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Aus Martinis Vlad)lafi

„So scholl es nie aus Dietrichs Mund,
Diesmal boll des Nachbars Hund!"

Im Text der schönen Oper „Banadietrich"
Klung dieser Vers an's Ohr

von hoch und niedrig.
Er tat mir weh, er schmorz mein armes Ohr,
Mir kum's als übliches Latein nicht vor.
Ich zack zusammen, klagend und verstört,
Mein Herz klups schneller, als ich dies gehört.
Und sinnend docht' ich: „Die Musik ist nett,
Wenn nur den Text er nicht geschrub en hätt'!
Nimm Texte künftig doch aus fremdem Hirn,
Der Dichtkunst Muse koß Dir

nicht die Stirn!"
So docht' zu Karlsruh' ich im Opernhaus,
Sotz meinen Hut auf's Haupt

und schlurf nach Haus.

Caroliculus

Wichtiger Fund

Im Laude der Badenser wurde soeben
ein merkwürdiges Manuskript gefunden. Es
ist ein echt römisches Lied, dem die Ge-
lehrten den Namen „Papyrus Saur" ge-
geben haben, und es lautet in deutscher
Uebersetzung wie folgt:

Der Segeuskuß der Kirche

„Ach, ich Hab sie ja nur
Auf die Lippen geküßt" —

Auf den Mund keine Spur,

Denn ein sündhaft Gelüst
War für jeden Kaplan
Doch ein Kuß auf den Mund
Und ein Schritt auf der Bahn
In den höllischen Schlund.

Ach, der Kuß vom Kaplan
War ein Segenskuß nur,

Und es paßt in den Plan
Ernster Heilsprozedur,

Wenn als Folge, die frommt,

Die Geküßte geschwind
Dann in Umstände kommt,

Die gesegnete sind!

Entrüstung H-Kley

„Skisport is nischt, lieber Lajus, keen ein-
ziges Leihhaus nimmt Skier an!"

II. Kley

Der mythologische Astlochgucker

Das Astlochgucken, Ihr lieben Leute,

Ist keine neue Erfindung von heute!

Denn Astlochgucker, das laßt Euch sagen,
Gab's schon in langst verstossenen Tagen:
wenn in den Gluten der Mittagsstunde
Das Schnarchen des pan in dem Felsengrunde
Verhallte, und müde dem Sonnenbade
Entfloh die Lymphe oder Dryade
Und eilte zur schattigen, schützenden Stelle,
Zum hohlen Baum an der rieselnden (Quelle,
Dann schlich so'n alter Faun und Mucker
Heran, — das war ein Astlochgucker! —

Genealogisches

Aus Rom wird uns berichtet: Ein Fund,
der hier vor einigen Tagen am capitolinischen
Hügel gemacht wurde, erregt lebhaftes In-
teresse. Es handelt sich um das Bruchstück
einer Marmorinschrist, von welcher noch fol-
gende Zeilen erhalten sind:

B. T. MANLIO MAIORE
R. H. ENOBARBO MAIORE
CONSULIBUS . . . HAEC . .

. . . AEDIFIC . T . . . . . EST.

Man nimmt an, daß diese Namen den
bis jetzt unbekannten Vorfahren Ihres Reichs-
kanzlers Bethmann Hollweg und des Ministers
Rheinbaben (Rhenobarbus) angehören, was
schon daraus hervorgeht, daß die beiden
Konsuln es offenbar auch nur bis zum Major
gebracht haben. Es ist bemerkenswert, wie
weit sich eine derartige Mißbildung in einer
Generation fortpflanzt.

Von noch älterem Stammbaum scheint
übrigens Ihr Kolonialsekretär zu sein. Aus
chinesischen Urkunden des Jahres 6000 v. Ehr.
geht nämlich hervor, daß dort der erste
Eü-He Kolonial-und Handelsminister war,
zweifellos ein Urahne Ihres Vizefeldwebels
Dernburg. Wahrscheinlich war dieser llü-Rse
kein Arier, was das langsame Avancement
erklärlich macht. a. i>. w.

Neues von Herakles

Der Sohn des Zeus und der Alkmene
begab sich abermals in den Dienst des Königs
Eurystheus, der ihm neuerdings 12 Arbeiten
auferlegte:

1. er sollte am Akropolistheater zu Jsar-
athen eine Galeriekarte für die Oper „Tpiaxav
xal 3IaoXof/£ lösen. Er meldete sich bei
Eurystheus andern Tages mit der Karte,
einem blauen Auge und dem rechten Arm
in der Schlinge;

2. er sollte — glauben, daß die „Schwar-
zen" (Amphimelenes) in Boeotien keine kon-
fessionelle, sondern eine rein politische Partei
seien. Dies gelang ihm aber trotz seiner
Stärke nicht, so daß er auch auf die Aus-
führung der übrigen Arbeiten verzichten mußte
und sich schleunigst nach dem Olymp verzog.

-i- BfjSa

Berichtigung

Aus den Provinzen zu beiden Ufern des
Danubius geht uns unter Berufung auf Ab-
satz 11 des Schriftengesetzes (lex unbrauch-
baria) folgende Berichtigung zu:

1. Es ist nicht wahr, daß es ein Stück
„Der Feldherr des Hügels" gibt; wahr ist
lediglich, daß ein Stück „Der Hügel des Feld-
herrn" existiert.

2. Es ist nicht wahr, daß dieses Stück
von Rößler und Roda Roda verfaßt ist;
wahr ist vielmehr, daß es von Roda Roda
und Rößler stammt.

3. Es ist nicht wahr, daß das Stüö
neunzehnmal aufgeführt wurde; wahr ist viel-
mehr, daß es neunzehnmal dargestellt wurde.

4. Es ist nicht wahr, daß das Stück dann
verboten wurde; wahr ist vielmehr, daß die
weitere Aufführung verhindert wurde.

5. Es ist nicht wahr, daß zwei und zwei
gleich vier ist; wahr ist vielmehr, daß zwei

und zwei vier ergibt. Der Prokonsul

Helios

Musensöhne in Isar-Achen

„Du willst also in dem Semester in gar
keine Vorlesung mehr gehen? ... Ja, sag mal,

warum hast Du Dich dann überhaupt fürs
Wintersemester immatrikulieren Lfjen?"

„Um mit meiner Legitimationskarte halbe
Preise für die Aedouten zu bekommenI"
Register
[nicht signierter Beitrag]: Wichtiger Fund
Beda: Neues von Herakles
Heinrich Kley: Entrüstung
Heinrich Kley: Illustration zum Text "Der mythologische Astlochgucker"
Heinrich Kley: Musensöhne in Isar-Athen
Karlchen: Aus Martials Nachlaß
Helios: Berichtigung
M. Br.: Der mythologische Astlochgucker
A. D. N.: Genealogisches
 
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