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1897

j UGENÖ

Nr. 3

Forinte. Aber wo nichts ist, fließt nichts
zu. Es fiel ihm nichts Gescheidteres ein,
als daß es ein öffentliches Wunder sein
müßte, wenn er die Aufmerksamkeit auf
sich lenken sollte. Das war natürlich nichts
Leichtes und in allerhöchster Instanz traute
er sich darum auch nicht nachzusuchen. Vor
Rränkung sprang ihm dabei viel von der
Farbe ab, aber sonst blieb er gesund, nicht
einmal der Staub schadete ihm. Er war
aus tüchtigem Eichenholz.

Da hinkte auf einmal während der
großen Feierlichkeit, wo es bei dem heiligen
Damasus herüben ganz still war, ein gotts-
jämmerlicher Mann herbei, der ob seiner
Leiden viel seufzte und den Blick zum
Himmel erhob. Er ging ganz erbärmlich
auf Rrücken und den Arm trug er in einer
Schlinge und der Lopfwavnoch verbunden
und verklebt. Ganz unbemerkt wandte er
sich zur Rapelle des heiligen Damasus,
aber durchaus nicht, um dort zu beten,
sondern um die Ruhe daselbst zu genießen,
nicht mehr seufzen zu müflen, weil es dort
ohnehin niemand hörte, und um seine Beute
ungestört zu überzählen, die er aus dem
Mitleid der Pilger gewonnen.

Das war nämlich ein durchtriebener
Gauch, der seine gesunden Beine in Rrücken
gebettet hatte und sein äußeres Ansehen
gar erbärmlich darzustellen wußte. Daraus
zog er reichlicheren Gewinn, als wenn er
gearbeitet hätte. Viele solche gab es hier.
Als er so geborgen in dem kühlen Winkel
unter der Statue des heiligen Damasus
saß und so recht die Dummheit der braven
Pilger, wie auch die Wunder des heiligen
pankraz verlachte, überkam den heiligen
Damasus doch ein gerechter Zorn.

„Solcher Betrug wird unter meinen /
Augen vollführt." sprach er nachdenklich
und dabei fiel ihm etwas ein, daß er vor
Vergnügen ordentlich wackelte. „wie
wär's . . . wie wär's . . . wart Du
Lump!"

Und gerade lächelte dieser zu ihm hin-
auf, schob ein falsches Gröschlein in die
leere Büchse des Heiligen und meinte: „Hei,
armer Heiliger, sollst auch was in Dein
Büchslein klingen hören; ich und Dein
Bruder, wir machen die besten Geschäfte,
weil wir die Menschen zu behandeln wissen I
Du bist ein armer, ehrlicher Schlucker, Dul"

„wart, Du Lump l" rief der Heilige er-
zürnt, „Dir und mir soll geholfen werden!"
Und er wiegte und drehte sich, daß er wankte
und fiel.... Rrach! vor den eben einnick-
enden Gauch und noch auf ihn, daß es eine
tüchtige Beule fetzte. Der Heilige selbst
blieb fast unbeschädigt, er war von kerniger
Eiche.

Der Gauch, der nichts anderes glaubte,
als der Teufel und die Hölle selbst wäre
für seine Gotteslästerlichkeit über ihn ge-
kommen, vergaß Rrücken und Binden und
lief, so schnell ihn seine Füße nur trugen.
Aber"er kam nicht weit. Die ganzen Pil-
ger hatten sich erschrocken'gewendet, sahen
den herabgestürzten Heiligen und den be.
kannten Lahmen heil und gesund laufen. Da
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