Nr. 26 (Redaktionsschluss: 17. Juni 1902)
•JUGEND •
1902
Lehr- und trostreiche Betrachtungen
über das nasse Trühiahr iyor
Man ist dahinter jetzt gekommen,
Woran das schlechte Wetter liegt —
Die Wissenschaft der Astronomen
Und auch Herr Falb, er hat gesiegt.
Man schiebt's dem Mond jetzt in die
Schuhe.
Man weiß, daß er der Schuld'ge ist,
Indessen er in aller Ruhe
Am Himmel seine Bahn durchmißt.
Ls macht dies die Lkliptikschiefe,
Dle heuer zählt nur 18 Grad,
Die, wenn im Marimum er liefe,
Wohl an die 28 hat.
Wer hält' von diesem stillen Bürger
Und alten Manne je geglaubt,
Daß er ein solcher Menschenwürger.
Und daß er uns den Frühling raubt.
Wir dachten, nur gemüthlich zieht er.
Bewacht die Liebenden im Mai,
Und daß er nur auf Liebeslieder
von nennenswerthem Einfluß sei.
Die Wissenschaft erst brachte Klarheit,
Daß alles dies der Mond gethan,
Ja: Durch das Labyrinth der Wahrheit
Trägt sie die Fackel uns voran!
Denn wenn wir glaubten, daß sich lösten
Die Weltgesehe alle auf.
Kann uns die Wissenschaft noch trösten,
Daß ganz naturgemäß ihr Lauf!
Den Werth der Wissenschaft zu leugnen
Angesichts dieses wär' nicht recht,
Ls ist ein Fortschritt zu verzeichnen:
Wir wissen jetzt, warum es schlecht!
Nürnberger Chronik
Dem deutschen Herzen süß wie Honig
Ist, was heut' melden muß die Chronik:
In Nürnberg war's, der Dürerstadt,
Wo festlich man begangen hat
Das fünfzigjähr'ge Jubiläum
Von dem Germanischen Museum.
Es kamen, dieses Fest zu feiern,
Zunächst der Prinzregent von Bayern;
Der Kaiser und die Kaiserin,
Die zogen auch nach Noris hin;
Und weiter waren noch geladen
Der greife Grofiherzog von Baden,
Mit ihm der Württemberger König
Und andrer hoher Herrn nicht wenig.
Bei diesem frohen Feste dort
Fiel manches markig deutsche Wort,
Das wohlgethan zu dieser Frist,
Da so viel Haß und Wirrnis; ist
Und gegen echte deutsche Art
Viel Ränkespiel sich offenbart
Und, unsre Eintracht frech zu stören
Mit hundert Mitteln, sich verschwören
Mißgünstige in Ost und West!
Es reichten sich beim frohen Fest
Zu alter Freundschaft schönem Band
Die Fürsten wieder treu die Hand.
Wie fest sie zu einander steh'»,
Das mögen die Halunken seh'n,
Die Hetzer all', die skrupellosen,
Der Pole» und der Halhfranzosen,
Die Demagogen im Talar,
Rampolla's dunkle Fcchterschaar! —
Es kamen auch von weit und breit
Die Hüter der Gelehrsamkeit,
Und was sie zu dem Fall gesagt
Hat mir nicht minder baß behagt.
Da sprachen Herrn aus Wien und Prag,
Die schwuren, bis zum jüngsten Tag
Sei nimmermehr ans ihren Herzen
Der Geist des Deutschthums ausznmerzen.
Und wieder einer von den Herrn —
Ein Vetter war's vom Canton Bern —
Der meinte kühn: politisch sei
Die Schweiz von deutschem Einfluß frei,
Jedoch an Geist und an Cultur
Sei sie Provinz von Deutschland nur!
Auch Einer aus Amerika
War zu der Jubelfeier da
Und sprach der deutschen Art zum Danke:
Von Cambridge der Professor Francke!
Dann ans der Rednerliste fand man
Auch unfern Herrn Minister Land mann!
Für diesmal ließ er ungeschoren
Und ungekränkt die Professoren
Und übte seine Lnngenkraft
Nicht a» der deutschen Wissenschaft.
Wir dachten schon: Jetzt laßt er eben
Die Drterer und Daller leben
In seinem Toast — das ließ er aber
Und feierte de» Herrn von Faber!
So trübte keinerlei Verdruß
Die schöne Feier bis zum Schluß
Und keinem Mensche» ward es weh um
Das Herz bei diesem Jubiläum!
P. 8. Auch Orden gab's zu guter Letzt,
Noch mehr, als man vorausgesetzt.
,,.I uge nd"
Unverbürgte Hacbridit
Der liberale Abgeordnete Landntann
soll an's Ministerium eine Eingabe gerichtet
habe» behufs Namensänderung.
Schweinehunde
plisch und plum, wie leider klar,
Sind ein niederträchtig paar.
ljm öfterr. Abgeordnetenhaus hielt der Lzeche
Klofac eine Schmährede gegen den Deutschen
Kaiser. Lzechische und polnische Abgeord-
nete sekundirten mit nichtwiederzugebenden Zwischen-
rufen.)
7! 7 I,,- Iiin-Iii f , nmiXT r>r s SIN7HFIMFR A MATTHÄI. F. LANGHEINRICH. Für die Redaktion verantwortlich: Dr. S. S1NZHEIMEB.
'■ 7’ !!süe.1?!!r .:.Dr- 9EO,1!G '.'«L1 r.rjL %Aerate.Itt.eii: b KlcVt ÄI AxN N«Cmtlichin München. Druck von KNORR & H1RTH, Oes. »,. beschr. Haftung, München.
U. HlRTH’s Kunstverlag, verantwortlich für den Inseratentlieil:
ALLE RECHTE VORBEHALTEN.
•JUGEND •
1902
Lehr- und trostreiche Betrachtungen
über das nasse Trühiahr iyor
Man ist dahinter jetzt gekommen,
Woran das schlechte Wetter liegt —
Die Wissenschaft der Astronomen
Und auch Herr Falb, er hat gesiegt.
Man schiebt's dem Mond jetzt in die
Schuhe.
Man weiß, daß er der Schuld'ge ist,
Indessen er in aller Ruhe
Am Himmel seine Bahn durchmißt.
Ls macht dies die Lkliptikschiefe,
Dle heuer zählt nur 18 Grad,
Die, wenn im Marimum er liefe,
Wohl an die 28 hat.
Wer hält' von diesem stillen Bürger
Und alten Manne je geglaubt,
Daß er ein solcher Menschenwürger.
Und daß er uns den Frühling raubt.
Wir dachten, nur gemüthlich zieht er.
Bewacht die Liebenden im Mai,
Und daß er nur auf Liebeslieder
von nennenswerthem Einfluß sei.
Die Wissenschaft erst brachte Klarheit,
Daß alles dies der Mond gethan,
Ja: Durch das Labyrinth der Wahrheit
Trägt sie die Fackel uns voran!
Denn wenn wir glaubten, daß sich lösten
Die Weltgesehe alle auf.
Kann uns die Wissenschaft noch trösten,
Daß ganz naturgemäß ihr Lauf!
Den Werth der Wissenschaft zu leugnen
Angesichts dieses wär' nicht recht,
Ls ist ein Fortschritt zu verzeichnen:
Wir wissen jetzt, warum es schlecht!
Nürnberger Chronik
Dem deutschen Herzen süß wie Honig
Ist, was heut' melden muß die Chronik:
In Nürnberg war's, der Dürerstadt,
Wo festlich man begangen hat
Das fünfzigjähr'ge Jubiläum
Von dem Germanischen Museum.
Es kamen, dieses Fest zu feiern,
Zunächst der Prinzregent von Bayern;
Der Kaiser und die Kaiserin,
Die zogen auch nach Noris hin;
Und weiter waren noch geladen
Der greife Grofiherzog von Baden,
Mit ihm der Württemberger König
Und andrer hoher Herrn nicht wenig.
Bei diesem frohen Feste dort
Fiel manches markig deutsche Wort,
Das wohlgethan zu dieser Frist,
Da so viel Haß und Wirrnis; ist
Und gegen echte deutsche Art
Viel Ränkespiel sich offenbart
Und, unsre Eintracht frech zu stören
Mit hundert Mitteln, sich verschwören
Mißgünstige in Ost und West!
Es reichten sich beim frohen Fest
Zu alter Freundschaft schönem Band
Die Fürsten wieder treu die Hand.
Wie fest sie zu einander steh'»,
Das mögen die Halunken seh'n,
Die Hetzer all', die skrupellosen,
Der Pole» und der Halhfranzosen,
Die Demagogen im Talar,
Rampolla's dunkle Fcchterschaar! —
Es kamen auch von weit und breit
Die Hüter der Gelehrsamkeit,
Und was sie zu dem Fall gesagt
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Da sprachen Herrn aus Wien und Prag,
Die schwuren, bis zum jüngsten Tag
Sei nimmermehr ans ihren Herzen
Der Geist des Deutschthums ausznmerzen.
Und wieder einer von den Herrn —
Ein Vetter war's vom Canton Bern —
Der meinte kühn: politisch sei
Die Schweiz von deutschem Einfluß frei,
Jedoch an Geist und an Cultur
Sei sie Provinz von Deutschland nur!
Auch Einer aus Amerika
War zu der Jubelfeier da
Und sprach der deutschen Art zum Danke:
Von Cambridge der Professor Francke!
Dann ans der Rednerliste fand man
Auch unfern Herrn Minister Land mann!
Für diesmal ließ er ungeschoren
Und ungekränkt die Professoren
Und übte seine Lnngenkraft
Nicht a» der deutschen Wissenschaft.
Wir dachten schon: Jetzt laßt er eben
Die Drterer und Daller leben
In seinem Toast — das ließ er aber
Und feierte de» Herrn von Faber!
So trübte keinerlei Verdruß
Die schöne Feier bis zum Schluß
Und keinem Mensche» ward es weh um
Das Herz bei diesem Jubiläum!
P. 8. Auch Orden gab's zu guter Letzt,
Noch mehr, als man vorausgesetzt.
,,.I uge nd"
Unverbürgte Hacbridit
Der liberale Abgeordnete Landntann
soll an's Ministerium eine Eingabe gerichtet
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Schweinehunde
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ljm öfterr. Abgeordnetenhaus hielt der Lzeche
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Kaiser. Lzechische und polnische Abgeord-
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