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Die Gegner Ser Agrarier
«oder: Die folgen des denaturierte« Spiritus
und der €o$inger$te

„Sieh mal, mir Verstänkern sie den schönen
Schnaps und dir die Gerschte und da
sollenwirnichsozialdemokratisch werden!"

<£ine Lanze für die Toleranz

Oberhofprediger v. Graue in Meiningen in
seiner Abschiedspredigt: „Ich wünsche von ganzem
Herzen und von ganzem Gemüte, daß der Teufel
endlich einmal alles Pfaffentum in allen Kirchen
und in allen Schulen holen wolle: den dummen
Unfehlbarkeitsdünkel also und die damit verbündete
Herrschsucht und Scheelsucht!"

Ein seltenes Wort aus Predigers Mund.

Es macht dem Tapferen Ehre.

In seiner Derbheit erquickend gesund!

Es wurde im ganzen Lande kund
Und jeder befolgte die Lehre.

Der Schriftsteller A., der pries sie beredt:

„£>, möchte die Worte sich merken
Der Schriftsteller 8, dieser Analphabet,

Dieser traurige Kerl, der gar nichts versteht,
Mit seinen blödsinnigen Werken!"

Und der Maler C. rief begeistrungsentbrannt:
„O, dränge sein Wort in die Ohren
Dem Maler D., diesem Dilettant,

Diesem Trottel, diesem Kitschlieferant,

Der auf Böcklin noch eingeschworen!"

Und der Kritiker . 8., der jauchzte und schrie:
„Wie schab', daß dies Wort nicht bekannt ist
Dem Kritiker F., diesem albernen Vieh,

Diesem Ignoranten voll Perfidie,

Der nicht, wie ich, tolerant ist!"

Auch ich vernahm das treffliche Wort,

Des Predigers Abschiedsbeschwören,

Und seufzte leise: „O könnt' man hinfort
Doch solche Töne im Süden und Nord
Auch bei Antrittspredigten hören!"

Karlchen

Narhan, der Weise Roms

Bekanntlich ist der kapitolinische Platz im 16. Jahr-
hundert durch einen Architekten Namens Michel-
angelo Buonarroti verschandelt worden. Es war
ein Mißgriff, diese bedeutende architektonische Auf-
gabe einem Mann anznvertrauen, der ja nicht ohne
Talent war, der aber die Baumeisterei doch nur im
Nebenberuf betrieb.

Einer seiner Hauptfehler war, daß er nicht zu
rechnen verstand und daß er deshalb zu seinen
Bauten eine Unmenge Geld verpulverte; so baute
er z. B. immer in echtem Material, das be-
kanntlich sehr teuer ist. Auch trieb er mit dem
Terrain, das doch in der Hauptstadt einen enormen
Wert hat, eine grenzenlose Verschwendung; der
Raum des kapitolinischen Platzes wurde lange nicht
so ausgenutzt, als dies hätte geschehen können und
müssen.

Roms tüchtiger und energischer Bürgermeister-
Nathan ist im Begriff, die Fehler des Buonarroti
zu verbessern, soweit dies noch möglich ist. Er will
zlvischen den drei Monumentalpalästen des Platzes
Bauten errichten, die die großen, von Buonarroti
leer gelassenen Bauplätze ausfüllen. Natürlich kosten
auch diese Geld, aber sie werden möglichst billig
aus falschem Travertin hergestellt werden. Außer-
dem könnte der eine Zwischenbau an ein Warenhaus
vermietet werden; der Mietpreis würde die Zinsen
reichlich decken.

Das dankbare Rom will seinem Nathan auf dem
Kapitol ein Denkmal errichten. Ob man es nach
dem Modell der kapitolinischen Venus, der kapito-
linischen Wölfin oder des Gänsemännchens bilden
soll, steht noch nicht fest. In letzterem Falle würde
es die Inschrift erhalten: Den beiden Rettern
des Kapitols. Friüo

Die neue *Sofe F- Heubner

Dev Dandy: „Mein Schneider betrügt
mich: er sagt, die Mode käm' aus England,
derweilen kommt sie aus Feldmoching!"

Looks -Beweismarerial

Jetzt rückt er auch noch mit dem kolossal

Polarbären an, den er — den Zeitgenossen
aufgebunden hat.

*

21 naicha, ftarka G'sang geg'n dö
Dampfballanna

(Für alle rechtglaubinga Christen, dö wo not
woll'n, daß eahna Himmel versaut wird. -
Zen Auffalaff'n, bal d'Soagra fliagat wer'n.)

O du Heuliga Florian. . .

Tua dös Blendwerk gach abadrah'n,

Dö Blunz'n, dö wo in d'Wolken roast
Und dö ma a „lenkbares Flugschiff" hoaßß
Dös höllisch' G'spüll! — Es is aa' z'weg'n:
Dö Waibslait' tuat's z'vüll aufireg'n.

Hilf ins, Heuliga Florian!

O du Heuliga Damian. . .

An silbernen Kropf für Mariaplan
Und an goldenen für Mariazell
Stift'n ma alle glei' auf da Stell',

Bal da Furtschritt vo' ins vaschwind't,

Der d'Frömmigkeit vadirb'n kinnt'.

Hilf ins, Heuliga Damian!

Zoag's, Heuliga Sebastian,

Daß d'stirka bist als der Florian!

Dö ganze Welt — scheint's — is in d'Krall'»
Vom stinkat'n Gaslnftteufi g'fall'n,

Denn d'Buam, Manna und Weibalait,
Juchazen scho' auf d'naiche Zeit.

Hilf ins, Heuliga Sebastian!

Florian, Damian und Sebastian!

Drei fand stirka, als oana alloan.

Zoagt's, daß a Kraft habt's und a Kuraschi j
Und schmeißt's a's oba, dö Luftbagaschi!

A Straf' muaß sei', haut's a's um d'Erd',
Auf daß da Himmel ins wieda g'hört.

Hilf ins, Heuliga Florian!

Hilf ins, Heuliga Damian!

Hilf ins, Heuliga Sebastian!

Helft's ins alle drei und g'langa
Muaß ins, daß ma 'n Teufi sanga.

Lieöe Jugend!

Aus eigener Anschauung kann ich Dir be-
richten, daß die Zeitungsberichte über syste-
matische Entrechtung der Finnländer
übertrieben sind. Erst kürzlich lernte ich in kjel-
singfors einen Finnen kennen, dem ein Aosake
die Linke abgeschlagen hatte!

Der neue Vluiarck

Leopold II. war ein Hellseher. Als
feine Tochter Louise sechs Jahr alt war, be-
stellte er für sie einen Hauslehrer. Der

Mann kam, und der Rönig sagte: „Herr

Lohn, Sie sollen meiner Tochter nur Eines
lehren, aber das gründlich: Wechsel recht."

Liebe Jugend!

Lin „hoher Herr" wollte gerade das Land-
tagshaus in München verlassen. Da trat ihm
ein Mann mit tiefabgezogenem Hut in demütigster
Haltung entgegen mit den Worten: „Ach, Herr
Präsident, dürft' i bitt'n?"

Doch ungnädig fuhr ihn der Angesprochene
an: „was woll'n S' denn scho wieda? Ietz'
Hab i koa Zeit für Sie!"

„Ach, Herr Präsident," murmelte der Mann,
„Herr Präsident hab'n mi doch herb'stellt weg'n
mein'm G'such!"

„Ach so," lachte da der „hohe Herr", „Sie
sind's? Ja, warum stell'n S' Eahna denn dann
so her, daß ma moant, es wär' oaner
von unsere Minister?"

We ihiiachten

„Mammelebcn, warum halten de Christen
nicht auch de andern jüdischen Feiertag?"
Index
Plutarch [Pseud.]: Der neue Plutarch
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
[nicht signierter Beitrag]: Weihnachten
Arpad Schmidhammer: Illustration zum Text "Der neue Plutarch"
Monogrammist Frosch: Cooks Beweismaterial
Friedrich (Fritz) Heubner: Die neue Hose
Jeremias: A naicha, starka G'sang geg'n dö Dampfballana
Karlchen: Eine Lanze für die Toleranz
Monogrammist Frosch: Die Gegner der Agrarier
Frido: Nathan, der Weise Roms
 
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