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Eislaub bedeckt, das Blatt um Blatt ihrem
Sommerkleid entsprach. Die Mittellinie, die
auseinanderftrebenden, ja selbst die kleinsten
Nippen waren deutlich erkennbar und der Rand
regelrecht eingekerbt. Diese Gespensterblätter,
lind die grünen, bereit Form sie annehmen,
müssen Kinder des gleichen Gesetzes sein. Es
kann nicht eine Folge von zweierlei Gesetzen sein,
daß der vegetabilische Saft sich einerseits zu
dem vollkommenen Blatt ansbildet, und die
Kristallpartikel sich andrerseits in die gleiche
wunderbare Anordnung fügen.

(Deutsch von Emma Lmmerich.)

Bahnfahrt

Endlose Eisenbahnsahrt. Trüber Tag.
Trostlose Landschaft. Und im Wagen drinnen
Ich und fünf Weiber, deren Reden rinnen!
Hilf Himnrel, daß ich diese Fahrt- ertrag'!

Und wieder hält der Zng. Verfluchte Plag'!
Thür auf, Thür zu. Und zu den Schwätzerinnen
Noch eine mehr! Und hält in weißem Linnen,
Herrgott! ein Kind im Arm! Der Teufel mag ..

Und Weiterfahrt. Das Kind erwacht, erschrickt
Und schreit und schreit! Sie neigt sich

zu ihm nieder,

Und nestelt an der Brust: „Gleich, gleich!

Sei gut!"

Die Weiber, still, schaun zu, erregt, beglückt,
Zehn Brüste sehnen sich aus ihrem Mieder.
Und mir ist andachtsvoll und fromm zu Muth..

Rugo Latus

Winter im Bergwald

Im Bergwald stieg ich an zur Winterszeit,
Allein; ganz tief war Weg und

Steg verschneit

Kein Vogel rief und keine Axt erklang;

Still lag die Schöpfung, still und sterbensbang.

Da sieh'! Auf einmal eine Menschenspur!
Tief in den Schnee gestampft! Wer ging

hier nur?

Ich folge nach. Die Dämmrung sinkt herein;
Es ist, als gingen wir nunmehr zu zwei'n

Auf einmal aber steh' ich wie gebannt;
Denn vor mir ragt grau eine Felsenwand.

Thurmhoch und lothrecht steigt der

starre Stein

Empor; ein finstrer Spalt nur riß sich ein.

Ausgeht die Fußspur hier. Ein Grausen faßt
Mich an. Wer ging in diesen Spalt als Gast?

Und rückwärts eil' ich, hastend und entsetzt,
Thalab, von Unsichtbarem fortgehetzt,

Bis ich des Bergdorfs Häuser drunten seh'
Und tiefaufathmend an der Straße steh'.

Ein Holzknecht grüßt. Ich geh' mit ihm.

Mein Blick

Fällt scheu nur nach dem dunklen Wald zuriick.

flßax Raushofer

Die 8amilienehre

Eine Geschichte ohne Duell
von Kurt Kram

Recktsanwalt Mayer, ein dicker Mann in den
besten Jahren, seufzte und las den Brief zum zweiten
Mal: „Lieber Hans! Wir alle kennen Deine Gut-
müthigkeit, und wie schwach Du gegen Deine Frau
bist. Deshalb komme ich nächsten Sonntag auf
einige Wochen zu Dir. Selbst unter unfern Be-
kannten redet man in wenig ehrerbietiger Weise
über Deine Frau, selbst zu uns ist das Gerücht ge-
drungen, daß sie Deine und damit unser Aller Ehre
mit Füyen tritt. Ich muß erfabren, was Wahres
daran ist, denn wir können unmöglich ruhig bleiben,
wenn die Ehre der Familie auf dem Spiele jtehl.
Ich weiß, Du denkst grade so. Aber Du bist ein
wenig bequem und immer noch verliebt in Deine
Frau. Deshalb werde ich versuchen, dem Gerücht
auf den Grund zu kommen. Das sind wir unsrer
Ehre schuldig. Deine treue Schwester Adelheid."
Als Nachschrift folgte noch der Satz: „Du nennst
Deiner Frau am Besten nicht den Grund meines
Besuches. Sie könnte sonst Vorkehrungen treffen,
die es erschweren, vielleicht unmöglich machen, hinter
ihre Geschichten zu kommen."

Rechtsanwalt Mayer stöhnte und warf den Brief
zum zweiten Mal wüthend auf den Frühstückslisch
zwischen die Theekanne und den Korb mit Semmeln.

Als Frau Lili erschien, merkte sie gleich, daß sich
ihr Mann alteriert hatte. Er ergriff nüeder den
Brief, nahm einen Bleistift, feuchtete die Spitze mit
den Lippen an und machte einen dicken Strich unter
den Satz: „Selbst zu uns ist das Gerücht gedrungen,
daß sie Deiner und bamit unser Aller Ehre zu nahe
tritt." Dann reichte er den Brief seiner Frau.

Frau Lili las, sah auf ihren Mann, las den
unterstrichenen Satz zweimal und lachte laut und
herzlich.
Register
Hugo Salus: Bahnfahrt
Kurt Aram: Die Familienehre
Hugo Salus: Bahnfahrt
Willibald Föhring: Still ist die Welt und eingeschneit
Max Haushofer: Winter im Bergwald
 
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