Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben (5.1900, Band 1 (Nr. 1-26))

Nr. 6 (Redaktionsschluss: 24. Januar 1900) • J TT Gr E N D •

1900

malen. König Marke trägt die Züge des
großen Mäntelfabrikanten Paul Singer.

Im Ranonenfcral Bilder aus der „Zauber-
flöte" — Camino — Herr Krupp in Essen.

Im Saal für Eisenindustrie Szenen aus
dem „Götz von Berlichingen." Götz von
Berlichingen mit dev eisernen Hand— Herr
von Stumm. —

Im Saal für Zuckerwaarcn wären viel-
leicht Bilder aus der „Hermannsschlacht" wohl
angebracht. Hermann der Cherusker — Herr
Srollwerk^

In der Abtheilung für Schuhwaaren
Bilder aus der „Versunkenen Glocke/' Nickel-
mann — Herr Direktor von Werner.

In dem Saale für Blechindustrie Szenen
ans „Nathan der weise." Nathan müßte
die Züge des Herrn Dr. Lieber tragen. —

In dem Saale für Körperpflege und
Haarkunst Darstellungen aus deu „plibel-
ungen;" Hagen von Tronje — Herr Haby.

In der Abtheilung für Drechslerwaaren
Szenen aus dem „Rattenfänger von Ham-
meln." Rattenfänger — Herr Bebel

In der Marineabtheilung Szenen aus
Goethe's „Faust."' — Mephistopheles — Herr-
Eugen Richtcrl U, s. w. u. s. f.

Letzte Telegramme

—ei— Eine amtliche Depesche aus Lady smitl)
meldet: Alles wohl!

—au— Eine nicht amtliche Depesche aus Lady-
smitl) meldet: A l l e s unwohl!

Geehrter Redakteur!

Die „Jugend" hat in Nr. 5 einen Artikel
„Die Engländer und das VWerrecht".gebracht,
mit dem sein Verfasser, Geh.-Nath Professor
Dr. von Sepdel in München,' allseitige Zu-
stimmung gefunden hat. Nur gegen Einen Sah
sind Bedenken geltend gemacht worden, die
Geh.-Rath v. Sepdel selbst als begründet an-
erkennen muß. Es wird gesagt, man glaube
nicht, wir einsichtig ein Engländer werde, wenn
er ordentlich Prügel bekomme. Es ist ja im
Allgemeinen richtig, daß das Mißgeschick be-
lehrende Kraft habe: aber es ist fraglich, ob
das für die Engländer zutrifft. Prügel haben
ja die Engländer erhalten, daß es eine Art
hat. Daß sie aber gescheidter geworden seien,
wird sich nicht behaupten lassen. Man wird
also den Wunsch nach Verstärkung der Dosis
theilen können, sich aber keine Rechnung auf
pädagogische Wirkungen machen dürfen.

M. Schlierbach

Immer geWlickvoll und sinnig!

In der „polytechnischen Gesellschaft" zu
Berlin hat neulich Commerzienrath L. einen
Oortrag.gehalten über „Die deutsche Parfümerie
auf der pariser Weltausstellung." Dabei
machte er die Mitthcilung, daß der „Parfümerie-
Pavillon" dort mit Wandmalereien aus
„Thannhäuser" und „Pärsifal" geschmückt
werden soll. Dabei solle der parsifal die
Züge des um die Parfümeriekunst hochver-
dienten vr. DH. tragen.

Die Idee ist reizend und neu! Man muß
sie auch in den übrigen Ausstellungsräumen
anwenden und hat somit eine wundervolle
Gelegenheit, die deutsche Industrie mit. der
Kunst zu verschwistern.

In den Räumen für Lonfektion konnte
man z. B. die Dristansage an die wand

nt. Die Negierung in Pretoria hat auf
die Nachricht von der bevorstehenden Ankunft
von weiteren 60 000 Mann englischer Trup-
pen in Südafrika .alle verfügbaren Privat-
quartiere zur Aufnahme der Herren in Stand
setzen lassen. Bei ihrer Ankunft in dem er-
sehnten Pretoria wird die tapferen Krieger eine
Ehrenpforte mit der Aufschrift begrüßen:

„Es ist erreicht!"

o. In Wien begeht der „Verein ehe-
maliger Ministerpräsidenten" heute
sein 1/. Stiftungsfest. Die Feierlichkeiten be-
gannen mit einem.'Umzug durch die Stadt.
Der imposante Zug der Mitglieder reichte vom
Ring bis nach Währing hinaus.,

xy, In Essen wurde einer bekannten Per-
sönlichkeit aus bekanntem .Anlaß heute eine
große Morgenmusik därgebracht. Die Ka-
pelle spielte „Behüt' Dich Gott, es war'
so schön gewesen" und „Ood save the
•Queen!“

Ganz wohlgemuth und guter Ding'
Mit seinem Korb der Michel ging.
Da fiel den braven kleinen Mann
Ein Bullenbeißer gierig an.

Es dachte sich das böse Vieh:
In diesem Korbe sind' ich sie!
Fand aber mit betrübtem Sinn
Nicht die gesuchte Wurst darin.

,Etsch! Etsch!' der Michel rust und lacht, ^
Hat aber still bei sich gedacht:

Wie schön war eine Peitsche, traun!

Ihm aus die Schnauze Eins zu haun!

Herausgeber: Di-, GEORG HIRTH; verantwortlicher Redakteur: F. von QSTINI; G. HIRTH’s Kunstverlag, verantwortl'.eh für den Inseratentheil: G. EICHMANN, säramtlich in München.

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