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Philipp Klein (München)

Verstand ich richtig Deiner Worte Sinn,

Währt unsre Schönheit nur den halben Mai
Und, kaum entfaltet, ist sie auch vorbei —
Früh welken war' der Frauen bestes Loos?"
sind ihre Augen blickten bang und groß ,..

Der Freundin Antwort war nach kurzem Zagen:
„Von einer seltnen Blume hört' ich sagen,

Die weltverborgen tief in Wäldern sprießt
Und nur ein einzig Mal den Kelch erschließt.
Für eine warme Frühlingsnacht allein
Erblüht sie dann in zauberischem Schein
Und ein Beglückter, der sie so erschallt
Von ungefähr, steht selig wie geblendet!

Doch wenn des Morgens Athem sie bethaut,

Hat ihre Vlumenherrlichkeit geendet

Und still nur grünt sie fort und Früchte reifen

In ihrem Schooß, die süß und köstlich sind —
Willst Du des Blumenmärleins Sinn begreifen,
Du thöricht schicksalsbanges Menschenkind?
Wenn Dich die Angst, zu welken, traurig macht,
So denk' der Blume, die nur eine Nacht
Und nur dem Einen zum Entzücken blüht!" —
Da barg die Jungfrau, purpnrnüberglüht,
Verwirrt im Linnen ihren jungen Leib —

Und sene Stunde machte sie zum Weib!

F. v. O.

-Aus einer bayrischen Dorfschuke

In der Religionsstunde wird das sechsjährige
Reserl nach dem Namen des ersten Menschen-
xaares gefragt.

„Ja mei," antwortete sie treuherzig. ,,d' Lva
wüßt i scho, — aber halt ihr'n Buam?"

-Liebe Jugend!

Anläßlich des Reformationsfestes fragt der
Lehrer die Rinder in der Unterklasse, was sie von
Luther wissen.

Der siebenjährige Moritz Rahn meldet sich
triumphierend: „Luther hat sozusagen das Christ-
liche erfunden."

Lottchen (6jährig), sieht, daß Onkel Paul, der
bei ihren Eltern zu Besuch ist, die Schöße seines
Gehrocks hochhebt, als er sich auf's Eopha setzt,
schnell läuft sie zu ihrer Mutter und flüstert ihr
entsetzt in's Ohr: „Heute, Mütterchen, ist der
Onkel Paul aber unanständig; der hebt sich im
Salon die Röcke in die höhe und setzt sich auf
die Loosen."
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Philipp Klein: Die Freundinnen
[nicht signierter Beitrag]: Aus einer bayrischen Dorfschule
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
 
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