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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 13.1908, Band 2 (Nr. 27-52)

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https://doi.org/10.11588/diglit.3879#0362
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Hinaus aus der Kirche, fort von all den Heilige»

Den» hier galt es-das Leben oder den Tod.

Und wir sind doch nicht im Mittelalter!

Man geht zur Messe, um Frieden zu haben mit sich fel'bft
Um nach allen Seiten hin auf gutem Fuß zu stehen — aus
gutem Fuß nach, oben und nach außen. Nach oben, weil man
nie wissen kann, - „es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und
Erde", sagt der lliige und tolle Hamlet. Nach außen, denn
der Messebcsuch „stützt" und hat immer gestützt. Die Leute,
die zur Messe gehe», werden als solide Leute betrachtet, Leute,
die ihre ganze Rechnung in Ordnung haben wollen und jedem
das seine geben, auch dem Kaiser, was des Kaisers ist.

Man geht zur Messe, weil cs Brauch ist, und weil man
ein paar neue Schuhe hat und weil man sein Herz erleichtern
will und weil einer der Geistlichen jeden zweiten Sonntag bei
einein zu Mittag speist. ..

Man geht zur Messe aus hundert Gründen. Aber auf
Ehre und Gewissen, man geht doch nicht zur Messe, um —
gleich zu sterben.

Gewiß, mau geht unter anderem hin, um einen gnädigen
Tod zu bitten . . .

Aber de» Tod gleich in derselben Stunde, bei der Messe
— das ist eine allzu große Gnade.

In Lemberg stohen sie. So hahig flohen sic, und so eilig
. hatten sie es, daß sie ein Dutzend Menschen uicdcriraten, 21Tit"
Menschen — um ihr Leben zu retten, hier vor seinem Altar,
der Herr ist über Leben und Tod-

Aber er, dort vor den, Hochaltar, hielt er das heilige
Sakrament?

Hielt er es fest? Oder zitterte seine ausgcstrecktc Hand?
Oder ließ er die schimmernde Monstranz in Mcnschenangst
fallen und floh auch?

Mer weiß es — — —

Doch eines steht fest: der Schein der Blitze ist stark. Gr
blendet nicht nur, er enthüllt auch —

Gr ist stark wie Röntgenstrahlcn. wo er hinfällt, sieht
man durch Mark und Nein.

wie man in Böhmen sah. wie man in der Kirebe zn
Lemberg sah.

Unser Tag

Den Weg, den einst an hellstem Frühlingstag
Wir wie zivei soitiiensrohe Kinder ginge»,

. Die bunten Wiesen mit den Schmetterlingen,

Den weiten See, ans dem die Sonne lag,

Den schwarzen Tannenwald, den grünen Hag —
Das alles siehst du nun, Geliebte, wieder!

O kniee bei den lieben Blumen nieder
Und küsse sie und denk an unfern Tag. . .

91» unfern Tag, der so mit Glanz und Glühen
Ans qualendnnkler Nacht sich segnend hob
Und uns in seine heißen Arme nahm,

Daß über uns ein Lcbensjubcl kam/

Der alle Not in weile Fernen schob
Und alle Liebe rief zum Neuerblühcn.

Gisela Eyel

A p ft lern re

Die ersten Aepsel fallen vom Wurm
Die zweiten Aepsel, die fällt der Sturm,

Die dritten erntet man ein:

Welche mögen die besten wohl sein?

Die dritten natürlich! lacht jedermann:

Weil man nur die servieren kann!

Die schält sich dann
Respektvoll der Esser
Mit sorglichem Messer —

Doch Wur-m und Sturm, die wissen es besser.

Hanns von Gunippcnbcvg

Herbstseg

Ferdinand Spiegel (München)
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