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Jtynenblut

Aphorismen

Tief greift die Pflugschar in das Land,

Der Bauer drückt mit fester Hand.

Da bricht die schwarze Scholle auf,

Ein Schwert wird bloß, ein rostiger Knauf.

Ein rostiges Schwert. Nichts andres mehr.
Kein Totenbein, kein Schild und Speer.

Ein breites Schwert. Es macht ihn warm,
Er schwingts mit ungeübtem Arm.

Er weiß von einer alten Mar'.:

Daß seine Sippe von Adel war'.

Es geht ein Wort von Sohn auf Sohn:
Ein Urahn trug einst eine Krön'.

Still tragt er seinen Fund nach Haus,
Verbirgt ihn gut und sagt nichts aus.

Und heimlich geht er manche Nacht,

Wenn weiter keine Seele wacht,

Steigt leise unters Dach empor
Und holt den alten Stahl hervor.

Der Mond scheint durch die Luke herein:
Was mag das für ein Held hier sein?

Er schwingt das Schwert, schon schwingt er's gut
Aufschäumt das alte Herrenblut.

Tags geht er wie im Traum einher,

Die Arbeit schmeckt ihm nimmermehr.

Den Brüdern laßt er Hof und Haus
Und reitet still znm Tor hinaus.

Weiß keiner welchen Weg und Lauf.

Taucht er noch wo als König auf?

Gustav Falke

Hungers zu sterben — ist gar nicht so
schwer, wenn man die nötige Bildung, Ehr-
lichkeit und Menschenliebe dazu hat.

Gehst du znm Weibe, vergiß deine Mutter
nicht.

Der Virtuos, der Routinier, der Artist
zeigt alles, was er kann; der gottbegnadete
Künstler bwibt keusch, er verbirgt sein Heiligstes,
und sein Letztes kommt nicht zum Ausdruck,
sein Bestes bleibt immer zurück hinter dem,
was er gewollt hat.

Gerade unter den „mitleidigen" Seelen
sind viele, die gar kein Gemüt haben.

Mit Gewalt ist etwas zu erreichen beim
Rindvieh, — nicht beim Menschen.

Unglück mit Kindern beginnt meistens
schon eine Generation vorher.

Die großen, unsterblichen Baumeister des
Lebens kommen oft nicht dazu, das eigene
Hans unter Dach und Fach zu bringen.

Was viele Menschen absolut nicht ertragen
können: daß wir sie sehen mit ihren Augen.

Nur wenige sind so reich, daß sie dank-
bar sind dafür, wenn wir von ihnen nehmen.

Dr. Laer (Oberdorf)

Reinhold-Max Eichler (München)
Register
Gustav Falke: Ahnenblut
Reinhold Max Eichler: Rahmenzeichnung
Dr. Baer: Aphorismen
 
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