DOI Heft:
Nr. 24
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.3897#0412
Aus dem lyrischen
TagMS des Leutnants von Lersmiß:
Kunstschwätzer
Presse mal wieder aus Rand und Band,
Mächtig jczischt und jcpsiffcn,
weil Majestät mit fester Hand
Fahne der Runst cejriffcn.
Voriges Jahr schon erregt ihren Zorn
Wiesbadner Fcstspiel-Acgide:
Oberon ihnen im Aug' ein Dorn,
Dieses Jahr Iluck' s A r m i d c.
Sollten ihm dankbar sei» darum I
Daß oller, altmodschee Krempel
Endlich jcwcnder mal um und um —
wohlhat für Musentempel!
Auch daß der Kaiser dem Ausland jetzt
Standbilder zujch'n will lassen,
Nachdem das Inland jenügcnd besetzt —
Will frecher Presse nich passen!
Hohnlacht, daß lNajcstär Republik
Friedrich den Iroßcn will schenken . . .
Schafsköppe! Is ja j'rade der Drikl
Feinerer Wink nich zu denken I
Höchstens zu jroße Lourtoiste,
Daß „ollen Fritz" jrad erlesen . . .
F r i e d r i ch w i l h e l m der Vierte für die
Auch schon jenügcnd jewescn . . -
Ioethc-Rom. Dabei besonders fein —
Muß selbst die Icgncr versöhnen —
Wahl des Bildhauers: EbcrleinIII
(Ausland nich zu sehr verwöhnen!)
Volk versteht seinen Kaiser schon • . .
Spott drüber: Zeirungsmachc!
Frechheit, daß überhaupt Diskussion:
Doch Majestät seine Sache!
Kcifholifch und Ulframonfcm
Abgeordneter Pichler hat im bayrischen
Landtag tu einer Polemik mit dem Liberalen
Dt. Lasseimann gefragt: „Was besteht denn
für ein Unterschied zwischen einem Ultra-
montancn und einem Katholiken?"
Allerlei Unterschied besteht:
Katholisch ist christlich — Ultramontan ist jesu-
itisch !
Der Katholik ist demiithig — der Ultramon-
tane ist hochmüthig.
Der Katholik glaubt an Gott und hält den
Papst für dessen Stellvertreter — der Ultramon
tane glaubt an den Papst und hält sich für dessen
Stellvertreter.
Der Katholik fürchtet Gott — der Ultramon-
tane die Parteileitung.
Der Katholik gibt dem Kaiser was des Kaisers
ist — der Ultramontane gibt es dem Papst.
Der Katholik bekleidet die Nackten — der
Ultramontane schnüffelt Nuditäten auf.
Der Katholik speist die hungrigen — der Ultra-
montane kann einen Geistesschwachen im Armen-
haus verhungern lassen.
Der Katholik will die „Ungläubigen" bekehren
— der Ultramontane will sie braten !
Der Katholik lebt für seine Ucberzengung —
der Ultramontane von seiner Ueberzeugung!
Der Katholik jagt die Händler aus dem Tempel
— der Ultramontane läßt sie drin und bemogelt sie.
Der Katholik ist sittlich — der Ultramontane
ist innckerisch!
Der Katholik hofft einmal in den Pimmel
zu kommen — der Ultramontane hofft, daß die
Ketzer in die Polle müssen!
Katholisch ist die Theologie der Uloral — Ultra-
montan ist die Liguorische Uloraltheologie!
Der katholische Geistliche ist ein Priester —
der Ultramontane ein Psaff!
Den Katholiken treibt die Ulacht der Liebe —
den Ultramontanen die Liebe zur Ulacht! (nicht
zur Ulagd l Anm. d. S.)
Des Katholiken Rede ist Ja — ja! und Nein
— nein! — Der Ultramontane meint Nein! wenn
er Ja! und Ja! wenn er Nein! sagt.
Dem Katholiken ist's um die Wahrheit zu
thun — dem Ultramontanen um die Mehrheit!
Dem Katholiken graust es vor dem Teufel —
vor dem Ultramontanen aber graust es dem
Teufel selber! ' ai«,«iUh
Hier weiss man wenigstens, wie der Hase läuft!
Graf Bülow (zu einem Mitarbeiter des „Zigaro" über seine Polenpolitik): „wenn ich in diesen park, den Sie hier vor sich sehen, zehn Hasen und fünf Kaninchen
setze, dann habe ich das nächste Fahr IS Hasen und 102 Kaninchen. Gegen eine solche Raturerscheinung wollen wir in den polnischen
Landestheilen unsere nationale Einheit und die Integrität unseres Territoriums vertheidigen."
Herausgeher: Dr. GEORG HIRTH; Redaktion : F. v. 081 INI, Dr. S. SINZHEIMER, A. MATTHÄI, F. LANGHEINRICH. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. S. SINZHEIMER
G, HIRTH's Kunstverlag, verantwortlich für den lnseratentlieil: G. EICHMANN, sämmtlicli in München. Druck von KNORR & HIRTH, Ges. in. bcschr. Haftung, München’
ALLE RECHTE VORBEHALTEN.
TagMS des Leutnants von Lersmiß:
Kunstschwätzer
Presse mal wieder aus Rand und Band,
Mächtig jczischt und jcpsiffcn,
weil Majestät mit fester Hand
Fahne der Runst cejriffcn.
Voriges Jahr schon erregt ihren Zorn
Wiesbadner Fcstspiel-Acgide:
Oberon ihnen im Aug' ein Dorn,
Dieses Jahr Iluck' s A r m i d c.
Sollten ihm dankbar sei» darum I
Daß oller, altmodschee Krempel
Endlich jcwcnder mal um und um —
wohlhat für Musentempel!
Auch daß der Kaiser dem Ausland jetzt
Standbilder zujch'n will lassen,
Nachdem das Inland jenügcnd besetzt —
Will frecher Presse nich passen!
Hohnlacht, daß lNajcstär Republik
Friedrich den Iroßcn will schenken . . .
Schafsköppe! Is ja j'rade der Drikl
Feinerer Wink nich zu denken I
Höchstens zu jroße Lourtoiste,
Daß „ollen Fritz" jrad erlesen . . .
F r i e d r i ch w i l h e l m der Vierte für die
Auch schon jenügcnd jewescn . . -
Ioethc-Rom. Dabei besonders fein —
Muß selbst die Icgncr versöhnen —
Wahl des Bildhauers: EbcrleinIII
(Ausland nich zu sehr verwöhnen!)
Volk versteht seinen Kaiser schon • . .
Spott drüber: Zeirungsmachc!
Frechheit, daß überhaupt Diskussion:
Doch Majestät seine Sache!
Kcifholifch und Ulframonfcm
Abgeordneter Pichler hat im bayrischen
Landtag tu einer Polemik mit dem Liberalen
Dt. Lasseimann gefragt: „Was besteht denn
für ein Unterschied zwischen einem Ultra-
montancn und einem Katholiken?"
Allerlei Unterschied besteht:
Katholisch ist christlich — Ultramontan ist jesu-
itisch !
Der Katholik ist demiithig — der Ultramon-
tane ist hochmüthig.
Der Katholik glaubt an Gott und hält den
Papst für dessen Stellvertreter — der Ultramon
tane glaubt an den Papst und hält sich für dessen
Stellvertreter.
Der Katholik fürchtet Gott — der Ultramon-
tane die Parteileitung.
Der Katholik gibt dem Kaiser was des Kaisers
ist — der Ultramontane gibt es dem Papst.
Der Katholik bekleidet die Nackten — der
Ultramontane schnüffelt Nuditäten auf.
Der Katholik speist die hungrigen — der Ultra-
montane kann einen Geistesschwachen im Armen-
haus verhungern lassen.
Der Katholik will die „Ungläubigen" bekehren
— der Ultramontane will sie braten !
Der Katholik lebt für seine Ucberzengung —
der Ultramontane von seiner Ueberzeugung!
Der Katholik jagt die Händler aus dem Tempel
— der Ultramontane läßt sie drin und bemogelt sie.
Der Katholik ist sittlich — der Ultramontane
ist innckerisch!
Der Katholik hofft einmal in den Pimmel
zu kommen — der Ultramontane hofft, daß die
Ketzer in die Polle müssen!
Katholisch ist die Theologie der Uloral — Ultra-
montan ist die Liguorische Uloraltheologie!
Der katholische Geistliche ist ein Priester —
der Ultramontane ein Psaff!
Den Katholiken treibt die Ulacht der Liebe —
den Ultramontanen die Liebe zur Ulacht! (nicht
zur Ulagd l Anm. d. S.)
Des Katholiken Rede ist Ja — ja! und Nein
— nein! — Der Ultramontane meint Nein! wenn
er Ja! und Ja! wenn er Nein! sagt.
Dem Katholiken ist's um die Wahrheit zu
thun — dem Ultramontanen um die Mehrheit!
Dem Katholiken graust es vor dem Teufel —
vor dem Ultramontanen aber graust es dem
Teufel selber! ' ai«,«iUh
Hier weiss man wenigstens, wie der Hase läuft!
Graf Bülow (zu einem Mitarbeiter des „Zigaro" über seine Polenpolitik): „wenn ich in diesen park, den Sie hier vor sich sehen, zehn Hasen und fünf Kaninchen
setze, dann habe ich das nächste Fahr IS Hasen und 102 Kaninchen. Gegen eine solche Raturerscheinung wollen wir in den polnischen
Landestheilen unsere nationale Einheit und die Integrität unseres Territoriums vertheidigen."
Herausgeher: Dr. GEORG HIRTH; Redaktion : F. v. 081 INI, Dr. S. SINZHEIMER, A. MATTHÄI, F. LANGHEINRICH. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. S. SINZHEIMER
G, HIRTH's Kunstverlag, verantwortlich für den lnseratentlieil: G. EICHMANN, sämmtlicli in München. Druck von KNORR & HIRTH, Ges. in. bcschr. Haftung, München’
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