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1902

JUGEND

Nr. 20

Das Protjcnkitld Artur Halmi

„Daß jetzt däs Buberl noch immer net laufen kann!" — „'Sei Vater sagt, dös braucht's net, — er kauft ihm a Automobil.

Die Düsseldorfer Ausstellung

Erfolge rählt Ja die „Jugend“ schon viel;
Den größten in diesem Jalle:

Denn hier ist nicht nur die Dalle,

Nein, auch der Protektor im „Jugendstil"!

fassender

König Eduard VII. Hai durch den Krönungs-
eid. den' er am 26. Juni leisten wird, einen dicken
Strich gemacht. Er wird die Stelle, die sich gegen
die katholische Religion wendet und sie als Irrlehre
und Götzendienst bezeichnet, nicht sprechen. Aus
Freude darüber hat der Papst dem Neubekehrtcn be-
reits die — Tugendrosc gesandt, und zwar loll
es dasselbe Exemplar sein, das einst den Busen der
Königin Fsabella von «panien schmückte.
Das baherhche Centrum aber wird sich bei den
Krönungsfeierlichkeiten durch vr. v. Orterer ver-
treten lassen. Aus diesem Grunde sind bereits mehrere
hundert Photographien unseres hochverehrten Kam-
merpräsidenten nach England versandt worden, >vo
sie — unter das Bahnpersonal vertheilt werden.

Aus Dr. Vettel; lyrischen Ergüssen )

i.

Wieder schlag ich meine Leier
Zu der Allerliebsten preis
Und das neuentfachte Feuer
Treibt mich immerfort in Schweiß!

Doch das könnt ihr mir verzeihen.
Freunde, lieben ist gesund —

3cfy verlor im letzten Maien
Runde fünfundzwanzig Pfund! —

*) Reichstaasaba. Oertel ist sehr stark und trägt stets
eine weihe Weste. Außerdem ist er Anhänger der Prügel-
strafe und hat bereits mehrere Bände Lyrik verbrochen.

II.

Der läerbftsturm braust durch die Aeste
» Und treibt mit den Blättern sein Spiel.
Mich friert in der weißen Weste,

Es ist schon empfindlich kühl.

Dort seufzt ein verliebter Primaner
Weltschmerzlich im Mondenschein -
Ich glaube, drei kräftige Watschen
Die würden ihm dienlich sein !

Abendsxaziergang

Die Nachtigall schlägt im Gebüsche
Recht niedlich und melodiös —

Doch dieses Laufen „nach Tische",

Mein Liebchen, ist strapaziös.

Hier weiß ich ein lauschiges Plätzchen —
Kaum, daß ein Mäuschen sich regt,

Da können wir sitzen, mein Schätzchen,

Doch ob diese Bank mich trägt??

Die Lucker- unä die Branntweinfteuer

Zu Tisch! Der Rcichstrnchscß servirt
Die Zuckersteuerschüssel.

Nun eßt die Suppe ungenirt,

Die man gekocht in Brüssel,
vorüber ist zu eurem Leid
Die schöne kiebcsgabenzeit.

(!) weh, ihr prämienschlncker,

Wie billig wird der Zucker!

Da lodert der Agrarier Grimm
Empor in Hellen Flammen.

Wir hungern! Unsre Noth ist schlimm

Und alles bricht zusammen.

wir pfeifen auf dem letzten Loch!

Die Branntweinsteuer hilft uns noch.
Zuerst die Branntweinsteuer,

Dann sei der Zucker euer!

Ein pfäfflein sah dem Kampfe zu,

Feist saß es in der Mitten.

Es lächelte in stiller Ruh,

Als sich die Gegner stritten.

Ihr rechts und links, was zankt ihr noch?
Ihr seid ja Brüder, liebt euch doch!

Schweigt still von euren Steuern;

Macht es, wie ich, ihr Theuern.

Da that es zu dem Branntewein
Den Jucker süß und weichlich,

Goß heißes Wasser daun hinein,

Doch ja nicht allzurcichlich!

Drauf trank der Mann im schwarzen Rock
Mit frommem Aufblick seinen Grog. —

So eint ein stiller Mucker

Den Branntwein und den Zucker!

Frido

RaÜ* I Das Titelblatt dieser Nummer ist von
IZvll£Z v. Zumbusch. Die nächste Nummer
bringt als Titel das Bildniss v. Pettetihofer’s

von f. AI. v. Kaulbacb.

337
Index
Arthur Lajos Halmi: Das Protzenkind
Faßbinder: Die Düsseldorfer Ausstellung
[nicht signierter Beitrag]: Aus Oertels lyrischen Ergüssen
Monogrammist Frosch: Illustration zum Text "Aus Dr. Oertels lyrischen Ergüssen"
Frido: Die Zucker- und die Branntweinsteuer
 
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