Nr. 25
JUGEND
1902
Saison-Beginn A- Salzmann (München)
„Dräundl, jetzt kommen die Fremden, da sichst a paar Monat lang nix mehr als 's Hofbräuhauö."
Der l\uif ucr und der Storch
Rede eines Abgeordneten zum Vogelschutzgesetz
0n der vogeischutzberathung des Reichstags ent-
rüstete sich Graf Bern st orff darüber, daß der
Storch ;u den geschützten Vögeln gehören solle, der
Kuckuck aber nicht,)
Der Ruckuck legt seine Eier scr»
In fremde Nester, nach Brchm;
Das ist, — ich jede dicß zu, meine Herrn —
Entschieden unanjenchml
Der Storch aber, das jemcinc Brest,
Legt, — was noch unanjenchmerl —
Oft fremde Eier in unser Nest,
Von stillem Ieschäftstheilnehmcrl
Das is ein janz jefährliches Thun!
Ich schlage dcßwcgcn vor:
wir schütze» den jurcn Ruckuck nun,
Un schießen den Adebar! ,|0 jora
Zur Crinligcldfragc
(Lin Mißverständniß)
Abgeordneter (im HofbräuhauS): Na, Ccnzi!
Hast Du auch die Petition.unterschrieben, daß Ihr
Hofbräuhauskellnerinnen mit dem Trinkgeld allein
zufrieden seid und keinen Lohn wollt?
Lenzi: Mir waars gnua! So dumm war i
net! I möcht's scho besser ha'm!
Abgeordneter: Brav! Das freut mich! Also
nicht wahr, ordentlichen Lohn und weg mit dein
Trinkgeld, — wie wir Abgeordneten es von der
Regierung gefordert haben?
Lenzi: Naa! Naa l Herr Professor! So aa
net! I bin dafür, daß ma's accrat so kriagn wia
dö Herrn in da Kammer: Alle Monat unser» Lohn
und alle Tag zehn Markln Trinkgeld dazu«.
vie Oper")
Der Kaiser äußerte jüngst bei der Aufführung von
Glucks „Armide" in Wiesbaden, daß ihm die Wagner-
opern zu geräuschvoll seien.
Ich ging in die Gpcr
'Mal in Berlin,
Nicht viel zu hören,
Das war mein Sinn.
Da hört' ich plötzlich:
Tschin! Tschiu! Bumm! Bumm!
Und ganz entsetzlich
Rohes Gebrumm!
„Was soll das heißen?"
So frug ich fein.
„„Das soll Tristan
Und Isolde sein!""
Ich hielt die Ghren
Mir zu, o Graus!
Nach Wiesbaden lief ich
Ins stille paus
Und hörte dorten
Gluck, Gluck! — wie zart!,
Eine gute Gper
Von richtiger Art.
*) Aus unserem „Buch für die Jugend", das
letztere zu vorschriftsmäßiger Kunstauffaffung heran-
bilden soll,
6in Telegramm aus iöerlin
In einer englischen Zeitschrift wirst ein li-
beraler Imperialist allen Ernstes die Frage ans,
ob man nicht den deutschen Kaiser über die
Ursachen der Vergrößerung der deutschen
Flotte zur Rede stellen könne. Der Frech-
dachs möchte den Kaiser wie folgt angeredet sehen:
„Die Plane für die Erbauung einer deutschen
Flotte sind bekanitt, aber sie werden mit Erstaunen
von allen intelligenten Engländern beobachtet, Ew,
Majestät haben keine Kolonien, die eine Flotte von
solcher Ausdehnung nothwendig machen. Wenn es
eine andere Erklärung für die Existenz dieser Flotte
gibt, als daß sie gegen England benutzt werden
soll, »vollen Ew. Majestät sagen, was ihr Zweck ist?"
Wenn's uns nachginge, würde der neugierige
Herr nachfolgenden telegraphischen Bescheid kriegen:
„Sie empfangen heute unter Kreuzband ein Exem-
plar des ,<Äötz von Berlichingen', Lassen Sie
sich schleunigst die berühmte einladende Stelle aus
dem 3. Akt in Ihr geliebtes Englisch übersetzen! ..
Luprema lex regis voluntas!" Ni.
Scbnaderbüpfeln,
gesungen im Lentrumsfraktionszimmer des Hof-
bräuhauses
Die Lutherischen schreia,
Mir waarn inferior —
San überall doch obn dro,
Drum is dös net wohr!
So an luthrischen Pfarrer
Mnas; sei Wei' guat gnua sei —
wenn mir d' Köchin'net paßt,
Stell a andre i ei!
Dene Luthrischen gönna
Mir aa von dem Bier,
Nach« werd schneller anzapft —
So tolerant san bloß mir!
Daß der Grterer nach Münka
Kimmt, glaub i no net —
Brüadcrl, ohne Diäten, —
Dös waar Dir a Gfrett!
Wenn ma Trinkgelder kriagt,
Is's Bedicna ka Kunst —
Erst kriagn ma dö abgschafft,
Nacha 's Bier umafunst!
422
JUGEND
1902
Saison-Beginn A- Salzmann (München)
„Dräundl, jetzt kommen die Fremden, da sichst a paar Monat lang nix mehr als 's Hofbräuhauö."
Der l\uif ucr und der Storch
Rede eines Abgeordneten zum Vogelschutzgesetz
0n der vogeischutzberathung des Reichstags ent-
rüstete sich Graf Bern st orff darüber, daß der
Storch ;u den geschützten Vögeln gehören solle, der
Kuckuck aber nicht,)
Der Ruckuck legt seine Eier scr»
In fremde Nester, nach Brchm;
Das ist, — ich jede dicß zu, meine Herrn —
Entschieden unanjenchml
Der Storch aber, das jemcinc Brest,
Legt, — was noch unanjenchmerl —
Oft fremde Eier in unser Nest,
Von stillem Ieschäftstheilnehmcrl
Das is ein janz jefährliches Thun!
Ich schlage dcßwcgcn vor:
wir schütze» den jurcn Ruckuck nun,
Un schießen den Adebar! ,|0 jora
Zur Crinligcldfragc
(Lin Mißverständniß)
Abgeordneter (im HofbräuhauS): Na, Ccnzi!
Hast Du auch die Petition.unterschrieben, daß Ihr
Hofbräuhauskellnerinnen mit dem Trinkgeld allein
zufrieden seid und keinen Lohn wollt?
Lenzi: Mir waars gnua! So dumm war i
net! I möcht's scho besser ha'm!
Abgeordneter: Brav! Das freut mich! Also
nicht wahr, ordentlichen Lohn und weg mit dein
Trinkgeld, — wie wir Abgeordneten es von der
Regierung gefordert haben?
Lenzi: Naa! Naa l Herr Professor! So aa
net! I bin dafür, daß ma's accrat so kriagn wia
dö Herrn in da Kammer: Alle Monat unser» Lohn
und alle Tag zehn Markln Trinkgeld dazu«.
vie Oper")
Der Kaiser äußerte jüngst bei der Aufführung von
Glucks „Armide" in Wiesbaden, daß ihm die Wagner-
opern zu geräuschvoll seien.
Ich ging in die Gpcr
'Mal in Berlin,
Nicht viel zu hören,
Das war mein Sinn.
Da hört' ich plötzlich:
Tschin! Tschiu! Bumm! Bumm!
Und ganz entsetzlich
Rohes Gebrumm!
„Was soll das heißen?"
So frug ich fein.
„„Das soll Tristan
Und Isolde sein!""
Ich hielt die Ghren
Mir zu, o Graus!
Nach Wiesbaden lief ich
Ins stille paus
Und hörte dorten
Gluck, Gluck! — wie zart!,
Eine gute Gper
Von richtiger Art.
*) Aus unserem „Buch für die Jugend", das
letztere zu vorschriftsmäßiger Kunstauffaffung heran-
bilden soll,
6in Telegramm aus iöerlin
In einer englischen Zeitschrift wirst ein li-
beraler Imperialist allen Ernstes die Frage ans,
ob man nicht den deutschen Kaiser über die
Ursachen der Vergrößerung der deutschen
Flotte zur Rede stellen könne. Der Frech-
dachs möchte den Kaiser wie folgt angeredet sehen:
„Die Plane für die Erbauung einer deutschen
Flotte sind bekanitt, aber sie werden mit Erstaunen
von allen intelligenten Engländern beobachtet, Ew,
Majestät haben keine Kolonien, die eine Flotte von
solcher Ausdehnung nothwendig machen. Wenn es
eine andere Erklärung für die Existenz dieser Flotte
gibt, als daß sie gegen England benutzt werden
soll, »vollen Ew. Majestät sagen, was ihr Zweck ist?"
Wenn's uns nachginge, würde der neugierige
Herr nachfolgenden telegraphischen Bescheid kriegen:
„Sie empfangen heute unter Kreuzband ein Exem-
plar des ,<Äötz von Berlichingen', Lassen Sie
sich schleunigst die berühmte einladende Stelle aus
dem 3. Akt in Ihr geliebtes Englisch übersetzen! ..
Luprema lex regis voluntas!" Ni.
Scbnaderbüpfeln,
gesungen im Lentrumsfraktionszimmer des Hof-
bräuhauses
Die Lutherischen schreia,
Mir waarn inferior —
San überall doch obn dro,
Drum is dös net wohr!
So an luthrischen Pfarrer
Mnas; sei Wei' guat gnua sei —
wenn mir d' Köchin'net paßt,
Stell a andre i ei!
Dene Luthrischen gönna
Mir aa von dem Bier,
Nach« werd schneller anzapft —
So tolerant san bloß mir!
Daß der Grterer nach Münka
Kimmt, glaub i no net —
Brüadcrl, ohne Diäten, —
Dös waar Dir a Gfrett!
Wenn ma Trinkgelder kriagt,
Is's Bedicna ka Kunst —
Erst kriagn ma dö abgschafft,
Nacha 's Bier umafunst!
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