Nr. 3
JUGEND
1902
Der Erst' aus 'm Bett und der Letzte drin
Bin i, weil i a Piccolo bin.
5TCi’ beutelt da Herr, da Kellner und ö’ Frau,
De Deanstbot'n und d' Gast, 's gebt net so g'nau.
Dafür derf i aber bedeana vor all'n
De Gast', de nie a Trinkgeld zahl'n!
7. B. Sailer
Uon den Münchner Kellnerinnen
Ebaraktcrftudic von 3o$cf Benno Sailer
Mit beit Münchner Wirthshäusern, Restaurants,
Casts, Bräustübeln und Bierkellern untrennbar ver-
bunden ist die Münchner Kellnerin.
Eine richtige Kellnerin — »nd man darf sagen,
das; weitaus die meisten des edlen Bedienungswesens
diese Bezeichnung verdienen, oder sich doch redliche
Mühe geben, den Gästen Alles recht zu machen —
kennt genau die Geschmacksrichtungen ihrer Gäste
in Bezug auf Essen und Trinken, auch wen» sie
erst kurze Zeit int betressenden Lokal Verkehren, sie
lernt sich den Eigenheiten derselben anpassen, hat
für jeden ein gutes Wort und lässt so den nichtver-
heiratheten Theil der männlichen Einwvhnerschnsl
die Schatten der Heimathlosigkeit vergessen.
Neben diesen wackerenBedieuungsbeslissenen existirt
aber noch eine Art höherer Wesen, die Servirfräuleins
oder Kassiererinnen in erstklassigen Restaurants und
Tages Casäs, die meist mit der Würde einer Fürstin
herablassend dem Gaste zunicken, der nicht akademisch
gebildet scheint oder nicht durch jahrelange selbstlose
Verehrung ihr Vertrauen erworben hat. Diese
Damen fahren Morgens per Droschke zum Friseur,
lassen bei Hirschberg arbeiten und spielen an freien
Tagen und Abenden am Arme des „Herrn Doktor"
in den besseren Vergnüguugsetablisseinents und
Theatern die „Gnädige."
Diesen mehr ätherischen Wesen diametral gegen-
über steht die dritte Sorte von bedienenden Geistern,
das sind die robust gebauten Bräuhauskellnerinnen,
die infolge ihrer gewaltigen Leistungen im Stein-
heben den Neid aller Amateur-Athleten und das
Staunen der Fremden erregen. Diese Kellnerin
schweren Schlages neigt zu Verhältnissen mit Metz-
gern und Schenkkellnern. Jede Spur von Wohl-
wollen für den Gast fehlt. Ich habe eine Bierhebe
kennen gelernt, die alle Eigenschaften in sich ver-
einigte, die eine Kellnerin nicht haben soll. Von
dieser Vertreterin der edlen Kellnerinnenzunft will
ich erzählen.
Wenn ich sie hier der Einfachheit halber „Kathi"
heiße, so füge ich, damit der Verdacht nicht aus eine
zufällige Trägerin dieses Namens sällt, bei, daß
das ein Pseudonhm ist.
Vor Allem ist Kathi eine Freundin der Bequem-
lichkeit und Einfachheit; die erstere Eigenschaft macht
ihr jede rasche Bewegung unmöglich, die ziveite läßt
ihr das Ausschwenken der Krüge als überflüssig er-
scheinen. Etwas diffieil in puneto Reinlichkeit, holte
ich mir deshalb meine erste Maß selber: das sollte
ich bitter bereuen, denn sie sagte mir daraufhin, ich
könne das auch mit dem Essen so halten. Als sie in
Folge meiner Beschwerde beim Wirth zum weiteren
Bedienen gezwungen ivurde, fand ich entweder die
Suppe schauderhaft versalzen oder mit Cigarren-
stummeln garnirt, oder Kathi reichte mir einen brenn-
heißen Teller, schüttete mir Sauce über Rock und
Hosen und was dergleichen Schabernak war, der mich
rasch zahm machte.
Ist „Er" da, um sich den überschüssigen Antheil
am Verdienst zu holen, so hört Kathi überhaupt
nimmer und reagirt auf nichts, als wenn ihr etwa
Einer ein Biersilzl oder sonst einen Gegenstand
hinüberwirst. Das ist auch eine gewisse Taktik von
ihr, daß sie immer die zuerst bedient, von denen
Skandal zu befürchten, dann kommen Jene, die be-
deutendere Trinkgelder zahlen, ohne daß sie aber
dieserwegen besondere Umstände macht.
Daß Kathi sich entschieden weigert, darausschenken
zu lassen, soll nach Aussage eines entlassenen Pieeo-
lvs auf stillem Uebereiukommen mit dem Schenk-
kellner beruhen. Da Kathi ungemein sparsam ist,
hat sie sich in findiger Weise auch noch andere Er-
werbsquellen zu erschließen verstanden. Es sällt
ihr z. B. keineswegs ein, stehengebliebene Bierreste
wegznschütten. Durch rasches Zusammenscheuken hat
sie daraus schon manches Maß rekonstruirt und
wieder verkauft. Außerdem ist sie eine große Freun-
din von Speiseresten. Gästen, die nach ihrer Er-
fahrung stets Alles auszuessen pflegen, nimmt sie
nicht selten einen Theil des Bestellten vor der Nase
lveg, etwaige Proteste einfach überhörend. Mit
Hilfe der ergatterten Reste stellt sie — soweit selbe
nicht für sie selbst und ihren Haushalt Verivendung
finden — neue Gerichte, namentlich garnirtes Ochsen-
fleisch und Ragouts, mitunter sogar, wenn die Ernte
besonders reich, ganze Menus her.
Die bei Bräuhausbesuchern einreißeude Unlust,
Trinkgeld zu geben, paralhsirt Kathi durch eigen-
mächtige Preiserhöhung der Speisekartentarife oder
rasche Rechuungssehler. Der letzteren halber zur
Rede gestellt, knurrt sie beleidigt: „Sie wer'» Eahna
aa scho g'irrt hab'n!"
Hat Kathi größeres Geld zum Wechseln erhalten,
so läßt sie eine Viertel- oder halbe Stunde verstrei-
chen, vor sie herausgibt; dieser Zeitraum genügt,
um sie vergessen zu machen, daß sie ein größeres
Geldstück erhalten hat, als sie dem Gast ivechselt. Ent-
geht das jedoch seiner Aufmerksamkeit nicht, so gibt sie
widerwillig das klebrige heraus und brummt indig-
nirt: „Moana's vielleicht, i will Eahna betrüag'n?"
„Jessas, Jessas, ma moanat scho! I Hab' aa
warten müass'n, bis Sie kemma san," schimpft sie
ausgebracht, wenn Einer sich über langsame Bedien-
ung aushält. Kommt sie wirklich hin und wieder
an einen Unrechten, der ihr den Standpunkt auf
gut Münchnerisch klar macht, so fängt Kathi gotts-
jämmerlich zu heulen an und jammert: „Sans nur
net so brunnthal, ma moanat scho, a Kellnerin waar
a Hund, den a Jeder mit Füaß tret'u dars!"
In stetem Konflikt steht Kathi fortwährend mit
Arbeitern, Soldaten und Leichentrunkgesellschaften.
Die Arbeiter zahlen kein Trinkgeld und lassen sich
nichts gefallen, die Soldaten haben ihr zu wenig
Geld und die Leichentrunkbeflissenen essen in ihrem
tiefen Schmerz ganze Körberl voll Brvd, können
sich aber beim Zahlen vor bitterem Leid nimmer
daran erinnern.
Geradezu verhaßt ist der Kathi das Oktobersest,
namentlich Haupt-Samstag, -Sonntag und -Montag,
wegen der damit verbundenen Invasion von Ge-
scheerten, in deren heimathlichen Dorfschenken das
Trinkgeld ein unbekannter Begriff ist.
Wenn trotz all der schon Hundertmale zu Ohren
des Wirthes gekommenen Klagen Kathi immer noch
ihre 12 Maßkrüge im gleichen Lokale herumschleppt,
so ist das ein erhebender Beweis für das gute Ein-
vernehmen zwischen Arbeitgeber und Dienstboten
und sür die Gemüthlichkeit der Münchner, die nach
wie vor schaarenweise die Hallen bevölkern, „'s Bier
is halt gar so guat dort!"
»er Hub KJeltscbmerz
(Hn die Menschen)
ttll e l.: Das war der fierr von Rodeidtein)
Mein Slug’ ist trüb und schlapp mein Ohr!
Oh, welche Schmach und Noth!
Ihr raubt mir jeden Rest Humor
Und hetzt mich noch zu Tod!
Leb nur, leb nur uub streb nur
Für Euch. Der Dank ist Haß,
Ist Schlempetrunk und Rübenstrunk
Statt duftig Heu und Gras.
All-Montags in der Morgenfrüh
Hebt schon das Schinden an:
Mit Serum und Thermomctrie
Naht ernst der Spritzenmann;
Ritzt mich, ritzt mich und spritzt mich
Halb voll mit Gift und Hohn.
Und weh da mir, ich reagier!
Das Schlachtbeil wird mein Lohn.
Und ob die Milch auch fett und dick
Stronilveis' zum Eimer rinnt,
Ich weiß cs, wie Ihr voller Tück
Den Strom zum Meer verdünnt;
Taust sie, taust sie, tierfnuft sie
Als voll und frisch und rein!
Wie gräm ich mich, wie schäm ich mich
Ins tiefste Herz hinein!
Die Zukunft matt sich grau in Grau,
Seit Ihr, vom Gold bethört,
Durch Margarine listig-schlau
Die Butter selbst entehrt;
Nährt so, nährt so und mehrt so
Unlautre Konkurrenz,
Zerknickt in mir, erstickt in mir
Den Hang zur Existenz.
Wird rings die Sterblichkeit zu groß,
So ist am grünen Pult
Ganz zweifellos der Teufel los,
Und ich allein bin schuld.
Lugt dann, lugt dann und sucht dann
In meiner Milch herum!
Bezähmt Euch doch und nehmt mir doch
Nicht jeden Pilzkeiin krumm!
So winkt mir nirgends Rast und Ruh!
Mein Loos ist Qual und Pein!
Drum möcht ich wahrlich anstatt Kuh
Weit lieber Ochse sein;
Protz' dann, protz' dann, beglotz' dann
Euch sonder Scheu und Scham
Und hast' Euch was und pnst' Euch was
Mit Butter, Milch und Rahm! mar5cn
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Der Erst' aus 'm Bett und der Letzte drin
Bin i, weil i a Piccolo bin.
5TCi’ beutelt da Herr, da Kellner und ö’ Frau,
De Deanstbot'n und d' Gast, 's gebt net so g'nau.
Dafür derf i aber bedeana vor all'n
De Gast', de nie a Trinkgeld zahl'n!
7. B. Sailer
Uon den Münchner Kellnerinnen
Ebaraktcrftudic von 3o$cf Benno Sailer
Mit beit Münchner Wirthshäusern, Restaurants,
Casts, Bräustübeln und Bierkellern untrennbar ver-
bunden ist die Münchner Kellnerin.
Eine richtige Kellnerin — »nd man darf sagen,
das; weitaus die meisten des edlen Bedienungswesens
diese Bezeichnung verdienen, oder sich doch redliche
Mühe geben, den Gästen Alles recht zu machen —
kennt genau die Geschmacksrichtungen ihrer Gäste
in Bezug auf Essen und Trinken, auch wen» sie
erst kurze Zeit int betressenden Lokal Verkehren, sie
lernt sich den Eigenheiten derselben anpassen, hat
für jeden ein gutes Wort und lässt so den nichtver-
heiratheten Theil der männlichen Einwvhnerschnsl
die Schatten der Heimathlosigkeit vergessen.
Neben diesen wackerenBedieuungsbeslissenen existirt
aber noch eine Art höherer Wesen, die Servirfräuleins
oder Kassiererinnen in erstklassigen Restaurants und
Tages Casäs, die meist mit der Würde einer Fürstin
herablassend dem Gaste zunicken, der nicht akademisch
gebildet scheint oder nicht durch jahrelange selbstlose
Verehrung ihr Vertrauen erworben hat. Diese
Damen fahren Morgens per Droschke zum Friseur,
lassen bei Hirschberg arbeiten und spielen an freien
Tagen und Abenden am Arme des „Herrn Doktor"
in den besseren Vergnüguugsetablisseinents und
Theatern die „Gnädige."
Diesen mehr ätherischen Wesen diametral gegen-
über steht die dritte Sorte von bedienenden Geistern,
das sind die robust gebauten Bräuhauskellnerinnen,
die infolge ihrer gewaltigen Leistungen im Stein-
heben den Neid aller Amateur-Athleten und das
Staunen der Fremden erregen. Diese Kellnerin
schweren Schlages neigt zu Verhältnissen mit Metz-
gern und Schenkkellnern. Jede Spur von Wohl-
wollen für den Gast fehlt. Ich habe eine Bierhebe
kennen gelernt, die alle Eigenschaften in sich ver-
einigte, die eine Kellnerin nicht haben soll. Von
dieser Vertreterin der edlen Kellnerinnenzunft will
ich erzählen.
Wenn ich sie hier der Einfachheit halber „Kathi"
heiße, so füge ich, damit der Verdacht nicht aus eine
zufällige Trägerin dieses Namens sällt, bei, daß
das ein Pseudonhm ist.
Vor Allem ist Kathi eine Freundin der Bequem-
lichkeit und Einfachheit; die erstere Eigenschaft macht
ihr jede rasche Bewegung unmöglich, die ziveite läßt
ihr das Ausschwenken der Krüge als überflüssig er-
scheinen. Etwas diffieil in puneto Reinlichkeit, holte
ich mir deshalb meine erste Maß selber: das sollte
ich bitter bereuen, denn sie sagte mir daraufhin, ich
könne das auch mit dem Essen so halten. Als sie in
Folge meiner Beschwerde beim Wirth zum weiteren
Bedienen gezwungen ivurde, fand ich entweder die
Suppe schauderhaft versalzen oder mit Cigarren-
stummeln garnirt, oder Kathi reichte mir einen brenn-
heißen Teller, schüttete mir Sauce über Rock und
Hosen und was dergleichen Schabernak war, der mich
rasch zahm machte.
Ist „Er" da, um sich den überschüssigen Antheil
am Verdienst zu holen, so hört Kathi überhaupt
nimmer und reagirt auf nichts, als wenn ihr etwa
Einer ein Biersilzl oder sonst einen Gegenstand
hinüberwirst. Das ist auch eine gewisse Taktik von
ihr, daß sie immer die zuerst bedient, von denen
Skandal zu befürchten, dann kommen Jene, die be-
deutendere Trinkgelder zahlen, ohne daß sie aber
dieserwegen besondere Umstände macht.
Daß Kathi sich entschieden weigert, darausschenken
zu lassen, soll nach Aussage eines entlassenen Pieeo-
lvs auf stillem Uebereiukommen mit dem Schenk-
kellner beruhen. Da Kathi ungemein sparsam ist,
hat sie sich in findiger Weise auch noch andere Er-
werbsquellen zu erschließen verstanden. Es sällt
ihr z. B. keineswegs ein, stehengebliebene Bierreste
wegznschütten. Durch rasches Zusammenscheuken hat
sie daraus schon manches Maß rekonstruirt und
wieder verkauft. Außerdem ist sie eine große Freun-
din von Speiseresten. Gästen, die nach ihrer Er-
fahrung stets Alles auszuessen pflegen, nimmt sie
nicht selten einen Theil des Bestellten vor der Nase
lveg, etwaige Proteste einfach überhörend. Mit
Hilfe der ergatterten Reste stellt sie — soweit selbe
nicht für sie selbst und ihren Haushalt Verivendung
finden — neue Gerichte, namentlich garnirtes Ochsen-
fleisch und Ragouts, mitunter sogar, wenn die Ernte
besonders reich, ganze Menus her.
Die bei Bräuhausbesuchern einreißeude Unlust,
Trinkgeld zu geben, paralhsirt Kathi durch eigen-
mächtige Preiserhöhung der Speisekartentarife oder
rasche Rechuungssehler. Der letzteren halber zur
Rede gestellt, knurrt sie beleidigt: „Sie wer'» Eahna
aa scho g'irrt hab'n!"
Hat Kathi größeres Geld zum Wechseln erhalten,
so läßt sie eine Viertel- oder halbe Stunde verstrei-
chen, vor sie herausgibt; dieser Zeitraum genügt,
um sie vergessen zu machen, daß sie ein größeres
Geldstück erhalten hat, als sie dem Gast ivechselt. Ent-
geht das jedoch seiner Aufmerksamkeit nicht, so gibt sie
widerwillig das klebrige heraus und brummt indig-
nirt: „Moana's vielleicht, i will Eahna betrüag'n?"
„Jessas, Jessas, ma moanat scho! I Hab' aa
warten müass'n, bis Sie kemma san," schimpft sie
ausgebracht, wenn Einer sich über langsame Bedien-
ung aushält. Kommt sie wirklich hin und wieder
an einen Unrechten, der ihr den Standpunkt auf
gut Münchnerisch klar macht, so fängt Kathi gotts-
jämmerlich zu heulen an und jammert: „Sans nur
net so brunnthal, ma moanat scho, a Kellnerin waar
a Hund, den a Jeder mit Füaß tret'u dars!"
In stetem Konflikt steht Kathi fortwährend mit
Arbeitern, Soldaten und Leichentrunkgesellschaften.
Die Arbeiter zahlen kein Trinkgeld und lassen sich
nichts gefallen, die Soldaten haben ihr zu wenig
Geld und die Leichentrunkbeflissenen essen in ihrem
tiefen Schmerz ganze Körberl voll Brvd, können
sich aber beim Zahlen vor bitterem Leid nimmer
daran erinnern.
Geradezu verhaßt ist der Kathi das Oktobersest,
namentlich Haupt-Samstag, -Sonntag und -Montag,
wegen der damit verbundenen Invasion von Ge-
scheerten, in deren heimathlichen Dorfschenken das
Trinkgeld ein unbekannter Begriff ist.
Wenn trotz all der schon Hundertmale zu Ohren
des Wirthes gekommenen Klagen Kathi immer noch
ihre 12 Maßkrüge im gleichen Lokale herumschleppt,
so ist das ein erhebender Beweis für das gute Ein-
vernehmen zwischen Arbeitgeber und Dienstboten
und sür die Gemüthlichkeit der Münchner, die nach
wie vor schaarenweise die Hallen bevölkern, „'s Bier
is halt gar so guat dort!"
»er Hub KJeltscbmerz
(Hn die Menschen)
ttll e l.: Das war der fierr von Rodeidtein)
Mein Slug’ ist trüb und schlapp mein Ohr!
Oh, welche Schmach und Noth!
Ihr raubt mir jeden Rest Humor
Und hetzt mich noch zu Tod!
Leb nur, leb nur uub streb nur
Für Euch. Der Dank ist Haß,
Ist Schlempetrunk und Rübenstrunk
Statt duftig Heu und Gras.
All-Montags in der Morgenfrüh
Hebt schon das Schinden an:
Mit Serum und Thermomctrie
Naht ernst der Spritzenmann;
Ritzt mich, ritzt mich und spritzt mich
Halb voll mit Gift und Hohn.
Und weh da mir, ich reagier!
Das Schlachtbeil wird mein Lohn.
Und ob die Milch auch fett und dick
Stronilveis' zum Eimer rinnt,
Ich weiß cs, wie Ihr voller Tück
Den Strom zum Meer verdünnt;
Taust sie, taust sie, tierfnuft sie
Als voll und frisch und rein!
Wie gräm ich mich, wie schäm ich mich
Ins tiefste Herz hinein!
Die Zukunft matt sich grau in Grau,
Seit Ihr, vom Gold bethört,
Durch Margarine listig-schlau
Die Butter selbst entehrt;
Nährt so, nährt so und mehrt so
Unlautre Konkurrenz,
Zerknickt in mir, erstickt in mir
Den Hang zur Existenz.
Wird rings die Sterblichkeit zu groß,
So ist am grünen Pult
Ganz zweifellos der Teufel los,
Und ich allein bin schuld.
Lugt dann, lugt dann und sucht dann
In meiner Milch herum!
Bezähmt Euch doch und nehmt mir doch
Nicht jeden Pilzkeiin krumm!
So winkt mir nirgends Rast und Ruh!
Mein Loos ist Qual und Pein!
Drum möcht ich wahrlich anstatt Kuh
Weit lieber Ochse sein;
Protz' dann, protz' dann, beglotz' dann
Euch sonder Scheu und Scham
Und hast' Euch was und pnst' Euch was
Mit Butter, Milch und Rahm! mar5cn
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