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Nr, 52

1903

JUGEND

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Derftest ferm außer Aengsten sein —
t that Dtrs ja gut verzinsen und in
oam Jahr überhaupts zurückzahlen,
mit tausend Vergeltsgott obendrein."

— Der Kuppelwieser sah ihn weh-
uu'ithig an.

„Ja, lieber Gott — Rainmooser,
meinst leicht Du, i that's net hergeben,
wann i's hat?. Aba such a mal a
baars Geld heutzutag, such's! I, wie
i letzt eins braucht Hab, bin anderst
umanand gerennt; z'letzt hat mein Vet-
ter mir a bisl was geben — und itz
derf i mi plagen, daß er alleweil richti
sein Zins kriagt. wenn i gar noch von
meine paar Markln Dir was gebe?,
nachher sehet' i mi nimmer 'naus!

Auf Ehr und Seligkeit — so gern i's
that, i konn net!" —

Der Rainmooser schien nicht ganz
überzeugt, „woaßt, Nachbar, seine
Sorg'n hat schließlich a Jed's; aber so
gar schlecht, moan i, kunnst Du net
stehn. Deine Aecker tragen hübsch was
und mit'n Viehverkauf hast Glück alle-
weil — thu Dich b'sinna: erst auf d'

Wochen die zwoa Stierkalbln, wo Du
so gut anbracht hast. Der Hornegger
drent sagt's oft: mit Dir tauschet er
jede Stund, wann's ging." —

„Sagt er? Der Hornegger is a
Gischxl und a Sprüchmacher, der daher-
redt ohne allen verstand. Ueberhaupts
san die Leut so schlecht — bald d' net
Schulden bei ein' Jeden hast, stellen
s' Dich her,, als ob Du der Rothschild
warst! Grad zu Fleiß thean sie's,
damit die von 'n Rentamt nachher
kemmen und that'n eins rein ausziagn
mit die Steuern, und ein jeder Strolch
moant, wann er einbricht bei oam und
oan abkragelt, find't er All's voller
Gold. I mach? nur, daß sie's durch-
mach'n müßt'n, wia i studieren und
mir's Hirn zermartern derf z'weg'n dem
elendigen Geld, die Malefizlumpen, die
ratscheten, schlechten."

„Thu Di net gift'n Nachbar!" be-
gütigte der Rainmooser den Erzürnten,
der brummend der Eckbank hinter dem
Tische zusteuerte. „Es is ja grad, daß
ma redt! Un i hat? nix'n g'sagt, aber
weil i halt die zwoahundert Markln
gar so nöthig brauchen thät und gar
so froh drum war, wann Du S' mir
leihen kunntst —"

„Fängst mir wieder mit die zwoa-
hundert an?" schnellte der Kuppelwieser
von der Lank empor, ehe er sich noch
recht darauf niedergelassen hatte. „Bin
i vor Dir ein sellener Lugenschüppel,
daß i Dir am Kopf Zusagen thät, 's
geht net, wenn i wüßt', es gehet, ja?
wann bist von mir angeschwindelt
word'n, sag's nur: wann? Soll i
leicht 's Jurament drauf ableg'n, daß
i net kann? Meintswegen! Merk auf: der Herr-
gott soll mir glei vom Fimmel runter a Loch in
'n Hosensack einischlag'n, wenn i a Geld zum ver-
leihen Hab!" — Er begleitete jedes der letzten
Worte mit einem fchütternden Faustschlag auf den
Tisch.

Lieber Fimmel, was war das? — Etwas
sauste hernieder, hart am Kopfe des Knppelwiesers
vorbei — unwillkürlich stieß er einen solchen Ent-
setzensschrei aus, daß alle Hühner draußen im
Hofe zusammengackerten und das auf dem Ofen
kauernde Eichkätzchen angstgescheucht herunter
sprang und in verzweifelten Sätzen durch die
klaffende Thür davonwischte.

Der geschnitzte Herrgott aus der Ecke war
herabgefallen und hatte sich in die etwas vor-
stehende (Lasche von des Knppelwiesers Sonntags-
gewand verhängt, so fest, daß er sie herabzureißen
drohte. Mit zitternden Fingern löste der Bauer

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Im Besitze des Herrn M, Baurnfeind

Skizze zu St. Sebastian

ihn los; der Rainmooser stand nicht minder ver-
stört als der Betroffene daneben.

„Nachbar, i Han an so was nie net glaubt

— aba itz grad is Oaner mit an langen feu-
rigen Schwoaf bei der Thür 'naus g'schloffa.
Nachbar, i will nix'n g'sagt Han — aba mir
scheint, Du sollst a gründliche Einkehr halten

— bald amal solchene Zoachen un Verwarn-
ungen g'schehn —"

Noch immer war der Kuppelwieser wie ge-
lähmt; er konnte den furchtsamen Blick nicht
von dem hölzernen Kreuzbilde wenden, das so
friedlich auf dem Tisch lag und doch so schnell
seinen verlogenen Schwur geahndet hatte. Ihm
bangte plötzlich für seine Seel, an deren Heil er
leider bis jetzt so wenig gedacht hatte.

„Rainmooser, gelt, Du sagst zu Neamand nix—"
Die Stimme des Kuppelwieser klang bittend und
unsicher.

„von dem Wunder? Ach baleib
net! Dös hoaßt, versteh: wenn Du —"
„Die zweihundert Markln sollst
kriag'n —", unterbrach der Andre ihn
schnell. „Es fallt mi woltern hart,"
fügte er seufzend hinzu, „aber i siech's
schon, daß i mi iatz a bißl anstrengen
derf mit die guten Werk!"

Der Rainmooser empfing also sein
Darlehn und zog hocherfreut damit von
dannen. „Lieber Herrgott," dachte er
unterwegs und faltete die Hände um
seinen abgenommenen Hut, „i sag dir
schon vielmal Dank, daß D' immer
noch zu die braven Leut halten thuast,
zumal wenn s' in der Noth san!" —
Er hielt übrigens sein Wort und er-
zählte die Geschichte keinem Menschen;
aber den Kuppelwieser selbst verlangte
nach Aussprache und Trost, deshalb ver-
traute er sie seinem Weibe an. Die
Kuppelwieserin war trotz allem from-
men Schauder des Ereignisses im
Grunde froh und mahnte ihren Mann,
sein Hauptlaster, den Geiz, abzuthun
und des höllischen Gastes zu gedenken,
aus dessen Klauen der Herrgott ihn
durch ein sichtbares Zeichen retten ge-
wollt. Eine ähnliche noch deutlichere
Zurechtweisung ward dem Bauer in
der Beichte zu Theil.

Der Herrgott, der geschnitzte nämlich,
wurde mit geziemender Sorgfalt wieder
fest gemacht. Aber das Gewissen des
Kuppelwieser war locker geworden. Er
kaufte erstlich beim nächsten Markt in
der Umgegend eine schöne ewige Lampe
— ohne Handeln, was ihn schmerz-
liche Ueberwindung kostete — und hing
sie unter dem wunderthätigen Kruzi-
fixns auf, denn er fühlte das Bedürf-
niß, sich nach oben wieder beliebt zu
machen. Auch kämpfte er, so oft es
ihn lüstete, um des Geldes willen irgend
eine Schlanklerei zu begehen, thunlichst
gegen die Versuchung an oder verlegte
doch den Schauplatz einer solchen That
weit von seinem Hofe weg — in der
Hoffnung, der Herrgott werde ander-
wärts weniger feinhörig sein.

Der Sepp und der Hans verriethen
mit keinem Schnaufer jemals den An-
theil, den sie an dieser Bekehrung ge-
habt; vielmehr trugen sie bei erster Ge-
legenheit einen riesigen Strauß zur
Zierde in das Herrgottseck. Denn sie
waren des meisten Dankes voll, daß
ihre Uebelthat nicht ans Licht gekom-
men. Sie verschmerzten darüber sogar
den Verlust des Eichhörnchens, das es

-- fertig gebracht hatte, in seine heim-

-- ischen Wälder zu entrinnen. ,,J bin

Moritz v. Schwind froh," sagte der Sexp Abends in der

Schlafkammer zum Hans, ,,daß das
rothe Malefizvieh weiter is! Mir hätten
am End' doch noch Anständ' kriagt."
,,Jch Han fleißig bet't, daß ma koani kriagn,"
gestand der Hans, „un woaßt: itz kenn i's schon,
daß der Herrgott der Langmüthigere is als wia
da vada; denn der wenn's inna word'n wär,
da hätt's Strix'n geb'n, daß D' g'langst!"

O Herrschaft!" pflichtete Sepp, sich schüttelnd,

ihm bei, und seelenvergnügt krochen sie ins Bett.

Kleine Münze

Als Maler sieht sich Mancher an,

Der mir als Pinsel gelten kann. 8.

Militär-Latein

Noli me tangere! — Der Rekrut.

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S.: Kleine Münze
[nicht signierter Beitrag]: Militär-Latein
Moritz v. Schwind: Skizze zu St. Sebastian
 
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