1897
JUGEND
Nr. 14
Erschrocken nahm die „Frau" ihren Kram
zusammen und zog ab, die kleine Gräfin war
ganz unter die Decke gekrochen, guckte aber
plötzlich hervor, rüttelte an ihres Mannes
Arm und wies nach dem schrecklichen packet
aus der Fensterbank; und wie den bösen Feind
ergriff er es mit starker Hand und schleuderte
es hinter der „Frau" her, befahl eine Droschke,
küßte seine kleine Gräfin und sagte: „Ich
fahre nun zum Doktor und komme nicht eher
wieder, bis ich eine andere „Frau" habe —
muß es denn solche Species sein — wenigstens
Abwechselung in der Farbe — wenigstens eine
rothe Nachtjackc soll sie haben!" Und fort war er.
Um s \ Uhr hielt der wagen wiederum
am Hause, und der Graf war einer kleinen,
behenden „Frau" beim Aussteigen behilflich.
In der Wohnung brannte noch überall
das Gas, und die Leute waren noch auf; wie
er ohne Aufenthalt iti's Schlafzimmer seiner
kleinen Gräfin trat, stand die Magd mitten im
Zimmer, und daneben saß eine Dame aus
der zweiten Etage, die er nur vom Ansehen
kannte. Sie hielt auf den Armen ein Packet
von Decken und Rissen, aus dem ein munteres
Schreien tönte; die kleine Gräfin aber lag gani
still und sah ihn ans den dunklen Rinder- ,
äugen voll rührender Seligkeit an.
„Lin Junge — o Du, wir haben eitlen
Jungen!"
„was? mein Gott — das kann ja gar
nicht möglich fein, denn ich bringe doch hier
die ,FraillI"
Union! äue fais tu c!e la viel!
Was machst Lu aus dom Leben, Linon,
Linon ?!
Line lachende tolle Posse,
Tlinon!
äue fais tu de la viel!
Sin Stück für die Linder der Gosse,
Llit Janzeinlagen, Linon!
Was machst Lu aus dem Leben, Linon,
Linon ?!
Gin Trauerspiel roird’s morden,
Las traurigste auf Erden
Wenn Lu alt wirst, Linon!
B von Münchhausen.
227
Stcinlcn (Paris).
JUGEND
Nr. 14
Erschrocken nahm die „Frau" ihren Kram
zusammen und zog ab, die kleine Gräfin war
ganz unter die Decke gekrochen, guckte aber
plötzlich hervor, rüttelte an ihres Mannes
Arm und wies nach dem schrecklichen packet
aus der Fensterbank; und wie den bösen Feind
ergriff er es mit starker Hand und schleuderte
es hinter der „Frau" her, befahl eine Droschke,
küßte seine kleine Gräfin und sagte: „Ich
fahre nun zum Doktor und komme nicht eher
wieder, bis ich eine andere „Frau" habe —
muß es denn solche Species sein — wenigstens
Abwechselung in der Farbe — wenigstens eine
rothe Nachtjackc soll sie haben!" Und fort war er.
Um s \ Uhr hielt der wagen wiederum
am Hause, und der Graf war einer kleinen,
behenden „Frau" beim Aussteigen behilflich.
In der Wohnung brannte noch überall
das Gas, und die Leute waren noch auf; wie
er ohne Aufenthalt iti's Schlafzimmer seiner
kleinen Gräfin trat, stand die Magd mitten im
Zimmer, und daneben saß eine Dame aus
der zweiten Etage, die er nur vom Ansehen
kannte. Sie hielt auf den Armen ein Packet
von Decken und Rissen, aus dem ein munteres
Schreien tönte; die kleine Gräfin aber lag gani
still und sah ihn ans den dunklen Rinder- ,
äugen voll rührender Seligkeit an.
„Lin Junge — o Du, wir haben eitlen
Jungen!"
„was? mein Gott — das kann ja gar
nicht möglich fein, denn ich bringe doch hier
die ,FraillI"
Union! äue fais tu c!e la viel!
Was machst Lu aus dom Leben, Linon,
Linon ?!
Line lachende tolle Posse,
Tlinon!
äue fais tu de la viel!
Sin Stück für die Linder der Gosse,
Llit Janzeinlagen, Linon!
Was machst Lu aus dem Leben, Linon,
Linon ?!
Gin Trauerspiel roird’s morden,
Las traurigste auf Erden
Wenn Lu alt wirst, Linon!
B von Münchhausen.
227
Stcinlcn (Paris).