1900
JUGEND .
Nr. 26
Erst jetzt ist eine wirkliche Massenwirkung gegen-
über der sogenannten des 16. Jahrhunderts mög-
lich. Erst jetzt wird die Buchdruckerkunst, die
sich den neuen Anforderungen gemäß durch
Stereotypie und Galvanoplastik, Gießmaschine,
Schnellpressen, s. w. in ungeahnter Weise ent-
wickelt hat, ein unermeßlicher Faktor im geistigen
Leben. Erst wir sehen die wirklichen großartigen
Folgen der Erfindung Johann Gutenbergs.
Dem Unbekannten!
Dankbarkeit erfüllt mein Herze,
Und es preist den Mann mein Mund,
Der zuerst in Druckerschwärze
Schwarze Tinte wandeln kunnt!
Ew'ger Ruhm ward ihm zum Loose,
Feurig Lob in Wort und Schrift,
Doch dem Veilchen gleich im Moose,
Blüht, der fand — das Gegengift.
Denn der Schwarzkunst viel verübeln
Müßt' ich ohne jenen Mann,
Der zuerst durch Forschen, Grübeln
Den Papierkorb uns ersann.
Dieses Braven Namen kündet
Uns kein Lied, kein Heldenbuch,
Aber leicht ist es begründet:
Er schuf Segen mehr als Fluch!
Er verbarg ein Heer von Dichtern
Schonend vor dem Aug' der Welt.
(Hohn nur jenen Splitterrichtern,
Denen nie mein Sang gefallt!)
Schützend wurde er zum Damme
Für das schwache Publikum,
So ein Jüngling seiner Flamme
Halber ritt den pegasum!
Drum ein Lorbeerreis gebrochen,
Ihm, der jene wehr uns flocht!
wenn in diesen Festeswochen
Man die Schwarzkunst angehochr.
Rühl auch ich mein Dankesmüthchcn,
Preise den Papierkorb auch —:
Insoferne nicht mein Liedchen
Schlingt — sein nimmersatter Bauch!
Al. Ki—
Schwarzkünstler
Ein Weiser, der just aus dem Kerker kam,
Von Gutenbergs neuer Kunst vernahm
Und schaute dankend zum Fimmel auf:
„Jetzt mag sich wenden der Zeiten Lauf!
Nach langer Nacht mag endlich auf Erden
Der Menschheit Licht und Freiheit noch werden !"
Ein Pfäfflein sah ihn und strich den Bauch:
„Gemach, mein Herrlein, wir drucken auch!"
Kilian
Bernhard Parikok (München)
433
JUGEND .
Nr. 26
Erst jetzt ist eine wirkliche Massenwirkung gegen-
über der sogenannten des 16. Jahrhunderts mög-
lich. Erst jetzt wird die Buchdruckerkunst, die
sich den neuen Anforderungen gemäß durch
Stereotypie und Galvanoplastik, Gießmaschine,
Schnellpressen, s. w. in ungeahnter Weise ent-
wickelt hat, ein unermeßlicher Faktor im geistigen
Leben. Erst wir sehen die wirklichen großartigen
Folgen der Erfindung Johann Gutenbergs.
Dem Unbekannten!
Dankbarkeit erfüllt mein Herze,
Und es preist den Mann mein Mund,
Der zuerst in Druckerschwärze
Schwarze Tinte wandeln kunnt!
Ew'ger Ruhm ward ihm zum Loose,
Feurig Lob in Wort und Schrift,
Doch dem Veilchen gleich im Moose,
Blüht, der fand — das Gegengift.
Denn der Schwarzkunst viel verübeln
Müßt' ich ohne jenen Mann,
Der zuerst durch Forschen, Grübeln
Den Papierkorb uns ersann.
Dieses Braven Namen kündet
Uns kein Lied, kein Heldenbuch,
Aber leicht ist es begründet:
Er schuf Segen mehr als Fluch!
Er verbarg ein Heer von Dichtern
Schonend vor dem Aug' der Welt.
(Hohn nur jenen Splitterrichtern,
Denen nie mein Sang gefallt!)
Schützend wurde er zum Damme
Für das schwache Publikum,
So ein Jüngling seiner Flamme
Halber ritt den pegasum!
Drum ein Lorbeerreis gebrochen,
Ihm, der jene wehr uns flocht!
wenn in diesen Festeswochen
Man die Schwarzkunst angehochr.
Rühl auch ich mein Dankesmüthchcn,
Preise den Papierkorb auch —:
Insoferne nicht mein Liedchen
Schlingt — sein nimmersatter Bauch!
Al. Ki—
Schwarzkünstler
Ein Weiser, der just aus dem Kerker kam,
Von Gutenbergs neuer Kunst vernahm
Und schaute dankend zum Fimmel auf:
„Jetzt mag sich wenden der Zeiten Lauf!
Nach langer Nacht mag endlich auf Erden
Der Menschheit Licht und Freiheit noch werden !"
Ein Pfäfflein sah ihn und strich den Bauch:
„Gemach, mein Herrlein, wir drucken auch!"
Kilian
Bernhard Parikok (München)
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