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1902

JUGEND

Nr. 16

6ine noch unbekannte ßorazifche Ode

flufgcfundcit und übersetzt von Rigol«

Wohin der Fuf) mich trug, vom rauhen Rande der Skythen
Zum IheffaliFchen ühal, von der Briten Ilebelgeffade
Bis zum pontifchen Strand, immer hört’ ich den Ruf:
flnfichtskarten gefällig? flnfichtskarten, mein föerr!

Reinen ßerzens und Sott vertrauend zog ich vor Kurzem
Durch das wilde Sebirg, als auf fchmalem, klafteren Pfade
Semand den Weg mir vertrat und aus rauher Kehle mir zurief:
Ileuefte Karten! Zwölf Stück eine Sefterze nur!

HIs ich, von Riebe entbrannt, geheime Boten entfandfe
Und mit glühendem Wohllaut Uletella, die Solde begrüßte,
Schrieb fie zurück, und ich las mit lieber!kh klopfendem ßerzen:
Warum Fchickft Du mir nicht flnfichtskarten, fioraz?

Steige icb, müde des Streifs und all des vergoltenen Schweifes,
Sinkt zur letzten Fahrt in den Nachen des schweigenden Sharon,
fln der ftygüchen Flufh erfchalit's im Chore der Schatten:

Seele, fei uns gegrützt! Bring!! Du neue Delfins?

's sUwerig Müsli

(3liet>eralemanni|cl))

Wenn d'Badgäscht als Kumme un d'Kircha usschnaige,
I?or vuet ne d'r Meßmer als d'Kircheschäy zeige,

D'r Delberg un 's SaKaramenVehüsti
Un d'gülve Munschtranz un au 's silrverig Müsli.

Des Zeige renviart sich; e männige Bähe
Bliebt z'ruck als im Sepp seine haarige Pratze.

D'Ietscht Wuche, am Zischvig, da kummt d'r ein g'schoive,
Zm G'nick e miß Käppli, im Muleck e Äiawe.

G'spickt het 'r bim SaKaramenVehüsti
Un g'stunt as wia bim silwrige Müsli.

„Uas," fragt 'r, „fall Maus, fall little Maus hier?

3ft shocking für church, fo schreckliche Thier."

Mi Meßmer v'zehlt em druf d'G'schicht vun dem Dierli.

’r Hel sie jo las, d'r Sepp; 's lauft mia am Schnürli.
„Var dreihundert Jahr het's e Hungersnath g'ha;

Un d'Radde un d'Müsli sin schuld g'si dra.

An d'Wurzle sin sie, an d'Haime, an d'Blädder;

Mr hen sie v'schunt, dia Krüzdunnderwedder.

Da hen sie v'rsprache, d'Lüt, wenn d'r tiab Gatt
Des Elend v'rtnewe un wegnemme watt,

Wenn d'Müs un d'Jradde er watt v'rgifde,

Dät d'Gmei e filwerigs Müsli ftifde.

D'r Herrgott hat's g'härt. Dia IXadde un Müs
Sin bal druf krebirt, grad hundertwis." —

Sa het 'r v'rzehlt, d'r Meßmer, d'r alt,

Het wunder was g'meint, wia's im Engländer g'fallt.
Der awer het grusig g'tacht un g'sait:

„D Deutsche sein dumm, sein dümmer wie night.

Za, glauben ihr Oerman denn wirklich dies?"

„3?at,“ fait mi Meßmer un nimmt e pris,

„7?ai, glauwe, gtauwe düen m'r des nitt
Wenn glauwe mir däde, daß 's Wunder na git,

Mir Dütschi, mir hädde, patz GaU' un pah Gift,

Schu lang ja en silwrige Engländer g'stift!"

August 6antber

lilLSsiscker Slossseukzer eines sluci. jur.

„M dieses unglücksvolle Rechtl Es ist die einz'ge Vuelle aller
meiner Leiden." pitari« Stuart. J. Aufzug. 6. Szene.)


Bin üyrann

E. Neumann (München)

„Das Zimmer Könnens schon hab'n, Zräul'n; aber mehr als zwei Brüder
und drei Vettern erlaubt der Hausherr net!"

2)9
Index
Ernst Neumann-Neander: Ein Tyrann
August Ganther: 's silverig Müsli
Rigolo: Eine noch unbekannte horazische Ode
[nicht signierter Beitrag]: Klassiscgher Stossseufzer eines stud. jur.
 
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