt und der
noch verbleibende Rest durch
Spiritus abgelöst und mit Seife,
weicher Bürste und Wasser
ausgewaschen. Der Deckel
wird hierauf wieder mit den
3 Stiften befestigt und das Ge-
häuse sauber nachpoliert. Soll
die Küvette mit Schrift oder
Widmung versehen werden,
so würde man schlecht dazu
können, wollte man die Schrift
gleich direkt auf die Küvette
gravieren, ohne die Küvette
herauszunehmen. Diese hat
nur „einen" Scharnierstift, wel-
chen man meist leicht mit
einem entsprechenden Stahl-
stiftdurchstöfzer in Form einer
Nadel, Spitze aber flach, an dem dünnen Ende des
Scharnierstiftes durchschieben kann. Hierauf wird
die Küvette aufgekittet, graviert, wieder abge-
kittet usw., wie oben behandelt beim aufgekitteten
Goldboden.
Ist keine Zeit vorhanden, den Deckel von der
Uhr abzumachen, oder bereitet das Entfernen der
Stifte Schwierigkeiten, so legt man zwischen ihn
und der Küvette entsprechend starken Karton, macht
den Deckel zu und graviert ihn. Die andere
Seite der Uhr kann man mit Papier bekleben,
damit diese nicht durch das viele Herumdrehen
auf dem Gravierkissen und die abfallenden Späne
verschrammt wird. Das Papier kann man nach
dem Gravieren leicht wieder feucht abweichen.
Auf das Gravierkissen legt man ein sauberes
Tuch oder weiches Leder. Es ist ratsam, Uhren,
welche mit einem besseren Monogramm oder
Wappen versehen werden sollen, zu einem tüch-
tigen Graveur zu senden, am besten zu einem
Spezialisten für Uhrengravierung. Denn es gehört
tatsächlich eine grofze Übung und zudem auch
viel Geschmack dazu, um eine wirklich saubere
und künstlerische Uhrendekoration so ausführen zu
können, dafz die Arbeit verwöhnten Ansprüchen
genügt.
GÜRTELSCHLIESSE
VON PROF. PAUL HAUSTEIN
SILBER GETRIEBEN MIT EMAIL
AUSGEF. IN DEN KGL. LEHR-
UND VERSUCHSWERKSTÄTTEN
:: STUTTGART :•
JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST
Nr. 49
oben verbleibenden kleinen Fläche der Buchstaben
Schnörkel, Punkte, Schraffierung oder Mattierung
angebracht, jeder Buchstabe anders, damit sich einer
vom andern gut abhebt. Das Monogramm oder
Wappen wird erst nach der vollständigen Gravierung
aufgeschraubt. Soll ein Monogramm oder Wappen
gleich direkt auf die polierte
Fläche des Deckels graviert
werden, so mufz man sich
mit einem Zehntelmafz erst
vergewissern, wie stark der
Deckel ist. Bei Deckeln von
unter 2/j0 oder 3/i0 mm Stärke
ist sehr grofze Vorsicht nötig,
damit die Gravur auf der
Innenseite des Deckels nicht
durchscheint. Man darf also
nicht zu kräftige Stiche machen.
Auch kann man den Deckel
abmachen, indem die Schar-
nierstifte herausgeschoben wer-
den. In der Scharnieröffnung
befindet sich ein langer Haupt-
stift (gewöhnlich unecht), die
beiden Enden der Öffnung
werden durch 2 kurze Stöpsel-
stifte (goldene) ausgefüllt,
welche man erst nach aufzen
mittels Stichels herausschieben
mufz, ehe man den Hauptstift
durchstofzen kann. Hierauf kittet man den abge-
lösten Deckel auf widerstandsfähigen Kitt, um das
Monogramm oder Wappen gut gravieren zu können.
Auf diese Weise kann man selbst ca. ’/io mm starke
Deckel gravieren, ohne befürchten zu müssen, durch-
zugravieren. Vorsicht ist aber dennoch nötig, denn
man kann einen ?/I() mm starken Deckel nicht so
kräftig stechen, als einen doppelt stärkeren. Wie
beschrieben, würde das Monogramm sich auf
poliertem Grunde repräsentieren. Da eine polierte
Uhr sich beim Tragen leicht verkratzt, ist es vom
Träger derselben ratsam, sich von seinem Schneider
Wild- oder Putzleder in die betreffende Westentasche
nähen zu lassen, eventl. ein wenig Pariser Rot in
dieselbe zu streichen; die Uhr wird sich dadurch
bedeutend besser tragen. Die Uhr erst in ein Etui
oder Ledersäckchen zu stecken, ist eben nicht
handlich und unbequem. Wer diese glattpolierten
Uhren nicht liebt, aber dennoch gern ein grofzes
Monogramm darauf haben möchte, kann sich das-
selbe auf guillochiertem oder eisgraviertem Grunde
stechen lassen. Das Monogramm oder Wappen
wird in diesem Falle auf den glattpolierten Deckel
auftrassiert (nur die Konturen), hierauf wird der
aufgekittete Deckel in die Guillochiermaschine ge-
spannt und um sowie zwischen dem Monogramm
der Grund guillochiert oder auch mit entsprechend
schönem Eismuster graviert (mit dem Stichel).
Nachdem die Guillochierung oder Damaszierung
fertig, versieht man das Monogramm oder Wappen
mit den nötigen Glanzschnitten und dekoriert die
Balken der Buchstaben aber nur wenig, damit das
Monogramm oder Wappen sich
mit den Glanzflächen von dem
Grunde abhebt. Hierauf wird
der Deckel erwärmt, abgekittet,
der noch anhaftende Kitt mit
Watte ausgewischt und der
noch verbleibende Rest durch
Spiritus abgelöst und mit Seife,
weicher Bürste und Wasser
ausgewaschen. Der Deckel
wird hierauf wieder mit den
3 Stiften befestigt und das Ge-
häuse sauber nachpoliert. Soll
die Küvette mit Schrift oder
Widmung versehen werden,
so würde man schlecht dazu
können, wollte man die Schrift
gleich direkt auf die Küvette
gravieren, ohne die Küvette
herauszunehmen. Diese hat
nur „einen" Scharnierstift, wel-
chen man meist leicht mit
einem entsprechenden Stahl-
stiftdurchstöfzer in Form einer
Nadel, Spitze aber flach, an dem dünnen Ende des
Scharnierstiftes durchschieben kann. Hierauf wird
die Küvette aufgekittet, graviert, wieder abge-
kittet usw., wie oben behandelt beim aufgekitteten
Goldboden.
Ist keine Zeit vorhanden, den Deckel von der
Uhr abzumachen, oder bereitet das Entfernen der
Stifte Schwierigkeiten, so legt man zwischen ihn
und der Küvette entsprechend starken Karton, macht
den Deckel zu und graviert ihn. Die andere
Seite der Uhr kann man mit Papier bekleben,
damit diese nicht durch das viele Herumdrehen
auf dem Gravierkissen und die abfallenden Späne
verschrammt wird. Das Papier kann man nach
dem Gravieren leicht wieder feucht abweichen.
Auf das Gravierkissen legt man ein sauberes
Tuch oder weiches Leder. Es ist ratsam, Uhren,
welche mit einem besseren Monogramm oder
Wappen versehen werden sollen, zu einem tüch-
tigen Graveur zu senden, am besten zu einem
Spezialisten für Uhrengravierung. Denn es gehört
tatsächlich eine grofze Übung und zudem auch
viel Geschmack dazu, um eine wirklich saubere
und künstlerische Uhrendekoration so ausführen zu
können, dafz die Arbeit verwöhnten Ansprüchen
genügt.
GÜRTELSCHLIESSE
VON PROF. PAUL HAUSTEIN
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UND VERSUCHSWERKSTÄTTEN
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