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Nr. 17

JUGEND

1897

Me

Kevoluiion im Uamiemvalö

(Eine Episode aus einer unveröffentlichten Chronik)
Von Fritz Salzer (München),
mit Zeichnungen von Arp a d S chmidhammer
(München.)

Im Tannenwald droben, Ihr wißt, wo ich mein',
(Man geht bei dem Brombeerstrauch links hinein)
Da herrschte in jener selbigen Zeit
Eine sehr geschäftige Thätigkeit.

Es hatte da nämlich ein Gnom ein kleiner,

Ein buckliger, aber ein Kopf ein seiner,
lieber die Zustand' im Wald da oben
Bei der hohen Regierung Beschwerde erhoben.
Er habe da jüngst in sein linkes Bein
Sich zugezogen ein Zipperlein!

Warum? Weil der Wald zu unhygienisch,
Gepflastert und kanalisirt zu wenig!

Weil die Wohnungen entweder sencht und klein,
Oder auch zugig und windig sei'n!

Auch habe erst vor wenigen Wochen
• -j Sein Onkel Heini ein Bein gebrochen.

Warum? Weil die Glühwurmakticngesellschast
Nicht genügend Laternen an Ort und Stell' schafft:
Stichdunkel ist's ost, wenn vom Abendschmaus
lieber Steine und Wurzeln man krabbelt nach

Haus.

Auch wisse man wegen der Bummelei
Des Kukuks nie, wie viel Uhr es sei.

Zum Beispiel habe er erst kurzhin
1, |H Um 11 Uhr Abends nur 8 mal gcschrien.

So daß er, der Schreiber, in Folge dessen
Um 3 Stunden zu lang im Wirthshaus gesessen.
Ueberhanpt sei der Vögel Benehmen sehr weit
T Von Ordnung entsernt und Reinlichkeil.
h 1 1 “ 1 Als Beispiel ihrer abscheulichen Führung
Sende er seinen Hut der hohen Regierung.

Die Klageschrift tvard in der Kammer verlesen
Und betont, dass der Hut früher schwarz gewesen,
Es waren einig fast alle Partei'n,

Daß das geradezu türkische Zustände sei'n.

Und an diesem Mangel an Disciplin
Sei Schuld nur die Elfenkönigin,

Die, statt weise zu herrschen im Wald, nur tanzen
Im Mondschein wolle und firlefanzen.

Dann faßte man folgende Resolution:

Die Regierung schickt eine Kommission,

Die bringt in ganz systematischer Weise
Die Waldanarchie in gesetzliche Gleise.

Die Elsenkönigin, weil außer Stande,
Vernünftig zu herrschen in ihrem Lande,

Wird zur Repräsentantin degradirt
Und der Wald von Staateswegen regirt.

So kamen sie denn in den Wald, an der tot«
Zwei wirklich geheime Regierungsräthe,

Und diese mit ihren Assessoren
Begannen ihr Amt als Organisatoren.

Zunächst schien der Hirschkäfer zwickend Geschlecht
Als Schutzmannschast gerade recht,

Und Iver nur halbwegs verdächtig blickt,

Der ward einstweilen festgezwickt.

war sonst auch gar keine Möglichkeit,

Die Wohlfahrt der Waldesöffentlichkeit
So herzustellen, wie man verpflichtet.

Dann ward ein Verwaltungsgebäude errichtet.
In allen Zimmern schrieb nian sehr fleißig,

Die zwei Räthe auf Nr. 37,

Und nun begann ein Eruiren,

Ein Jnspiciren und Reglementiren,

Ein Konstatiren und Expediren,

Ein Liniiren und Nunmieriren,

Und die richtige Ordnung herrschte so
In diesem WaldinspektionSbureau.

Die Arbeit ward submissionsweis vergeben
An die Handwerker, welche im Walde leben:
Die Maulwürfe sollten Kanäle graben
Und dabei die Mäuse zur Hilfe haben;

Die Abfuhr der Absallstoffe sei
Die Pflicht der gesamntten Mistkäferei.

Der Glühwurmgesellschaft ward vorgeschrieben,
Von Abends halb acht bis Morgens halb sieben
Laternen zu stellen, in Zwischenräumen,

Und die Straßenbeleuchtung nicht zu versäumen.
Die Ameisen sollten die Wege entwässern,

Und die Vögel die Wände und Dächer verbessern.
Der Kukuk sollt' richtig die Stunden schrein
Und im Uebrigen still und bescheiden sein.

Die Singstundenzeit für die Vögel sei
Von 8-0 und von 2—3.

Und die Rothkehlchen, die sollten am Kragen
Keinerlei rothe Kravatten mehr tragen.

Auch sollten in Zukunft nicht mehr die Hummeln
So die Köpfe zusammenstecken und brummeln;
Denn was sie Va heimlich brummelten, sei
Doch nur Opposition und Freigeisterci.

Jedoch der geistliche Stand der Raben
Sollte großes Gewicht und Ansehen haben,

Und zu dem Besuche der Sonntagspredigt
Sei Jedermann officiös genöthigt.

So würde es denn allmählich gelingen,

Die Waldstaatsbürger näher zu bringen
Den beiden wichtigsten Idealen
Nämlich: gehorchen und Steuern zahlen.

Tie zwei Nttthinnen schufen zur selbigen Zeit
Einen Theekranz zur Hebung der Sittlichkeit
Und rügten, kundig der Etiquette,

Zunächst der Elfenfürstin Toilette.

Es ward ihr bedeutet, man wünsche von oben
Nicht mehr diese Spinnfäden-Mondscheinroben,
Bei welchen gewöhnlich, man weiß es, ohshoking,
Kaum bis zu denKnicneineAhuungvonRockging.
Die Rüthinnen seien zu jeglicher Zeit
Zur Lieferung von Mustern recht gerne bereit;
Bei Bällen könnte die früheren Roben
Die Fürstin ja tragen, jedoch nur oben.


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Register
Arpad Schmidhammer: Zeichnungen zm Text "Die Revolution im Tannenwald"
Fritz Salzer: Die Revolution im Tannenwald
 
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