Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
INr. 26

Wiener wngstrassen Lorss

D Ssiinci,schein, du zaub'risch Ding,

Zur Mittagszeit am wiener Ring!
wenn sic in neuen Frühjahrsjackcn,

Dufr'gc Lsas um den Zacken,

Rauschend mit den ScidcnrLckchen,

Und den frischgebrannten Löckchen
Unter'm Hut, der kühn gebogen,

Reuschen Blickes, wohlerzogen,

Scherzend, lächelnd, mcdisirend,

Liebevoll sich kritisirend,
lNusterbilder seiner Sitten
lNir den kurzen Schlcndcrschritten,

Junge Veilchen vorn am Mieder,
Unermüdlich auf und nieder
In den langen, bunten Reihen
Meist zu Zweien oder Dreien,

Manchmal aber auch zu Vieren
Scheinbar zwecklos promenieren.

— „Emmy birr Dich, halt Dich g'rad'

Um jedes Wort ist bei Dir schab'..

— „Papa das war der Lcutcnant,

Er grüßt schon wieder, wie galant!"

— „war das nicht die Frau von Meier?"

— „„wie die alt wird, — ungeheuer!""

— „Servus, grüß Dich, immer munter?"

— „Du Mama, mir rutscht was runter,
Geh'n wir in ein Hausthor rein."

— „Hella, steck Dein Tuch hinein!"

— „<vh Herr Sperlich, guten Morgen!"

— „,wic der ausschaut, hat wohl Sorgen?'*

— „Das ist der, na ja, Du weißt,

Von dcm's hieß, er sei verreist,

Dabei wußt' man, daß er sitzt..

— „Lieschen greif zurück, cs blitzt!

Hast Du denn kein Haftel dran?"

— „Du, die Beer, ist das ihr Mann?"

— ,„Ja ich glaub so dann und wann ‘"

— „Tank' Marie, ich muß nach Haus,

Halr's in meinen Schuh'n nicht aus!"

— Sichst Du Rind, jetzt mußt Du's büßen,
Immer hast was, mit den Füßen!'"

— „Freundchen, sich doch die Figur!
Sapcrment wer ist das nur?",

— „,Ia ich kenn die blonde Fee
2lus ,Vencdigs'-Scktbujfet.'

Jetzt ist sie im Blumenladen."

— Donnerwetter schau die Waden!

Verjüngungsmillel

Zwei Inden kommen auf einem Spaziergänge
durch Budapest an der Bitterwaffcrquelle in Gfen
vorüber und fragen einen Kerrn, der eben von
dem Tranke ^ein Glas zu sich genommen, war
dies wäre. Zur Antwort erhalten sie, es fei ein
Uerjüngungsmittel, wovon man dreimal täglich
ein Glas trinken und auf der Llisabetbpromenadc
hierauf spazieren gehen muffe, um die wunder-
baren Erfolge dieses Trankes nach kurzer Zeit
kennen zu lernen.

Kurz entschlossen trinken Lohn und kövy einige
Glas und beginnen ihren Spaziergang auf der
Llisabethenpromenade. Lohn fragt öfter:

„Lövyleben, spürst De eppes was?" worauf
er immer eine verneinende Antwort erhält. Nach
einigen Minuten schreit Lövy:

„Gott der Gerechte, Lohn, ich fühl mer wie
ä kleines Rind!"

Das ist der Frühling, die Poesie,

Die Stunde des Flirten», der Galanterie;

O Sonnenschein, du zaub'risch Ding,

Zur lNittagszeit am wiener Ring!

Paul v. Scböntbon

Clsässer-^ranzösisck

Mutter sagt beim Essen zu ihrem Söhnchen:
„Eh den, Jiröme, mon fils’Ie, witt' noch ebb's
mangele?"

Snlscftäctigung kür's fegfeuer

Am Pfingsttage will ein Tourist im psitschthalc
in Tirol einen Träger dingen, ihm seinen Rucksack
bis zur nächsten Vrtschaft zu tragen. Bei der
Unterhandlung fordert jener, ein etwa sechzehn-
jähriger Bursche, für de» kaum einstündigen weg
fünf Gulden. Als ihm jetzt vorgehalten wird,
daß er doch sicher sonst in einer ganzen Woche
bei schwerer Arbeit nicht so viel verdiene, erwidert
er wichtig: „wol, wol, aber an sone hohe Feier-
tag, die S ü n d!"

Der Sine heilt mit Medizin,

Sin Andrer mit Natur,

Und der mit Sonne, Licht und Lcbm,
Und der mit Waffer nur!

Doch was die Schlauen ausgebeckt,
Dem Sensenmann gilt's gleich —

8s fallt ja doch, was fallen soll,

Von seiner Sense Streich!

Max Feldbauer (München)

452
Register
Erich Wilke: Ein Kick daneben
Paul Schönthan von Pernwaldt: Wiener Ringstraßen-Corso
Max Feldbauer: Der Sensenmann
[nicht signierter Beitrag]: Elsässer-Französisch
[nicht signierter Beitrag]: Verjüngungsmittel
[nicht signierter Beitrag]: Entschädigung für's Fegfeuer
 
Annotationen