Das neutrale Witzblatt r
Das neutrale Kunstwerk
In Vreslau haben der Kirchenvorstand sowie die Ge-
meindevertretung der katholischen Matthias - Kirchen-
gemeinde Protest erhoben gegen Hugo Lederers nackte
Zechterstatue auf dem neuen Universitätsbrunnen.
Sie forderten den Magistrat zur Entfernung dieser
Statue auf.
O schöne Zeit, in der hienieden
Herrscht aller Konfessionen Frieden,
Wo alle kirchlichen Gewalten
Sich friedlich und neutral verhalten!
Doch schreckenvoll und unerhört,
Ein Künstler hat das Bild zerstört:
Er stellte — schand- und schauderbar —
Ein unneutrales Kunstwerk dar.
Ein nackter Mensch war's, o Skandal,
Geschlechtlich durchaus nicht neutral,
Denn deutlich sah man es und klar,
Daß er parteiisch-männlich war.
Der Kirchenvorstand, tiefverletzt,
Rief: „Weg mit diesem Ding!" entsetzt,
„Denn dieser Jüngling in Civil
Stört das neutrale Schamgefühl." —
O Künstler, folgt der guten Lehr':
Stellt ein neutrales Kunstwerk her,
Bei dem man nicht entscheiden kann,
Ist es ein Weib, ist es ein Mann?
Bei dem die Jungfrau stehen bleib':
„Ach, welch' ein ideales Weib!"
Bei dem der Jüngling ruft: „Seht an,
Ach, welch' ein idealer Mann!"
Bei den: sogar das Kind bleibt stehn
Und leise fragt beim Weitergehn,
Geplagt von Zweifeln, die Mama:
„Was war denn das für'n Piepmatz da?"
Kaiiclieu
Wie wir hören, wird demnächst zur Feier von
Schillers 100. Todestage Nachfolgendes mini-
steriell verfügt werden:
„Dem vormaligen Herzoglich'Württembergischen
Militärmedicus ohne Portepee Friedrich
Schiller wird nachträglich in Ansehung seiner
Verdienste um die Deutsche Litteratur der Rang
und Titel eines Oberarztes d. L. verliehen." 2825
Der weise und gerechte Erlaß wird sicher bei
allen patriotisch Denkenden begeisterte Ausnahme
finden!
Zum neuen Jahre!
Easset uns die Welt mit den Angen der Liebe
8^- a.lsehen, Geliebteste! Edel sei der Mensch, nett
und verträglich! Blicket umher im Kreise und er-
kennt, wie die Völker im Grunde alte voll Güte sind
und Trefflichkeit und wie uneigennütziges Wohl-
wollen sie beseelet gegen einander und zumeist gegen
Dich, lieber Michael!
Siehe, da ist der Brite in seinen: Jnselreich,
mächtig zur See und gerecht vor dem Herrn! Ei
erkennet, o Michael, wie Dich die Wucht Deiner auf-
strebenden Weltmacht hindert am inneren Gedeihen
und wie die Schaar Deiner gepanzerten Schiffe Dir
Geld kostet und Sorgen und Mühen. Er aber will
alle diese Sorgen, Mühen und Kosten Dir abnehmen
mit gepanzerter Taust und Dich selig machen, denn:
Selig sind die Armen! Kannst Du ihm zürnen,
wenn er Dir thut, was er so viel schwarzen, rothen,
braunen und gelben Völkern schon gethan zu ihrem
Heil? Nein! Liebe ihn, Michael! Liebe den Franz-
mann auch im Westen! Wenn er Revanche schreit
wie besessen vom bösen Feinde, Tag und Nacht seit
34 Jahren — kannst Du ihm böse sein? Will nicht
auch der Mann Revanche, der Kegel schiebt, oder
Billard spielt mit elfenbeinernen Kugeln oder Meine
Tante, Deine Tante, wenn der Andere gewonnen
hat? Und wird der Andere darum Groll hegen in
seinem Herzen? Gib ihm Revanche, oder besser: gib
ihm zurück, was Du ihm abgewannest in eisernem
Würfelspiel! Dann wird Frieden sein! Denn der
Franzmann ist ein reizender Mensch, wenn er kriegt,
was er will! Und herrlich, siehe, ist der Russe, sein
Freund, ist das Volk, dessen milder Beherrscher-
Frieden bringen will dem Erdball und der sein Volk
liebt, wie sein Kind. Wer aber sein Kind lieb hat,
der züchtigt es, sücht geschrieben, und er züchtigt es
in gerechtem Zorn, wenn es nach Freiheit schreit
oder gar nach Bildung und andern verbrecherischen
Dingen. Und er liebet auch Dich, Michael, und
wird Frieden mit Dir halten, so lange er nicht
anders kann, weil er Dich braucht!
Und blicke weiter im Kreise: wie lieblich ist der
Reigen der Völker um Dich! Da ist der Italiener
mit dem Feuer des Südens, Dein Bundesgenosse,
deutscher Barbar, musikunverständiger, dem er die
Perle seiner Componisten sandte, klägliches germani-
sches Dichtwerk zu vertonen! llnd er ist tapfer im
Streit, und kühn schießt er mit der Drehpistole auf
die Schaar tirolischer Jünglinge, die ohne Waffen
sind! Und dort, siehe in Rom den heiligen Vater,
der da gesegnet hat des Centrums gottselige Heer-
schaaren, die kämpfen für Wahl Heit , Freiheit und
Recht, die sie meinen, und bereit sind, wegzunehmen
die Last der Verantwortung von der Negierenden
Schultern und zu theilen unter sich, was nicht an-
genagelt ist an Würden und Pfründen im Reiche!
lind siehe weiter die frommen Väter von: guten
Hirten Loyola, mit denen Du beglückt werden sollst,
Michael, auf daß des Lichtes weihevolle Himmels-
sackel nicht leuchte durch das Brett, das sie Dir vor
die Stirn binden werden!
Siehe den Wenzel dort in kindlicher Dankbarkeit
für die Kultur, die Du ihm gebracht hast, und den
Ungar, der in gleicher Weise für Dich fühlt, täglich
bemüht, durch kräftiger Stiefel Tritt Dich zu heilen
vor schädlicher Selbstüberschätzung! Liebe sie, Mi-
chael! Liebe auch den Japsen, dem Tu mit freund-
lichem Bemühen beigebracht hast die Kunst, das Leder
zu gerben, und der verspricht, daß er diese Kunst übe
an Deiner eigenen Haut, sobald er fertig ist mit dem
Andern. Und blicke zärtlich hinüber nach der andern
Seite über das Meer, dorthin wo die Tempel stehen
des Gottes Monroe und des Gottes Dollar und
wo der Jingo schmerzlich bedauert, daß er einst
Deine Schiffe aus dem Ozean wird vernichten müssen
oder wegnehmen im Kampfe um den Weltmarkt!
„Leget die Waffen nieder!" so spricht Bertha die
Tante, die zürnend das Auge gerichtet hat, Michael,
auf Deine Verwerflichkeit. Denn Tu willst Dich
wehren, Frevelnder, gegen die Zucbtruttze des Herrn,
in der Hand der Völker! Du bauest Schiffe und übest
Deine Heere und lädst in Deine enggebohrten Flinten
das Schießkraut, das nicht rauchet, um zu tobten
Diejenigen, welche die Hand ausheben wider Dich!
Laß ab', unseliger Michael, denn: Friede auf Erden
den Menschen, die einen guten Willen haben und
eine dicke Haut, so steht geschrieben! Darnach richtet
Euch, Kindlein, und liebet einander!
„Das neutrale Witzblatt*6
Zur gefl. Beachtung!
Sämmtliche Fenster, die in den letzten Jahren
durch Telegramme etc. eingeworfen wurden,
werden promptest von uns bezahlt!
Die Redaktion des
„Neutralen Witzblattes“
ihser lieber 0raT von Sanssouci
Max Hagen
„So leicht ärgere ich mich nicht. Ich hakte mich
an den HHath, den einmal der alte Iekdmarschall
lU-rangek seinem Adjutanten gab: „Mein Sohn, ickr
ärjere mir so selten als möglich."
Dev
HW traurige fall von Port Arthur
besungen von unserm diplomatischen Kriegspoeten
in Kinkschau
Port Arthur fiel! Ich glaube wohl.
Nun darf ich sagen klar:
Daß jeder Russe ganz und voll
Ein Held im Kampfe war.
Doch auch den Herrn Japanern sei
Mein Beifall nicht verhehlt:
Auch ihrer Jeder war dabei
Nur voll und ganz'ein Held.
Daß Japan soviel Todte lieh
— Erstürmend Schanz um Schanz —
Am Platze, ich bedaure dich
Natürlich voll und ganz.
Doch daß auf ein paar tausend Mann
Herabschmolz Stöffels Heer,
Ich füge ganz und voll daran:
Auch dich bcdaur' ich sehr.
Dem General Nogi, der zuletzt
Nun doch gesiegt mit Glanz,
Ihm gratulier' ich hiezu jetzt
Ergebenst voll und ganz.
Doch auch dem General Stöffel soll
Erschallen mein Applaus:
Ihm gratulier' ich ganz und voll.
Daß er nun „fein heraus".
Und sollte ich irgend einer der beiden kriegführenden
Parteien zu nahe getreten sein, so bitte ich hiemit höf-
lichst um Entschuldigung und erkläre mein Benehmen
für gemein und pöbelhaft. Ich will es gewiß nicht
wieder thun.
Ein neuer Fall brutaler Rohheit eines
militärischen Vorgesetzte!« gegen seinen Unter-
gebenen! Der Fähndrich Hüssener verbringt die
2 Jahre Festung, die ihm von dem Militärgericht
bewilligt wurden, bekanntlich am Rhein. Obwohl
er sich tadellos führte, insbesondere an jedem Abend
mm Zapfenstreich pünktlich zu Hause war und des
Nachts die Festung nie verließ, hat der Koblenzer
Festungskommandänt ihn dennoch in der Beköstig-
ung beschränkt; er hat ihm verboten, in der Festung
täglich mehr als eine Flasche Wein zu trinken!
Gegen den Kommandanten ist die Untersuchung we-
gen Mißhandlung Untergebener im Dienste ein-
geleitet worden.
Oesterreicblscbe Schnadahüpfeln
Is mir gleich, was für Minister
Mir in Mesterreich hab'n —
's gebt ja mit oder ohne
21T inister nix z'sarnrn!
^ab' rni' lang g'nua iatz geärgert,
Sollen's andre probiarn!
I laß rni geduldig
„Auseiitander regiar ' n!"
Dös is gnat für die G'sundbeit
Und entschieden bequem —
Heut' schlaf i ein als Deutscher
U n d w a ch' m org' n auf als a 8 c h m I
Und stab' i mi' heiser
Vov lauter „Divio!" g'schrier'n,
D an n t u' i auf einmaI
A w a l s ches Herz in mir g'spür'n!"
Sacramento! Evviva!
Trentino! Polenta!
Risibisi! Salamucci!
M a c c a r o n i! Irredenta!
Heut' lieg'n die Alerikal'n
Mir sakrisch im Mag'n —
Bei der Prozession tb u' i tnor g'n
Die Kirchenfa hu' trag'n!
Die Los von Rom-Lewegung mach' i
Doll Begeisterung mit —
Hub a Wochen drauf werd' i
A Erzjesuit!
Mir is All s gleich — 's geht nix über
21 g'wiffe Neutralität —
Vielleicht fomm’ i auf dö Weif
Zn's nächste Kabinett! Kroko<ui
4 2
Das neutrale Kunstwerk
In Vreslau haben der Kirchenvorstand sowie die Ge-
meindevertretung der katholischen Matthias - Kirchen-
gemeinde Protest erhoben gegen Hugo Lederers nackte
Zechterstatue auf dem neuen Universitätsbrunnen.
Sie forderten den Magistrat zur Entfernung dieser
Statue auf.
O schöne Zeit, in der hienieden
Herrscht aller Konfessionen Frieden,
Wo alle kirchlichen Gewalten
Sich friedlich und neutral verhalten!
Doch schreckenvoll und unerhört,
Ein Künstler hat das Bild zerstört:
Er stellte — schand- und schauderbar —
Ein unneutrales Kunstwerk dar.
Ein nackter Mensch war's, o Skandal,
Geschlechtlich durchaus nicht neutral,
Denn deutlich sah man es und klar,
Daß er parteiisch-männlich war.
Der Kirchenvorstand, tiefverletzt,
Rief: „Weg mit diesem Ding!" entsetzt,
„Denn dieser Jüngling in Civil
Stört das neutrale Schamgefühl." —
O Künstler, folgt der guten Lehr':
Stellt ein neutrales Kunstwerk her,
Bei dem man nicht entscheiden kann,
Ist es ein Weib, ist es ein Mann?
Bei dem die Jungfrau stehen bleib':
„Ach, welch' ein ideales Weib!"
Bei dem der Jüngling ruft: „Seht an,
Ach, welch' ein idealer Mann!"
Bei den: sogar das Kind bleibt stehn
Und leise fragt beim Weitergehn,
Geplagt von Zweifeln, die Mama:
„Was war denn das für'n Piepmatz da?"
Kaiiclieu
Wie wir hören, wird demnächst zur Feier von
Schillers 100. Todestage Nachfolgendes mini-
steriell verfügt werden:
„Dem vormaligen Herzoglich'Württembergischen
Militärmedicus ohne Portepee Friedrich
Schiller wird nachträglich in Ansehung seiner
Verdienste um die Deutsche Litteratur der Rang
und Titel eines Oberarztes d. L. verliehen." 2825
Der weise und gerechte Erlaß wird sicher bei
allen patriotisch Denkenden begeisterte Ausnahme
finden!
Zum neuen Jahre!
Easset uns die Welt mit den Angen der Liebe
8^- a.lsehen, Geliebteste! Edel sei der Mensch, nett
und verträglich! Blicket umher im Kreise und er-
kennt, wie die Völker im Grunde alte voll Güte sind
und Trefflichkeit und wie uneigennütziges Wohl-
wollen sie beseelet gegen einander und zumeist gegen
Dich, lieber Michael!
Siehe, da ist der Brite in seinen: Jnselreich,
mächtig zur See und gerecht vor dem Herrn! Ei
erkennet, o Michael, wie Dich die Wucht Deiner auf-
strebenden Weltmacht hindert am inneren Gedeihen
und wie die Schaar Deiner gepanzerten Schiffe Dir
Geld kostet und Sorgen und Mühen. Er aber will
alle diese Sorgen, Mühen und Kosten Dir abnehmen
mit gepanzerter Taust und Dich selig machen, denn:
Selig sind die Armen! Kannst Du ihm zürnen,
wenn er Dir thut, was er so viel schwarzen, rothen,
braunen und gelben Völkern schon gethan zu ihrem
Heil? Nein! Liebe ihn, Michael! Liebe den Franz-
mann auch im Westen! Wenn er Revanche schreit
wie besessen vom bösen Feinde, Tag und Nacht seit
34 Jahren — kannst Du ihm böse sein? Will nicht
auch der Mann Revanche, der Kegel schiebt, oder
Billard spielt mit elfenbeinernen Kugeln oder Meine
Tante, Deine Tante, wenn der Andere gewonnen
hat? Und wird der Andere darum Groll hegen in
seinem Herzen? Gib ihm Revanche, oder besser: gib
ihm zurück, was Du ihm abgewannest in eisernem
Würfelspiel! Dann wird Frieden sein! Denn der
Franzmann ist ein reizender Mensch, wenn er kriegt,
was er will! Und herrlich, siehe, ist der Russe, sein
Freund, ist das Volk, dessen milder Beherrscher-
Frieden bringen will dem Erdball und der sein Volk
liebt, wie sein Kind. Wer aber sein Kind lieb hat,
der züchtigt es, sücht geschrieben, und er züchtigt es
in gerechtem Zorn, wenn es nach Freiheit schreit
oder gar nach Bildung und andern verbrecherischen
Dingen. Und er liebet auch Dich, Michael, und
wird Frieden mit Dir halten, so lange er nicht
anders kann, weil er Dich braucht!
Und blicke weiter im Kreise: wie lieblich ist der
Reigen der Völker um Dich! Da ist der Italiener
mit dem Feuer des Südens, Dein Bundesgenosse,
deutscher Barbar, musikunverständiger, dem er die
Perle seiner Componisten sandte, klägliches germani-
sches Dichtwerk zu vertonen! llnd er ist tapfer im
Streit, und kühn schießt er mit der Drehpistole auf
die Schaar tirolischer Jünglinge, die ohne Waffen
sind! Und dort, siehe in Rom den heiligen Vater,
der da gesegnet hat des Centrums gottselige Heer-
schaaren, die kämpfen für Wahl Heit , Freiheit und
Recht, die sie meinen, und bereit sind, wegzunehmen
die Last der Verantwortung von der Negierenden
Schultern und zu theilen unter sich, was nicht an-
genagelt ist an Würden und Pfründen im Reiche!
lind siehe weiter die frommen Väter von: guten
Hirten Loyola, mit denen Du beglückt werden sollst,
Michael, auf daß des Lichtes weihevolle Himmels-
sackel nicht leuchte durch das Brett, das sie Dir vor
die Stirn binden werden!
Siehe den Wenzel dort in kindlicher Dankbarkeit
für die Kultur, die Du ihm gebracht hast, und den
Ungar, der in gleicher Weise für Dich fühlt, täglich
bemüht, durch kräftiger Stiefel Tritt Dich zu heilen
vor schädlicher Selbstüberschätzung! Liebe sie, Mi-
chael! Liebe auch den Japsen, dem Tu mit freund-
lichem Bemühen beigebracht hast die Kunst, das Leder
zu gerben, und der verspricht, daß er diese Kunst übe
an Deiner eigenen Haut, sobald er fertig ist mit dem
Andern. Und blicke zärtlich hinüber nach der andern
Seite über das Meer, dorthin wo die Tempel stehen
des Gottes Monroe und des Gottes Dollar und
wo der Jingo schmerzlich bedauert, daß er einst
Deine Schiffe aus dem Ozean wird vernichten müssen
oder wegnehmen im Kampfe um den Weltmarkt!
„Leget die Waffen nieder!" so spricht Bertha die
Tante, die zürnend das Auge gerichtet hat, Michael,
auf Deine Verwerflichkeit. Denn Tu willst Dich
wehren, Frevelnder, gegen die Zucbtruttze des Herrn,
in der Hand der Völker! Du bauest Schiffe und übest
Deine Heere und lädst in Deine enggebohrten Flinten
das Schießkraut, das nicht rauchet, um zu tobten
Diejenigen, welche die Hand ausheben wider Dich!
Laß ab', unseliger Michael, denn: Friede auf Erden
den Menschen, die einen guten Willen haben und
eine dicke Haut, so steht geschrieben! Darnach richtet
Euch, Kindlein, und liebet einander!
„Das neutrale Witzblatt*6
Zur gefl. Beachtung!
Sämmtliche Fenster, die in den letzten Jahren
durch Telegramme etc. eingeworfen wurden,
werden promptest von uns bezahlt!
Die Redaktion des
„Neutralen Witzblattes“
ihser lieber 0raT von Sanssouci
Max Hagen
„So leicht ärgere ich mich nicht. Ich hakte mich
an den HHath, den einmal der alte Iekdmarschall
lU-rangek seinem Adjutanten gab: „Mein Sohn, ickr
ärjere mir so selten als möglich."
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HW traurige fall von Port Arthur
besungen von unserm diplomatischen Kriegspoeten
in Kinkschau
Port Arthur fiel! Ich glaube wohl.
Nun darf ich sagen klar:
Daß jeder Russe ganz und voll
Ein Held im Kampfe war.
Doch auch den Herrn Japanern sei
Mein Beifall nicht verhehlt:
Auch ihrer Jeder war dabei
Nur voll und ganz'ein Held.
Daß Japan soviel Todte lieh
— Erstürmend Schanz um Schanz —
Am Platze, ich bedaure dich
Natürlich voll und ganz.
Doch daß auf ein paar tausend Mann
Herabschmolz Stöffels Heer,
Ich füge ganz und voll daran:
Auch dich bcdaur' ich sehr.
Dem General Nogi, der zuletzt
Nun doch gesiegt mit Glanz,
Ihm gratulier' ich hiezu jetzt
Ergebenst voll und ganz.
Doch auch dem General Stöffel soll
Erschallen mein Applaus:
Ihm gratulier' ich ganz und voll.
Daß er nun „fein heraus".
Und sollte ich irgend einer der beiden kriegführenden
Parteien zu nahe getreten sein, so bitte ich hiemit höf-
lichst um Entschuldigung und erkläre mein Benehmen
für gemein und pöbelhaft. Ich will es gewiß nicht
wieder thun.
Ein neuer Fall brutaler Rohheit eines
militärischen Vorgesetzte!« gegen seinen Unter-
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2 Jahre Festung, die ihm von dem Militärgericht
bewilligt wurden, bekanntlich am Rhein. Obwohl
er sich tadellos führte, insbesondere an jedem Abend
mm Zapfenstreich pünktlich zu Hause war und des
Nachts die Festung nie verließ, hat der Koblenzer
Festungskommandänt ihn dennoch in der Beköstig-
ung beschränkt; er hat ihm verboten, in der Festung
täglich mehr als eine Flasche Wein zu trinken!
Gegen den Kommandanten ist die Untersuchung we-
gen Mißhandlung Untergebener im Dienste ein-
geleitet worden.
Oesterreicblscbe Schnadahüpfeln
Is mir gleich, was für Minister
Mir in Mesterreich hab'n —
's gebt ja mit oder ohne
21T inister nix z'sarnrn!
^ab' rni' lang g'nua iatz geärgert,
Sollen's andre probiarn!
I laß rni geduldig
„Auseiitander regiar ' n!"
Dös is gnat für die G'sundbeit
Und entschieden bequem —
Heut' schlaf i ein als Deutscher
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Und stab' i mi' heiser
Vov lauter „Divio!" g'schrier'n,
D an n t u' i auf einmaI
A w a l s ches Herz in mir g'spür'n!"
Sacramento! Evviva!
Trentino! Polenta!
Risibisi! Salamucci!
M a c c a r o n i! Irredenta!
Heut' lieg'n die Alerikal'n
Mir sakrisch im Mag'n —
Bei der Prozession tb u' i tnor g'n
Die Kirchenfa hu' trag'n!
Die Los von Rom-Lewegung mach' i
Doll Begeisterung mit —
Hub a Wochen drauf werd' i
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Mir is All s gleich — 's geht nix über
21 g'wiffe Neutralität —
Vielleicht fomm’ i auf dö Weif
Zn's nächste Kabinett! Kroko<ui
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