Nr. 25
j uGEND
1897
Sehnsucht
Ich ward aus Erden nicht geboren,
In heitern Himmeln stand das Schloß,
Mo giürkoerklärt und traumverloren
Ein früh'res Leben mir verfloß,
Dis mich von blauen Wolkenkissen
Vertrieb des Sturmgotts jäher Flug
And ich, der Harmonie entrissen,
Cntgöttert auf die Erde schlug.
Nun stillt mich Sehnsucht nach den Garten,
Die ewig roth in Rosen blüh'n,
And den verlorenen Gefährten,
Die ihre Stirn damit umsteh'».
Auch denk' ich innig und verstohlen,
Wie ich des Spiels mit ihnen pflag,
Da mit der Anmuth ihrer Sohlen
Nichts Irdisches sich messen mag.
Hier ist's die Nacht, die aus den feuchten
And regentrüben Fluren liegt,
Vis einst mit breitem Schwingenleuchten
Der Tag sich aus den Wolken wiegt.
Wenn dann der junge Regenbogen
Versöhnend sich herniederspannt,
Lamm' ich auf ihm emporgezogen
And grüß' ein längst vertrautes Land
Georg Palma.
Schwermut!)
Erloschen ist die letzte Olnth im Heerde;
Der Morgen graut, Icit ivird es, daß ich geh' —
Ich weiß es nicht, wohin ich wandern werde—
Ich ivill so weit, daß ich Dich nimmer seh'.
Wüßt' ich rin Land für mich und meines-
gleichen,
Mo schwarze Rosen an den Stöcken blüh'»,
Wo breitgeflügelt Trauermäntel streichen
And blasse Sterne durch die Wolken glüh'n.
Wo dunkle C!uellen aus den Bergen springen.
Wo nie das Glück ein Menschenherz erhellt,
Wo keine Sänger und kein Harsenklingen -
Ich zog' dorthin und baute mein Gezelt.
Daun faß' ich stumm mtf übermoostem Stein
Wräch' Wlatt um Wlatt von dämmernden
Cypressen,
And Her; und Augen schliefen mttlig ein,
And mit der Welt würd' ich auch Dich ver-
gessen .... Georg Palma.
Oas Härchen von öer Urene
Sic waren Jugendfreunde.
Schon in den Bubenstreichen ihrer Anaben-
zeit war ein verwandter Zug gelegen; in der
ersten Gymuasialklasse dann standen sie einander
redlich bei, den Professor zu betrügen; und scholl
damals tauschten sie anläßlich eitler Schularbeit
nicht selten ihre Ideen ans. Aber sie wurden
älter und ernster, und als beim Abiturienten-
cxaiiien die Schwierigkeiten des Abschreibens
bedeutend stiegen, fühlten sie zum erstenmale,
daß sic wahlverwandte Seelen feien. Doch den
Bund für's Leben schloffen sie erst in der un-
mittelbar folgendeli Studentenzeit, da sie die
ersten Räusche jeder Art geineinsain erprobt
hatten.
Und null hatten sie sich seit 25 Jahren nicht
mehr gesehen — die Jugendfreunde. Aber heute
hatte ein Zufall beit Romanschriftsteller aus
Liebhaberei Paul Soldau mit dem gleicher-
maßen gefürchteten Staatsanwalt Hanns Hol-
zer znsammengefllhrt, und schon nach wenigen
Minuten hatten sie vergessen, was vor und
hinter ihren Anabcunamen stand, und waren
wieder die Freunde Paul und Hanns.
Paul war einer jener zahlreichen Lomödi-
anten der Melancholie, Aünstlcrnaturen, die
die Welt nach allen Seiten hin genießen, um
dann von den Trümmern ihres Glückes herab
wchmüthig zu lächeln. Sein großer Schmerz
war, daß niemand seiner Versicherung Glauben
schenkte, er sei leider lange nicht so heiter und
glücklich, als er anssähe. Deiln trotz aller jäm-
inerlichen Erfahrungen und boshasteli Ent-
täuschungen, die ihm das Leben angeblich be-
reitet haben sollte, hatte Paul sich seinen Schnurr-
bart in ungetrübter Schwärze zu erhalten ge-
wußt, sein glattrasirtes Ainu trug nur die dicke
Falte derBehaglichkeit, und seine schöiieMänner-
gestalt hatte sich in Daseinsqualen gar stattlich
gerundet. Ach! Er lächelte schmerzlich, wenn
man ihm höflich das sagte, worum er seinen
Spiegel tagtäglich ängstlich fragte, daß er noch
immer der sei, der er vor 25 Jahren gewesen,
der Fraucuhold, der schöne Paul.
Aber Hanns gehörte in die Aaste der geist-
reichen Spötter; Geniüth. mit seinen weheit
und Leiden, hatte er nie gekannt. Er hatte
stets über Alles zu lachen gewußt, und war
nur traurig, wenn er sich davon eitle komische
Wirkung versprach; und er hatte sich oftmals
gerühmt, daß ihm das Leben nichts auhabcn
könne, ihm, dem spöttischen Philosophen. Aber
das Leben hatte seilte Gestalt gedörrt und ge-
brochen, seine spärlichen Haare waren beim
Sxoltcn allgemach aschfarben geworden, und
die tausend höhnischen Fältcheu seines ausge-
inergclten Iuristcngcsichtcs erzählten nicht nur
von Bitterkeiten, sondern auch von Bitternissen.
Und iiun saßen sic einander gegenüber,
Hanns und Paul, hinter den hohen Spiegel-
scheiben eines eleganten Sommercafes. Eine
Zeit lang hatten sie mit der Stimme der Er-
innerung von der Reihe jener kläglichen, täg-
lichen Dinge gesprochen, die, vom Anfang oder
vom Ende betrachtet, in eine so leuchtende Aette
verschwimmen: Earriere. Aber schon nach einer
halben Stunde hatten sie auserzählt. Ulid nun
saßen sie eine gute weile still und ernst, und
schauten abwechselnd in das glosende Roth ihrer
Eigarre und hinaus auf die herbstliche Prome-
nade, wo zwischen hohen schwarzen Stämmen
die fahlen Blätter ihren traurigen Todteutanz
tanzten. Sie schwiegen; seit 25 Jahren halten
sie sich nicht gesehen, und waren Freunde, und
hatten sich nichts Neues mehr zu sagen. Und
beide dachten heimlich daran, wie sie früher,
als junge Leute, nicht fertig wurden mit dem
Erzählen, wenn sie sich zufällig einmal eine
Woche nicht gesehen hatten.
„weißt Du es noch?" fragte Paul der Ro-
mancier, mit seinem traurigen Professionisten-
lächcln, und er erinnerte seinen Freund daran,
wie sie damals so viel Neues erlebten, jeden
Tag, jede Stunde, damals, in entschwundener
Jugendzeit, im soiincndurchwobeneu Lenz....
„Ich weiß", seufzte Hanns und schaute be-
wegt hinaus in die wehenden Blätter. „Da-
mals, nicht wahr, im blauen Lenz, da die
Blätter und wir beide noch so grün waren...."
Paul nickte. „wenn ich nur wüßte", fuhr
er fort, „welche die Wichtigkeiten des Lebens
waren, die uns dazunral so sehr beschäftigten,
daß wir stnndenlang davon erzählen konnten?...
Uebrigcns ich glaube Hanns, ich glaube, cs war
immer dasselbe, und in den allermeisten Fällen
waren es die Weiber."
„Haha! Die Weiberl" lachte Hanns, so bos-
haft als er konnte.
Und auch Paul stimmte in dieses Lachen
ein. Es war im Allgemeinen ein geschultes,
wohlerzogenes Lachen, das sie da lachten, wie
es in der besten Gesellschaft gelacht werden
darf; aber im Grunde klang es doch ein wenig
trüb und herbstlich, und gar viele welke Blätter
rauschten darin.
Aber plötzlich gewahrte Paul, der Roman-
tische, wie ein Bündel rothgoldener Sonnen-
strahlen durch eine zackige Baumkrone gegen-
über mit goldigem Schimmern glitt und in einer
leuchtenden Garbe den blauen Ranch ihrer
Eigarren durchdraug. Da fühlte er, daßSchwcr-
inuth ihn ergreife. Und rasch entschlossen befahl
er dem Aellner, die weißen Weingläser gegen
wassergrüne Römer zu vertauschen, schob deren
einen, bis an den Rand gefüllt, in die verirrten
Sonnenstrahlen, seufzte einigemale, gleichwie
ein Musiker sein Instrument stimmt, und be-
gann plötzlich:
„Sag' selber Hanns, haben wir uns Das
nicht ganz anders vorgeftcllt?"
„was denn?"
„Na, das mit den Weibern."
Der Staatsanwalt holte das satirische Lächeln
hervor, das in den Falten um seinen Mund
gleichwie in einem Etui schlummerte.
Aber schon hatte der Romancier sich träu-
merisch zurückgelehnt.
„Sichst Du, mich hat das Leben auf vielen
Gebieten enttäuscht," sagte er nicht ohne Stolz,
„aber nirgends so bitter und traurig wie in
dieser Beziehung."
„Mich auch!" warf Hanns ei», und das
boshafte Lächeln ward grimmig.
Der Erzähler aber fuhr unaufhaltsam fort:
„Jawohl, ich weiß ein Lied zu singen, in
dieser Melodie I Dir weißt ja, ich war von
jeher ein großer Weibernarr. In jenen Jahren
vor dem Erwachen, in denen die Seele des
Jünglings vom nahenden Leben träumt, habe
ich nur von den Frauen geträumt. Dann ver-
wendete ich fast ein vicrteljahrhundert darauf,
diesen Träumen »achznlaufen. Und so ward
ich ein trauriger, alter Mann, ein müder
Desillusionär."
Und in aufrichtigem Mitleid mit sich selbst
trank er den funkelnden Römer leer.
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Sehnsucht
Ich ward aus Erden nicht geboren,
In heitern Himmeln stand das Schloß,
Mo giürkoerklärt und traumverloren
Ein früh'res Leben mir verfloß,
Dis mich von blauen Wolkenkissen
Vertrieb des Sturmgotts jäher Flug
And ich, der Harmonie entrissen,
Cntgöttert auf die Erde schlug.
Nun stillt mich Sehnsucht nach den Garten,
Die ewig roth in Rosen blüh'n,
And den verlorenen Gefährten,
Die ihre Stirn damit umsteh'».
Auch denk' ich innig und verstohlen,
Wie ich des Spiels mit ihnen pflag,
Da mit der Anmuth ihrer Sohlen
Nichts Irdisches sich messen mag.
Hier ist's die Nacht, die aus den feuchten
And regentrüben Fluren liegt,
Vis einst mit breitem Schwingenleuchten
Der Tag sich aus den Wolken wiegt.
Wenn dann der junge Regenbogen
Versöhnend sich herniederspannt,
Lamm' ich auf ihm emporgezogen
And grüß' ein längst vertrautes Land
Georg Palma.
Schwermut!)
Erloschen ist die letzte Olnth im Heerde;
Der Morgen graut, Icit ivird es, daß ich geh' —
Ich weiß es nicht, wohin ich wandern werde—
Ich ivill so weit, daß ich Dich nimmer seh'.
Wüßt' ich rin Land für mich und meines-
gleichen,
Mo schwarze Rosen an den Stöcken blüh'»,
Wo breitgeflügelt Trauermäntel streichen
And blasse Sterne durch die Wolken glüh'n.
Wo dunkle C!uellen aus den Bergen springen.
Wo nie das Glück ein Menschenherz erhellt,
Wo keine Sänger und kein Harsenklingen -
Ich zog' dorthin und baute mein Gezelt.
Daun faß' ich stumm mtf übermoostem Stein
Wräch' Wlatt um Wlatt von dämmernden
Cypressen,
And Her; und Augen schliefen mttlig ein,
And mit der Welt würd' ich auch Dich ver-
gessen .... Georg Palma.
Oas Härchen von öer Urene
Sic waren Jugendfreunde.
Schon in den Bubenstreichen ihrer Anaben-
zeit war ein verwandter Zug gelegen; in der
ersten Gymuasialklasse dann standen sie einander
redlich bei, den Professor zu betrügen; und scholl
damals tauschten sie anläßlich eitler Schularbeit
nicht selten ihre Ideen ans. Aber sie wurden
älter und ernster, und als beim Abiturienten-
cxaiiien die Schwierigkeiten des Abschreibens
bedeutend stiegen, fühlten sie zum erstenmale,
daß sic wahlverwandte Seelen feien. Doch den
Bund für's Leben schloffen sie erst in der un-
mittelbar folgendeli Studentenzeit, da sie die
ersten Räusche jeder Art geineinsain erprobt
hatten.
Und null hatten sie sich seit 25 Jahren nicht
mehr gesehen — die Jugendfreunde. Aber heute
hatte ein Zufall beit Romanschriftsteller aus
Liebhaberei Paul Soldau mit dem gleicher-
maßen gefürchteten Staatsanwalt Hanns Hol-
zer znsammengefllhrt, und schon nach wenigen
Minuten hatten sie vergessen, was vor und
hinter ihren Anabcunamen stand, und waren
wieder die Freunde Paul und Hanns.
Paul war einer jener zahlreichen Lomödi-
anten der Melancholie, Aünstlcrnaturen, die
die Welt nach allen Seiten hin genießen, um
dann von den Trümmern ihres Glückes herab
wchmüthig zu lächeln. Sein großer Schmerz
war, daß niemand seiner Versicherung Glauben
schenkte, er sei leider lange nicht so heiter und
glücklich, als er anssähe. Deiln trotz aller jäm-
inerlichen Erfahrungen und boshasteli Ent-
täuschungen, die ihm das Leben angeblich be-
reitet haben sollte, hatte Paul sich seinen Schnurr-
bart in ungetrübter Schwärze zu erhalten ge-
wußt, sein glattrasirtes Ainu trug nur die dicke
Falte derBehaglichkeit, und seine schöiieMänner-
gestalt hatte sich in Daseinsqualen gar stattlich
gerundet. Ach! Er lächelte schmerzlich, wenn
man ihm höflich das sagte, worum er seinen
Spiegel tagtäglich ängstlich fragte, daß er noch
immer der sei, der er vor 25 Jahren gewesen,
der Fraucuhold, der schöne Paul.
Aber Hanns gehörte in die Aaste der geist-
reichen Spötter; Geniüth. mit seinen weheit
und Leiden, hatte er nie gekannt. Er hatte
stets über Alles zu lachen gewußt, und war
nur traurig, wenn er sich davon eitle komische
Wirkung versprach; und er hatte sich oftmals
gerühmt, daß ihm das Leben nichts auhabcn
könne, ihm, dem spöttischen Philosophen. Aber
das Leben hatte seilte Gestalt gedörrt und ge-
brochen, seine spärlichen Haare waren beim
Sxoltcn allgemach aschfarben geworden, und
die tausend höhnischen Fältcheu seines ausge-
inergclten Iuristcngcsichtcs erzählten nicht nur
von Bitterkeiten, sondern auch von Bitternissen.
Und iiun saßen sic einander gegenüber,
Hanns und Paul, hinter den hohen Spiegel-
scheiben eines eleganten Sommercafes. Eine
Zeit lang hatten sie mit der Stimme der Er-
innerung von der Reihe jener kläglichen, täg-
lichen Dinge gesprochen, die, vom Anfang oder
vom Ende betrachtet, in eine so leuchtende Aette
verschwimmen: Earriere. Aber schon nach einer
halben Stunde hatten sie auserzählt. Ulid nun
saßen sie eine gute weile still und ernst, und
schauten abwechselnd in das glosende Roth ihrer
Eigarre und hinaus auf die herbstliche Prome-
nade, wo zwischen hohen schwarzen Stämmen
die fahlen Blätter ihren traurigen Todteutanz
tanzten. Sie schwiegen; seit 25 Jahren halten
sie sich nicht gesehen, und waren Freunde, und
hatten sich nichts Neues mehr zu sagen. Und
beide dachten heimlich daran, wie sie früher,
als junge Leute, nicht fertig wurden mit dem
Erzählen, wenn sie sich zufällig einmal eine
Woche nicht gesehen hatten.
„weißt Du es noch?" fragte Paul der Ro-
mancier, mit seinem traurigen Professionisten-
lächcln, und er erinnerte seinen Freund daran,
wie sie damals so viel Neues erlebten, jeden
Tag, jede Stunde, damals, in entschwundener
Jugendzeit, im soiincndurchwobeneu Lenz....
„Ich weiß", seufzte Hanns und schaute be-
wegt hinaus in die wehenden Blätter. „Da-
mals, nicht wahr, im blauen Lenz, da die
Blätter und wir beide noch so grün waren...."
Paul nickte. „wenn ich nur wüßte", fuhr
er fort, „welche die Wichtigkeiten des Lebens
waren, die uns dazunral so sehr beschäftigten,
daß wir stnndenlang davon erzählen konnten?...
Uebrigcns ich glaube Hanns, ich glaube, cs war
immer dasselbe, und in den allermeisten Fällen
waren es die Weiber."
„Haha! Die Weiberl" lachte Hanns, so bos-
haft als er konnte.
Und auch Paul stimmte in dieses Lachen
ein. Es war im Allgemeinen ein geschultes,
wohlerzogenes Lachen, das sie da lachten, wie
es in der besten Gesellschaft gelacht werden
darf; aber im Grunde klang es doch ein wenig
trüb und herbstlich, und gar viele welke Blätter
rauschten darin.
Aber plötzlich gewahrte Paul, der Roman-
tische, wie ein Bündel rothgoldener Sonnen-
strahlen durch eine zackige Baumkrone gegen-
über mit goldigem Schimmern glitt und in einer
leuchtenden Garbe den blauen Ranch ihrer
Eigarren durchdraug. Da fühlte er, daßSchwcr-
inuth ihn ergreife. Und rasch entschlossen befahl
er dem Aellner, die weißen Weingläser gegen
wassergrüne Römer zu vertauschen, schob deren
einen, bis an den Rand gefüllt, in die verirrten
Sonnenstrahlen, seufzte einigemale, gleichwie
ein Musiker sein Instrument stimmt, und be-
gann plötzlich:
„Sag' selber Hanns, haben wir uns Das
nicht ganz anders vorgeftcllt?"
„was denn?"
„Na, das mit den Weibern."
Der Staatsanwalt holte das satirische Lächeln
hervor, das in den Falten um seinen Mund
gleichwie in einem Etui schlummerte.
Aber schon hatte der Romancier sich träu-
merisch zurückgelehnt.
„Sichst Du, mich hat das Leben auf vielen
Gebieten enttäuscht," sagte er nicht ohne Stolz,
„aber nirgends so bitter und traurig wie in
dieser Beziehung."
„Mich auch!" warf Hanns ei», und das
boshafte Lächeln ward grimmig.
Der Erzähler aber fuhr unaufhaltsam fort:
„Jawohl, ich weiß ein Lied zu singen, in
dieser Melodie I Dir weißt ja, ich war von
jeher ein großer Weibernarr. In jenen Jahren
vor dem Erwachen, in denen die Seele des
Jünglings vom nahenden Leben träumt, habe
ich nur von den Frauen geträumt. Dann ver-
wendete ich fast ein vicrteljahrhundert darauf,
diesen Träumen »achznlaufen. Und so ward
ich ein trauriger, alter Mann, ein müder
Desillusionär."
Und in aufrichtigem Mitleid mit sich selbst
trank er den funkelnden Römer leer.
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