Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 3

i

1897

» JUGEND

Die verhängnißvolle Ehrenbezeigung I.

Stimmungsbild von 1910.}

O schöne Zeit, o fromme Zeit,

Wie hast du’s doch gebracht so weit!

Am Tag des Herrn, am Feiertag,

Kein Mensch mehr schaffen darf und mag
Die Bäcker backen nicht mehr Brot,'

Und auch die Köchin zu streiken droht.
Sie kocht nur noch von elf bis zwei;

Mit dem Abendessen ist es vorbei,

Es sei denn, dass man Hunger hat
Auf alten Samstags-Kartoffelsalat.

Und oft in der Siesta-Zeit
Verfluchst du deine Vergesslichkeit,
Wenn die Cigarrentasche leer.

In Tabakläden gibt es nichts mehr,

Denn Sonntags — das darf dich nicht über-
raschen —

Füllt nur der Wirth die Cigarrentaschen
Und darf dir reichen, so viel du willst,
Vorausgesetzt, dass du den Durst auch

stillst;

Und hast du den ersten Krug erst leer,
Dann denkst du an die Siesta nicht mehr,
Dann rauchst du und trinkst und trinkst

dazu

Auf Grund des Gesetzes der Sonntagsruh’.

Dies alles aber war schon Brauch ,

Vor zehn bis fünfzehn Jahren auch;

Im Lauf der Zeit ward so allmählich
Jedweder am Sonntag Abend selig.

Das sind wir nun allesammt gewöhnt,
Und Ausnahmen sind gesetzlich verpönt.

Was aber im neunzehnten Jahrhundert
Schon nicht mehr bestaunt ward und nicht

bewundert,

Das hat für uns erst recht keinen Reiz,
Drum verschärfte man auch das Gesetz

bereits

Und hat in einigen Zusatznoten
Auch das Erkranken am Sonntag verboten.
Wer dennoch erkrankt — sei’s schwach
sei’s stark —

Zahlt Strafe bis zu fünfzig Mark,

Im Wiederholungsfälle jedoch
Sperrt man unweigerlich ihn in’s Loch.
Im Uebrigen ist die Bestimmung human
Und passt sich jedem Falle an.

So hat man für Todesfälle die Zeit
Von sieben bis neun Uhr Morgens geweiht,
Und ferner ist für den Eintritt in’s Leben
Von elf bis zwei Uhr freigegeben.

Wer später zu kommen sich erfrecht,
Verliert das Schrei- und Bürger-Recht.

Und für die nächste Reichstagssession-
Liegt vor eine Massenpetition,

Nach der auch die Mutter von solch’ einem

Kind

Nebst Vater und Amme zu strafen sind.

So geht nun Alles geordnet zu

Auf Grund des Gesetzes der Sonntagsruh’.

E. A. SELBACH.

Warnung

IDasJbu nicht kannst, das laß fein bleiben —

Das Dichten wie das Aegelscheiben.

fcf?- Scfym.

Unter Lebemännern

Baron v. Z.: Du soupirst seit kurzem mit
einer andern Tänzerin, warum hast
Du Carola den Abschied gegeben?

Lieutenant v. H.: Hab’ Erbschaft ge-
macht, Carola’s vulgärer Appetit ent-
spricht aber nicht meinem gesteiger-
ten Einkommen! m. b.
Register
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen