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Nr. 2

1Q02

.Mein Lieber. Sie sind auch unakücklich. wie ickj?

Nicht wahr?.. Sagen Sie es nur. mem Guter >

Ja. Bruder, so hat sie jr. nur gesprochen'. U w
noch nicht Alles ist'S: geküßt hat ste Mich, hur

— sichst Tn — ans die Stirne geküßt i. • JO
wohl!.. Fühlst Du das?.. Und— wahr'st s

— so wahr ich leb' l O du mein Täubchen du!. -
Weißt Du - in all meinen 47 Jahren Hab w
nichts Schöneres erlebt!.. Was?.. Ach l«!.. Uno

— auf was war ich ausgegangen?-. ^ Leven:.-
Er verstummte und lieh den Mopf senken. . “

die seltsame Erzählung erschüttert und.ergruse .
verharrte ich in Schweigen und ließ meine Blicke
aus dem wunderbar wogenden Meere rnhen-
erschien mir wie eine Ricsenbrust, die. glnchmamg
und tief athmeird, sich hob und senkte m testen'

Schlaf.

..Nu, und später steht sic auf und sagt zum>r.
.Begleiten Sie mich nach Hansel Wn machten
uns auf. Ich geh' und sühl' kaum d>c Fuße unlcr
mrr. Und — sie erzählt und erzählt — ^ues.

Alles! ... Sie war also — verstehst du — du
einzige Tochter ihrer Eltern-, und ste waren »au,-
leute. das Mädel also sehr verwöhnt. Aa
und später — siehst Du — da kanr cm Student
zu ihnen, der unterrichtete sie. - - Nu u
ste verliebten sich in einander, hernach t>">r '
fort, und sie sing an auf ihn zu warten: war er
mal mit seinem Studieren fertig, so sollt h oaiZ
sein; das hatten sic untereinander so.av»emaa>i.

N», und er kam nicht, — schickt ihr einen Br
.Du paßt halt nicht zu mir!' Nu — sAbstver-
ständlich hat'S das Mädel gekrankt. Und so war
denn alles Andere gekommen. So erzählt ste s mr ,
und wir kamen vor das Haus, wo ste woynu.

.Jetzt', spricht sie, .leben Sie wohl, mem Lieber
Morgen,' sagt sie, .fahr' ich von hier svrt. - - -
Sie haben vielleicht Geld nöthig? Sagen Sie c
ganz often, genieren Sie sich nicht! — .nein
Fräulcinchen,' sag' ich, ,ich brarich kein Geld, »M
danke Jhnen!' Und sie wieder: .Genieren
sich doch nicht, mein Guter,' spricht ste- .nehmei
Sie!' Und — ich war so zerlumpt! Und — lag,
doch: .Nein, Fräuleinchen, ich brauch kem Geld

Weißt, Bruder — ich könnt' damals gar mail
daran denken — ans Geld! Und da nahmen
wir denn Abschied von einander. Und ste spricht
so freundlich: ,Jch werde Dich niemals vergessen;
ein ganz fremder Mensch bist Tu mir und doch so
Doch — das ist dummes Zeug!" brach Jemelian ab
und nrachte Anstalten, wieder eins anzurauchen.

»Sie ging. Und ich setzte mich ans die Baut
vor dem Thore. Ich kann Dir nicht sagen, ww
eklig traurig mir war. . Da kommt der Nacht-
wächter gegangen. ,Du da', sagt er, ,was lungerst
Tu hier herum? Willst wohl was stibitzen?

Schwer fielen mir diese Worte auf die Seele. Und
— bauz! — hatte er eins weg! Natürlich groß
Geschrei, ein Psisf und — marsch ans die Poli-
zei I... Mir war's gleich! Ich brenn' ihm noch
eins ins Gesräß und — setz' mich dann ganz ruhig
wieder auf die Bank und denk' nicht einmal daran,
davonzulaufcn ... Ich übernachtete also aus der
Polizei; am Morgen ließ man mich lausen . - Um
geh' zu Pawel Pettow. ,Nun, wo hast du dich
denn eigentlich herumgetricben?' fragt er mich uno
lächelt so kurios dabei. Ich blick' ihn an: er scheint
genau derselbe, wie gestern; und doch auch, au.
mH' ich was Neues an ihm . .. Ich erzähl ihm
selbstverständlich Alles, — wie und wo, u. l- w-
Er hört mir ernst zu: dann sagt er: .Wissen Si
was, Jemelsan Nikititsch?' sagt er, ,S>e find em
Dummkopf! Ein Esel sind Sie! Und wollen
Sie sich wohl gefälligst von hier sortpacken?
Nun, — was blieb mir weiter? hatte er denn
nicht Recht? Ich drückt' mich also. Und — aus
war's. Ja. so 'ne Geschichte ist's gewesen, Bruder i
Er schwieg und streckte sich cutf dem Boden
aus; die Arme unter den Kops geschoben, schaute
er zum sammetweichen Sternenhimmel einpor. -cmn,
die Runde schwieg. Das Wellenrauschcn war noch
stiller, noch linder geworden und drang nur noch
wie ein schwacher, verschlafener Seuszer an unter
^hr- Deutsch von Theodor jröverg

j u GEN D

Eine neu entdeckte
t^..irmfrrh. buzantinifche KeilTchrift

Bravo, Hrnim I

Just wird uns die schöne Runde gebracht,
wie Arnim sein Unrecht gut gemacht
Und ritterlich für sein hartes wort
Vergebung erbat am rechten Brt
Und echtes Mitleid durch die That
An jenen Armen bewiesen hat.

Da dachte ich: Der Singer und der Bebel,

Die haben in ihrer parteiwuth Nebel
Oft schwer verdächtigt Jenen und Diesen,

Doch wenn sich der Fall als Jrrthum erwiesen -
Cs gut zu machen dann hinterdrein,

Den Beiden fiel das niemals ein!

Hermaii n

Uniomiläts-Hlingclbcutcl-tamcntatioii

Von Pater Servazlus I^immeUiraxler
Die österreichischen Bischöfe verlangen in einem
Hirtenbrief die Gründung einer katholischen Uni-
versität in Salzburg. Zugleich fordern sie in be-
weglichen Worten das katholische Desterreich zu

Geldspenden hiefür auf.

Leih' uns ein geneigtes <?)hr, vielgeliebtes

christkatholisches Publikum

Und greif' in deinen Sack; denn der Rlingelbeutel

geht um.

Der Papst hat jetzt einmal genug an Peterspfennig,

wir aber haben für unsere Universität noch viel

zu wenig —

Ehrwürdige Lonfratres, singet andächtig im

Chorus rundum:

I Pecunia semper regnat mundurn I

r Hoffentlich werden unter euch keine solchen

elendigen Tröpf' sein,

Die werfen in unfern- Rlingelbeutel Blechmarken
- _ oder Rnöxf' drein -

derartigen Haderlumpen steckten wir am liebsten
v durch a Schlingen den Hals durch;

{ vvlljrT Denn das Blech doziren wir dann schon selber
_ an der Universität Salzburg.

Zum himmlischen Lohn hat's Zeit — drum betet,

Lonfratres, daß unser irdisch Beginnen wohl end' —

Ouonianr ckenari nunguam olent.

*

wir brauchen ein Zwing-Uri gegen die Freimaurer

und andern Retzcr,

Sowie gegen die freie Lehre der gottverlassenen

Dogmen-Vcrletzer;

Und haben wir erst unter römischem Joch diese
Malefizkerle, diese verdammten,

Dann f.abriziren wir für den Staat seine Aerzte,
Richter und Beamten I

wir hauen Jeden auf's Maul, der muckst gegen
der Curie unfehlbares placet —

Aut anathema est, aut tacet!

Doppelte öQeibnachts-Bescbeerung!

To mmy macht heute morgen blau,

Cr läßt die Rönigin leben
Und singt: „Lock save die gute Frau,

Die mir das Pfeifchen gegeben."

Dewet aber lacht und gebeut:

»Ihr Jungens, an die Gewehre!

Sorgt jetzt dafür, daß Gott ihnen heut
Den rechten Toback bescheere!"

kssns Menctt

Notiz!

V i-, 4 in verstärktem Umfang als Grill-

parzer-f'fummer mit Beiträgen von Prof. A. Sauer (Prag),
Prof. M. Necker (Wien), Prof. Rudolf Weyr (Wien),
Hans Bitterlich. Fritz Erler, Rob. Engels, Paul Rieth, Rieh.
Pfeiffer, Alois Kolb, A. Schmidhammer (München).

Ausserdem bringt das Heft zwei bisher unveröffent-
lichte Briefe Grillpnrzer’s, sowie Bildnisse des Dichters
lind seiner Braut Katharina Fröhlich.

Sfr. <( erscheint als fasebings-J'Jummer. Die
ganze Nummer wird ausschliesslich den aktuellen
Zeitereignissen gewidmet sein. Prinz Carneval wird
' ' " ^"««nd-SpezialitäUn“, wie Biedermeier,

g r««.. - - -

Zeitereignissen gewidmet sei,,, i n,,
si\mmt!ichef,3ugeticl-SpeziaUtäten44l
Serenissimus, Vcrsewitz, Marterln, 1
zer Aujust, Schamhafter Adolf in g

. wie Biedermeier,
in, Plutarch, Schwar-

in glänzender 1 "'ade

27
Index
Redaktioneller Beitrag: Redaktionelle Notiz
Monogrammist Hammer: Eine neu entdeckte babylonisch-byzantinische Keilschrift
Hermann, Herrmann [Ostini]: Bravo, Arnim!
Servatius Himmelkraxler: Universitäts-Klingelbeutel-Lamentation
Hans Wendt: Doppelte Weihnachts-Bescheerung!
 
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