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(Redaktionsschluss: 28 Dezember 1901)

tmsarrm

Wer lacht aus feinem Srab: „Bihi"? — fiorenzo ift's von fTledici!

Hus dem lyriTcben Cagebucb des Leutnants von VerTewitj:

Siegesallee

Rcdc jdcfcn von Majestät — Höchste Zeit, daß mit janzcr Wucht

Finde jevadzu entzückend! Stellung dajejcn jensmmen:

Schlappe Civilkunst sich lang jcbläht, Mußte 'mal militärische Zucht

Jede Strammheit erstickend; Hinter Civilkram kommen!

1902

Marmorpuppen mir sonst verhaßt —
„Sicgesallee" mich bezwungen:
'Kunst hier streng militärisch erfaßt,
Bürgervolk jlücklich entrungen.

Alles hier proppee, in Reih un Ilied,
Schneidig, symmetrisch jchalrcn,

Links un rechts keinen Unterschied,
Durchweg dieselben Icstalrcn!

Früher von so was keine Spur!
Puppen durch Stadt verzettelt:

Hier 'ne Fijur un d a 'ne Fijur —
Rein wie zusammenjebetteltl
Jetzt wahre Lust, in „Allee" zu stch'n:
Schnur je r ad! Ul ach der Stange!
Rönntc mcinshalb bis nach Potsdam jehn,
Mir noch lang nich zu lange! —

Auch was sonst Majestät jesagt:
„Zweite Renaissance heute" —
Mächtig mir, heidenmäßig bchagt,

Herz mir jebubbcrt vor Freude!

Ilaubc sojar, daß Medici
Maj'estät Walser nich reichen,
wie auch, daß Cinquecento nie
Sich kann mit Bcjas vcrjlcichcn....
Ruhm der Modernen durch Preise
j e m a ch k,

(Rennt ja Reklame-ChosenI) —

Daß Majestät Sache rausjcbracht,
Mußte prcfibcngcl erbosen!

Schimpfen denn auch in Zeitung

wie doll!

Alle! — Hoffe indessen,

Daß noch viel dicker kommen soll:
Dickhäutern anjcmessen!

L

Hoble Passionen

„In einem Llub von reichen Drohnen
In Wien hat jüngst in einer Tracht
An zweieinviertel Millionen
Lin Graf am Spieltisch durchgebracht."

In allen Blättern kann man's lesen.
Und eifrig macht man Dir es klar,
(Wie es beim Adel stets gewesen,

Und gar bei Pole und Magyar):

Daß sie gespielt in allen Lhren,
Durchaus nicht auf Gewinn erpicht,
Denn der's verlor, der kann's

entbehren,

Und der's gewann, der braucht es

nicht! —

Wie wär's — auf daß sich Keiner

schäme

Des Mammons, der ihm zugerollt:
Wenn man den noblen Herrlein nähme
Das leicht verschmerzte Sündengold?

Wenn man's vertheilte an die

Sklaven,

Die's mühevoll in harter Zrohn
Zusammenscharrten für den Grasen
In Gluth und Zrost um kargen Lohn!

Wie würde da so schnell verstummen
So mancher Tadel, mancher Zluch,
verspielten sie die Riesensummen
Zu s o l ch e m Zweck auf grünem Tuch!

Und Lines würde man erzielen
Gewiß, wenn's auch nichts Andres

wär':

Wenn's gälte, für das Volk zu spielen,
Wär' bald das Glücksspie' nimmer fair!

Herausgeber :Dr. GEORG HIRTH; Redaktion: F. v. OSTINI, Dr. S. SINZHEIMER, A. MATTHÄI, F. LANGHEINRICH. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. S. SINZHEIMER.
G. HIRTH’s Kunstverlag, verantwortlich für den Inscratentheil: G, EICHMANN, sitmmtlieh in München. Druck von KNORR & HIRTH, Ges. m. beschr. Haftung, München,

ADLE HECHTE VOHHEI1ACTHN.
Register
Leutnant v. Versewitz: Aus dem lyrischen Tagebuch des Leutnants von Versewitz
Gram: Noble Passionen
[nicht signierter Beitrag]: Kunst-Mäcen
 
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