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Bildnis des Kunsthistorikers Richard Muther f Eugen Spiro (Breslau)

Auge verloren, er fand sie nicht mehr. Nun
mußte er, ehe er sie wiedersah, wenn das Glück
ihm gut war, mindestens ein paar Tage warten.
Konnte er nichts tun inzwischen, um wenigstens
zu erfahren, wer sie war?

Auf einigen Umwegen erfuhr er es. Mit
Vornamen hieß sie Elisabeth. — Der Wunsch,
dies Mädchen kennen zu lernen, war jetzt in
ihm fast zu einer fixen Idee geworden. „Das
nächste Mal muß etwas gefchehn!"

Dieses nächste Mal kam wirklich, sehr bald
sogar. Zu Anfang dieses Abends suchte er sie
freilich wieder vergebens. Auf dem Podium ver-
sammelten sich bereits die vier Musiker, strichen
prüfend und vorbereitend leise ein paar leere
Quinten und verschoben noch einmal ganz wenig
ihre Stühle, während das Murmeln im Zuhörer-
raum allmählich verstummte. Walther stand gegen
eine wand gelehnt und behielt die Eingangstür

im Auge. Dal Im letzten Moment öffnete sie
sich noch einmal, — nun war sie doch noch ge'
kommen! Jäh schlug ihm das Herz. Sie suchte
sich ihren Platz, auf der letzten Reihe, und be-
grüßte ganz kurz jene Dame, in deren Begleitung
Walther sie am ersten Abend schon gesehen hatte.

von der Musik hörte er diesmal so gut wie
nichts, von seinem Platz aus hatte er Muße,
sie ungestört zu betrachten.

Sie trug ein anderes Kleid als sonst, nicht
jenes meergrüne feine Seidenkleid, das so gut zu
ihrem lichten Haare stand und den schönen Hals
und einen Teil des Nackens freiließ. „Schädel"
dachte Walther, „wie ein Kleid verändern kann!"
— Mit dieser Bemerkung belog er sich selbst. Jetzt,
wo er sie aus so großer Nähe dauernd und be-
quem betrachten konnte, begann er zu fühlen, daß
seine Sehnsucht Züge in sie hineingetragen hatte,
denen ihr Gesicht doch nur von fern entsprach. —

„wie ernst sie auf die Musik hört! wie sympathisch
und einfach alle Formen ihres Kopfes sind!" So
dachte er, und wollte die Stimme in sich betäuben,
die enttäuscht fragte: „wo bleibt jener Strom,
den ich das erste Mal so deutlich spürte? Habe
ich mich in etwas hineingeträumt, das niemals
wirklich lebte? Gder hängen die tiefsten Gefühle
nur von ,Stimmungen* ab, die manchmal da sind
und manchmal nicht da sind?" Dem antwortete
sein verstaud: „Mag ich heute nicht empfänglich
sein, oder mag es sein, was will: Etwas, das
einmal so sehr stark auf mein Inneres gewirkt
hat, kann nicht ganz verschwinden; es kann schlafen
oder sonstwie gehemmt sein, aber es ist da, es
muß da sein!" Und wieder faßte er den Vorsatz:
„Heute spreche ich zu ihr."

Er ließ sie fast nicht aus den Augen. Als
die erste Pause kam, erhob sie sich mit einer Be-
wegung, als sei ihr heiß, und trat in den vor-

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Register
Eugen Spiro: Bildnis des Kunsthistorikers Richard Muther
 
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