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1902

JUGEND .

Suum

Die BeTchetikten

o ff ,cuitlue’ 3c6cc hat etwas bekommen: Der Lz a r einen russischen Marine-Dolch, Rom den Goethe, die Kieler ttlacinc-
c,^1C ,U '^rcm pvivargcbrauch die Rcnnyacht „Meteor", die von jeyr ab „Grion" heißen wird, Nliß Roosevelt den Prinzen
^ ich, die Gummbinncr Generale Finck von Finkenstein und v. Alten den 2lb schied und das deutsche Volk — neue
entsnamen. — wäre cs übrigen» nicht passender gewesen den jungen Goethe — nach Srraßburg und dafür den jungen

Spahn nach Rom zu schicken?

Otto 3uiiu$ BUrfcaum

Säeraniinp« ^en ""chsolgenden Brief, dm wir mit
^-"gnugm zum Abdruck bringen:

«ernn, 'ZI. yan. iv
Sehr geehrter Herr Doktor Hirth!

Daß Ihre „Jugend" mich unter die Ueberbre
Hühner rechnet, die noch schnell vor ihrem D
ein Ei legen, muh ich mir wohl gefallen laßen, :
wohl mein Trianon-Theater-Ei eher ein Anti-Ueb
brettl-Ei gewesen ist, aber, dah mir einer Jh
Mitarbeiter ein Ueberbrettl-Lied andichtet, in d
ich einen etwas frivolen Humor zur Schau trc
und mich wie ein schlauer Kunstfpekulant geber
der sich hinterher in's Fäustchen lacht, wenn i
naive Kapitalisten zu ihrem Unheil aus den Le
gekrochen sind, — dagegen muh ich doch ums W
bitten. Sie wissen, werther Doktor, wie leicht !
Legenden bilden, und wie schnell manche Leute >
bei sind, aus einer scherzhaft gemeinten literarisck
Bosheit (bouny soit, qui mal y pense!) einen s>
ernsthaft gemeinten Strick für die persönliche E
zu drehen, denn Sie haben sich selber gegen m
als einen solchen Versuch zur Wehr setzen muss
Also werden Sie der Letzte sein, der mich dar
hindert, vor der Oesseutlichkeit ein offenes Wort
dieser Hinsicht zu sagen.

Also, und wenn ich auch meinem Kredit scha
Ich bin gar nicht der smarte Geschäftsmann,
den ich gehalten werde, seitdem mir die Gründu
des Pan und der Insel geglückt ist, und ich h>
(das wird hoffentlich Balsam aus die Wunden
empörten Verkündiger meiner „Ministergehälb
sein) aus beiden Unternehmungen keine Honor
gezogen, die den Durchschnitt überschreiten. Bc
Trianon-Theater habe ich sogar (und damit fchliej
sich jene Wunden hoffentlich definitiv) Geld verlor
Ich habe mich auch nach dem Fiasko nicht „a
dem Kontrakt gezogen", vielmehr Alles gethan, n
dem Kontrakt entsprechend, trotz des Fiaskos >
dem Posten zu bleiben und weiter das zu vertret
was ich künstlerisch für gut hielt und halte. We
ich trotzdem in der That „ohne Kater" geschie!
bin,, so liegt das daran, dah ich mich mit gut
künstlerischem Gewissen von dem Unternehmen
trennt habe. Genau dasselbe war der Fall bc
Pan, und genau dasselbe würde immer wieder
Fall sein, wo immer man mich zwingen wollte, gec
meine künstlerische Ucberzcugung zu handeln,

dies bei der Insel nicht der Fall sein wird, ist ein
glücklicher Umstand, der seinen Grund keineswegs
in einer besonderen geschäftlichen Schlauheit meiner-
seits, sondern darin hat, dah sich in diesem Falle
Verlag und Herausgeber einer Zeitschrift in künst-
lerischer Harmonie befinden. Es hat jedermann das
Recht, die Resultate dieser künstlerischen Harmonie
kümmerlich, scheußlich, thöricht, verrückt zu finden,
aber eine Verdächtigung der Grundlagen dieses Ein-
vernehmens kennzeichnet sich als Verunglimpfung,
vor der ein jeder zurückschrecken sollte, dem an seiner
eigenen Ehre gelegen ist.

Ich weih von Ihnen, dah Ihrem Mitarbeiter
solche Absichten sernliegen, — bitte, lassen Sie das
auch die Oeffentlichkeit wissen, indem Sie diese Zeilen
zum Abdruck bringen.

Indem ich mich der Zuversicht hingebe, dah Sie
es gerne thun werden, begrüße ich Sie bestens
als Ihr ergebener

Otto Julius Lierbauni

Darnistaät

Die „Kunst" berichtet aus Darmstadt: Am
Morgen nach Schluß der Ausstellung schon wurden
den Künstlern die Schlüssel des Lrnst-Ludwig-Hauses
abgefordert. Zugleich wurde von ihnen verlangt,
daß sie haarklein aufzählten, was sie bis
dato für ihr Gehalt geleistet hätten usw.

Lin kurzer Traum von Medicäerthum,

Von Schönheitsblüthen und von jungem Ruhm;
Lin Märchentraum von einer Künstlerwelt,

In sich geschloffen, auf sich selbst gestellt,
wo Jeder keck, irach eigenem Rehagen,

Sich seine Hütte fröhlich aufgeschlagen
Und sie, so schön er mochte nur, geschmückt,

So bunt, so traut, so klug •— und so verrückt!
Lin Vorbild sollte dieser Märchenhain
Mit seinen Häusern für die Mitwelt sein,

Me sein und segensreich ein Künstler schafft,
Jst's ihm gegönnt mit ungehemmter Kraft
Sich auszuleben nach der eig'nen Art,
vor Noth und Sorge väterlich bewahrt!

So schönen Traum schuf eines Fürsten Gunst —
Sie nannten's kühn: Lin Denkmal

deutscher Kunst!

Das Fest ist aus; der schöne Rausch verstog
Und dürr und kläglich tönt der Epilog:

Die glanzumfioffnen Musen wandern aus,
Schreibstubengeist zieht ein im hohen Haus!

Der finstre Geist, der alle Freiheit haßt,

Der Ziffern blos und immer Ziffern faßt
Und was ihm nicht in fcitt Register stimmt,

Für Schall und Rauch, für Trug und Nebel nimmt!
Und die man erst als Priester herberief,

Wie Schächer höhnt man sie und kränkt sie tief
Und fordert hart: „Nun wägt uns Gran um Gran,
Was Ihr zum Dank für uns're Huld gethan
Und wie Ihr Luch geplagt für Euer Brot
Und für die warme Stube, die man bot!

Und kündet, eh' man Luch sie weiter gönnt,

Was Ihr in Zukunft leisten wollt und könnt?"

So schnell verflog die Freude nach dem Fest!
Das Künstlervölklein stiebt nach Bst und West,
Wie jäh' geschreckte Tauben flattert's auf —
„Lin Haus in Rosen" stellt man zu Verkauf!
Lin Krämer faßt vielleicht mit plumper Hand,
Was zukunftsfroh Begeistrung sich erfand.

Das bunte Bildwerk, das die Wand geziert,
Belächelt wird's und lustig überschmiert —
Beschmutzt, entweiht in seinen Rosen ruht's,

Das Haus — Lin Denkmal deutschen

wankelmuths!

Vielleicht ist's-Recht! Ls lehrt, wie wenig gut
Der fteien Kunst die schönste Fessel thut!

Und wie man sie, wo sie nicht gerne bleibt,

Im reichsten Treibhaus nicht zur Blüthe treibt!
Beut man Luch wieder ein Schlaraffenheim,
Bedankt Luch, Künstler, bleibt hübsch weit

vom keim:

Der Aar ist frei, der sich zur Sonne schwingt —
Lin armer Gimpel, wer im Bauer singt!

12a also!

Der „Figaro" erzählt in einer längeren Charak-
teristik von Cecil Rh od es, er sei menschenscheu und
außerdem von großer Bescheidenheit. — Wie sagt
doch der Dichter:

„Nur die Lumpe sind bescheiden."

I Das dtelblatt dieser JSrnnmer ist
12VI14* von Adolf jviünzer (Paris).

I0A
Register
Otto Julius Bierbaum: Otto Julius Bierbaum
Hanns (Hans): Darmstadt
Monogrammist Frosch: Die Beschenkten
[nicht signierter Beitrag]: Na also!
 
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