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Nr. 1

JUGEND

1897

„Die Chinesen!" schrie ich wüthend, indem
ich meinen Steck fester packte, um mit Todes-
verachtung für die westliche Kultur zn kämpfen.

„Aber so kommen Sie doch aus dem Staub
heraus! Sie athmen ja ein Fast voll Dreck ein!"

„Nein!" rief ich, indem ich mich nach allen
Seiten vertheidigte.

Ich stand mitten drin; schwarze Wolken wir-
belten um mich auf, Papiere und Strohhalme
flogen mir in's Gesicht. Und plötzlich fühle ich
mich in die Höhe gehoben, es kommt mir vor,
als ob ich mitflöge. Schwindelnd ergreife ich
einen ebenfalls fliegenden Strohhalm.

Wahrhaftig, die Bacillen! „Weg von meinem
Strohhalm!" rufe ich.

Aber der Kerl lässt nicht locker. Es ist ein
rother BacilluS, dick und fett. Er hält sich an
meinem Strohhalni; wir fliegen zusammen bis
unter das Dach eines Hauses und bleiben am
Fensterbrett liegen.

„Ich muß da hinein", sagte der Bacillus.
„Sehen Sie daS junge Mädchen da drinnen?
Ich will in feine Lunge hinein, damit es stirbt."

„Gemeiner Kerl", rufe ich, „Würgengel der
Menschheit, das werden Sie nicht thun, so lange
ich einen Stock habe!"

Der Bacillus flog gegen die Fensterritze, ich
hinter ihm her. Ich renne mir stark den Kopf
am Fensterbrett an, die Gelegenheit benützt er,
um zu entrinnen.

„Sie", ruft er mir nach, „fallen's doch net
so dumm umenand, Ivann's betrunken san!"

Und gleich darauf habe ich mit einem zweiten
zu schaffen. „Es gibt lange nicht genug Aerzte",
brülle ich ihn an.

„Ich weist es, ich kenne die Nothlage des
ärztlichen Standes", erwidert er.

„Sehen Sie, diese Maschine ist ein Mittel,
ihr abzuhelfen. Ich weist es, denn ich habe im
Finger eines Stadtrathes eine Entzündung er-
zeugt! Diese Maschine ist ein Kehrbesen und
ist vom Magistrat errichtet worden, um uns
aufzuwirbeln, dainit es mehr Abnehmer für die
Aerzte gibt. So, jetzt wissen Sie's." — — —

—-Ich sah starr vor Staunen. Für

so weise hätte ich doch den Magistrat nicht ge-
halten. --

Da fast ich, und sann nach, bis endlich
vr. Schnack erschien und mich mit heftigen Vor-
würfen überschüttete.

„Reitet Sie denn der Teufel, den Kerl zu
hauen?"

„Er ist ein Würgengel' der Menschheit," —
erwiderte ich gelassen.---

Als ich einige Tage später einmal erwachte,
fand ich einen Strafbefehl wegen groben Unfugs,
verbunden mit Widerstand gegen die Staats-
gewalt.

Und nachdem ich recht lange nachgedacht»
fiel mir die^Geschichte ein, die ich soeben erzählt
habe.

Daphnis und Lhloe

Hans Rossmann (München).

Gelang der gnn; Menen

Wir wühlen in allen Gerüchen,

Wir liochen nach, allen Küche»,

Wir tanzen auk jedem Seil,

Wir kranken an allen Kränken,

Wir trinken in allen Schänken,

Wo irgend nur rin guter Wein, rin alter
oder junger, keil.

Klug lind wir aus der Maahen,

Dir aiierkeinltrn Kalen,

Dir ltrh'n uns im Gesicht;

Lrlrllrn lind wir heute,

Änd morgen blalirtr Leute,

Was üdermorgen kommen wird,jüas willen
wir selber nicht, s

Q). 3- Bierbaum.

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