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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 6.1901, Band 2 (Nr. 27-52)

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Nr. 52
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https://doi.org/10.11588/diglit.3899#0475
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1901 . JUGEND .

Intimes von der letzten parlamentarischen Soiree beim Grafen Bülow

Ungemein wohlthuend berührte auch dieses Mal
die geradezn bezaubernde Liebenswürdigkeit des
Gastgebers, welche sämmtliche Parteien ohne Aus-
nahme in ihren Bannkreis zog.

Unangenehm fiel hingegen die ganz besondere
Glätte des Parkettbodens auf (wahrscheinlich ent-
standen durch etwas zu reichliche Verwendung des
bekannten Centners grüner Seife), so daß der
„lange Möller", als er sich seiner Gewohnheit
gemäß wieder einmal ^zwischen zwei Stühle"
gesetzt hatte und mit Mühe „in die Höhe" ge-
kommen war, trotz thatkrästiger Unterstützung einiger
früheren Parteifreunde, der Länge nach hmschlug.

Die Mehrzahl der Blätter hat bereits gewissen-
haft berichtet, daß Graf Bülow mit vr. Oertel

längere Zeit auf einem Sopha gesessen habe. Wir
können noch hinzufügen, dag diese Sitzung genau
14 Minuten 8 Sek. gedauert hat und bet der körper-
liche» Schwere des Führers der Landwirthe in der
Polsterung des genannten Möbelstückes eine starke
Bertiefung zurückgelassen hat, in ivelcher späterhin
die kleine Exeellenz Menzel beinahe verschwun-
den wäre.

Außerordentliches Aufsehen erregte es, als En g en
Richter sich bereits gegen >/,U> empfahl, angebstch,
weil er de» Hausschlüssel ver-
gessen hatte. Viele legten diesem
frühzeitigen Aufbruche ein politi-
sches Motiv zu Grunde, „Ein-
geweihte" führen es aber nur aus
eine kleine „häusliche Ver-
stimmung" zurück.

Das „Ereigniß" des Abends
bildete die Thatsache, daß Bebel
und Singer ebenfalls erschienen
waren, doch fand ihr Gebühren sehr
gemischte Beurtheilung: Singer
hatte einen Cotillonorden angelegt und Bebel
verzehrte in Gemüthsruhe ein Butterbrot, welches
er rücksichtslos genug in Gegenwart des Gastgebers

aus der Tasche gezogen hatte. Beide verließen, als
„Kaisertorte" herumgereicht wurde, geräuschvoll
das Lokal.

Peinliches Aussehen erregte es, als Gras
Kanitz ein mit amerikanischem Corueck beer be-
legtes Brödchen, welches ihm einer seiner Partei-
freunde vorsetzte, mit lauter Entrüstung zurückivies.
Er blieb auch späterhin in durchaus gereizter Stimm-
ung und beschäftigte sich ostentativ mit einer Pom-
merischen Gänsebrust.

Gleichfalls viel besprochen wurde die auffällige
Thalsache, daß Herr v. Kardorsf in der Garderobe
dieses Mal bei der Bertheilung des üblichen vou-
eeur Nickel-und Kupferstücke verwandte. Man
hält allgemein einen neuen Antrag zur „Währungs-
srage" für höchst wahrscheinlich.

Beendigt war die Feier um 1 Uhr Nachts; noch
in früher Morgenstunde fand aber eine unerwartete
und ausfällige Fusion einiger Centrumsleute mit
Sozialdemokraten im „Kaiserkeller" statt. Man
schließt hieraus, daß wenigstens die besseren fran-
zösischen Schaumweine eine Meistbegünstigung im
Zolltarif erfahren werden.

Lericktigung:

Das Inserat über die „Gedichte“
von Otto Ernst in No. 51 enthält
mehrere Druckfehler. Es muss heissen:
Hauspoesie statt „Hauptpoesie“,
pointiert statt ,,pointreich“, hoch-
strebender statt „hochstehender“,
verstiegener statt „verstiegene“ und
„Der Lotse“ statt „Dr. Lohse“.

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