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Nr. 15 (Redaktionsschluss: 2. April 1902)

JUGEND

»

1902

Etr* groberKlofy
ein gTD&er

Oesierrelcblscdes I^abinets Matter!

Uber nur privat!

Von Kassian Kluibcnscbcdl, Cuifclcmaier

Gin unpolitisches Couplet

Orate confratres pro defunctis! O sprechet, Brüder, für die Dahingeschiedenen ein Gebet!
2lilhier begräbt man just des Herrn von Rörber neutrales Rabiner!

An den slsvenischen parallclklajsen in Cilli und der tschechischen Technik in Brünn
Ist es leider in allzu jungen Tagen plötzlich geworden hi»!

Mir grausen» Lächeln brach der schlimme Schlachzizen-Häuptling pientak
Dem armen Beamten-Rabinet sein neutrales G'nack,

Sodaß es jeyo in die Grube sinkt der ganzen Welt zum Hohn
Als williger Lakai der slsvenisch-tschechisch-klerikalen Loalitionl
Bevor ihr aber schließet dieses allerjüngste Grab,

Gebt auch zur ewigen Auhe Herrn von Rorbers deutsches Herz hinab,

Das nid)t vor langer Zeit entdeckt bei sich die Excellenz
Und das nun auch gebrochen ward in seiner Liebe erstem Lenz!

Bestattet dieses Herz in einem gläsernen Schrein,

Schneewittchen gleich! — Vb wirklich deutsch es war oder nur zum Schein,

Mitunter nothgedrungen hatte einen deutschen Herzensschlag,

Es verdient unter allen Umständen seinen Märchensarkophag —

Dieweil ein einziger deutscher Gedanke in einem Österreichische» Rabinet
Schon längst zur Fabel ward, zur sagenhaften Rarität I

Moralisches Marlerl auf LecU Kboäes

von Kassian Kluibcnscbcdl, CTulfelemaler

Graf 13iilon> reift nach Italien hin,

Denn die Gräfin ist Italienerin
Und möchte, das sieht ein Jeder ein,

Zu Ostern gern in der veimath fein. —
Signor -princtti besitzt per se
Auch eilte Villa am Lomersee;
will er sie besuchen einmal nach Jahren,

Bleibt ihm nichts übrig, als hinzufahren. —

Und sieh! Da treffen zufälliger weife
princtti und Lülow sich auf der Reife
Und plaudern ein Stündchen über den Staat -
Aber nur privat!

kord Rofebery, der kommende Mann,

Tritt eine gemüthliche Spritztour an
Auf den Loutineut, nach Paris er eilt,

Ivo grad Sir Campbell Bannermann weilt. —
Zur selben Stunde denkt E)r. Leyds
In Brüssel: „'s hat doch einen eignen Reiz,

Im Frühling fröhlich. auf Reifen gehen!

Ich will mir einmal Paris besehen!"

Und sieh, da treffen zufälliger weise
Die Lords und Leyds sich auf der Reise
Uiid plaudern ein Stündchen über den Staat —
Aber nur privat!.

Mein lieber Cecil, stehst du wohl, der Tod lehrt alle Mores,

Und selbst der schwerste Millionär wird mit der Zeit kapores,
war er auch noch so schlau und gerieben als Minenspekulant,

Hans Mors packt ihn ohne Federlesen mit seiner dürren Rnochenhand,

Dreht höhnisch ihm das G'nack um, als wär' das Ganze nur ein Spaß;

wer gestern noch ein Mächtiger dieser Erde war, ist morgen nur Mehr Würmerfraß.

was nützen, stolzer Minenmann, did) jeyo deine Diamanten?

Nimmst du dod) keinen davon mit nad) des dunklen Jenseits Landen.

Und wenn du's könntest, fruchtlos »vär'sl Denn vor des Ewigen Throne gilt allein
Von all dem Gold und all der Pracht der Erde nur des Herzens Edelsteinl
Hast du statt dessen aber einen harten Riesel in der Brust getragen,

Dann kriegt unfehlbar did) der Teufel gleich beim Rragen!

Dir folgt der Fluch der ganzen Welt, dieweil schon in den „sieben Seligkeiten"

Nur, die eines reinen Herzens sind, mit der Engel Chören gegen Himmel schreiten!
Dahin ist dir der weg versperrt durch viele tausend Leichen,

Deren Rnochen um deines Geldsacks willen in Afrikas heißem Sande bleichen I
Nur eine Bitte sd)icken wir dir nach in deine Höllengluth:

Mach' drunten Guartier, o theurer Lecil Ahodes, sei so gut

Und reserviere in des Satans Sudkejsel ein Plätzchen warm und schön

So bald als möglich für deinen Busenfreund, den Mister Jos Lhamberlainl

Und weil in der großen Reifezeit
Das Reisen auch alte Leute freut.

So reist Lord wolseley ganz privat
hinunter nach Südafrika g'rad. —

Schalk Burger sagt zu der gleichen Zeit:
„Kd; Kitctjener gib mir freies Geleit!

Ich möcht' mal, weil das Wetter so heiter,

Zu Stejn, und dann nach Kapstadt weiter."
Und sieh, da treffen zufälliger weife
Sich Burger und wolseley auf der Reise
Und plaudern ein Stündchen über den Staat —
Aber nur privat! a. d. k.

Hoch ein jüdischer General!

Ijcrr Amschel Diamantsplitter, ein Freund un-
seres Blattes, schreibt uns: „Sehr geehrte Re-
daktion! Se werden ferzaien, wenn and) mir is
eingefallen ein großer jüdischer General, wo su-
gleich is gewesen König von England — der
Richard Löwenherz." °

Herausgeber: Dr. GEORG HIRTH; Redaktion: F. v. OSTINI, Dr. S. SINZHEIMER, A. MATTHÄI, F. LANGHEINRICH. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. S. SINZHEIMER.
C. UlRTll’s Kunstverlag, verantwortlich für den luscratcutheil: G. EICHMANN, siimmtlich in München. Druck von KNORR & 111RT11, Ges. m. beschr. Haftung, München,

ALLE RECHTE VORBEHALTEN.
Register
Kassian Kluibenschädl: Österreichisches Kabinetts-Marterl
Monogrammist Hammer: Ein grober Klotz, ein grober Keil
A. D. N.: Aber nur privat!
Kassian Kluibenschädl: Moralisches Marterl auf Cecil Rhodes
[nicht signierter Beitrag]: Noch ein jüdischer General!
 
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