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1897

JUGEND

Nr. 11

(MtcXh ^rtctltprjslj. Rudolf Witte (München).

Männer zu Euren galanten Abenteuern kämt,
wenn alle Frauen fo spröde tbäten, wie es jeder
Mann just von seiner eignen verlangt? — Kurz,
der Assessor kriegte seinen Kusz zum Abschied."
»Schreiben wollen wir uns nicht, Kleine, das
führt zu nichts —" O, es war ein kluger Mann!
Es führt wirklich zu nichts, außer, daß man er-
wischt wird wie bei Fritz — „aber im Herbst
komme ich zu Dir nach Berlin!"

„Und er kam?" schrie Heinz Hagenau, der
erfahrne Frauenheld.

„Hm, nun wird mir die Erinnerung etwas
fatal — er kam nicht! Ich wartete auf ihn —
lind er kam nicht. Er hatte mich vergessen."

„Gott sei Dank!"

Bertha schnitt darüber ein Mäulchen. „Ganz
vergessen doch wohl nicht. Unsere Verlobung
muß er in der Zeitung gelesen haben und da
schrieb er mir."

„Dir, meiner Braut? Und das verschwiegst
Du bis jetzt?"

„Weil ich damals noch nicht wußte, in wie
weit Du das richtige Berständniß für so was
hättest! Natürlich ivünschte er Glück und ent-
schuldigte nebenbei sein damaliges Ausbleiben.
Er besäße leider Ehrgeiz, wolle Karriere machen,
du dürfe er noch nicht an's Heiraten denken —
und unglücklich hätte er mich nicht machen wollen,

dazu sei ich ihm zu gut gewesen. Recht verstehe
ich den Sinn zwar nicht —"

„Aber ich!!" ergänzte der ganz geknickte Ehe-
mann. „Er kam nicht, aber dafür kam ich —"
„Du? —" lachte Bertha übermüthig. „Noch
nicht. Erst kam Nummer drei."

„Waaas? Und Nummer wie viel bin denn
endlich ich?"

„Auf 34 wie Du hab'ich's leider nicht bringen
können! — Also Nummer 3 war ein Lieutenant
der nächsten Ballsaison — aber das lese ich nicht
vor! Siehst, die zerquetschte Nase war sozusagen
mein Liebestraum, meine reinste und süßeste

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Rudolf Wilke: Der Knallprotz
 
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