Märzbiere
Von Hermann Lonradi f
Sonne! Frau Sonne! Dein blitzendes Lichtgeschmeide
Mißten wir lange schon, ich und mein Lieb, wir beide.
Haben so oft, ach! so ost uns schon nach dir gesehnt —
Daß du doch endlich kämest, immer und immer gewähnt!
Aber, Frau Sonne, du läßt uns warten und warten —-
Wie so gerne, so gerne schon blühten Krokus und
Primel im Garten!
Und auch das Veilchen erträumt verschämt schon das
Auserstehn —
Aber, Frau Sonne, du läßt dich nimmer und nimmer sehn . . .
Liegst hinter bleigrauen, schweren, ach! so schweren Gardinen —
Und läßt dich gnädigst von deinen Planeten und
Trabanten bedienen. . .
Derweilen harren voll zitternder Inbrunst im jungen Märzen
Hier unten aus dich zwei junge Menschenherzen!
Da der Winter blies seine weißen, spitzblitzenden Eiskrystalle,
Gingen wir beide, ich und mein Lieb, in die Falle. . .
Da an Dach und Gebüsch der blankleuchtende Zierat hing,
Schloß unsre Herzen zusammen der Leidenschaft
glühender Spangenring.
Nun aber kommen wir schon in den keimenden
März hinein —
Wir betteln, Frau Sonne, um ein bißchen goldroten
Himmelsschein!
Möchten im Walde so gerne, so gerne dem Frühling begegnen!
Möchten dich bitten, unsere junge heimliche Liebe zu segnen I
Am Brunnen der Menschheit
Von Max Vewcr
Welch ein Sprühen, Sprudeln, Steigen,
Welch ein Tanzen, Lachen, Necken,
Welch ein unheimliches Schweigen
In des Todes dunklem Becken!
Ewig jung und neu erscheinend,
Jauchü empor des Lebens Licht,
Bis es schluchzend, bis es weinend
Wie ein Strahl zusammenbricht . . .
Selig der Lauschende,
Der das verrauschende
Leben verstand,
Nur als den singenden,
Ewig erklingenden
Brunnen im Parke der
Schöpfung empfand!
Der den verzehrenden,
Nutzlos begehrenden
Drang nach Erkenntnis
Lächelnd verschmäht —
Ohne Erwarten
Wandelnd im Garten
Still vor den blitzenden,
Himmelhoch spritzenden,
Stürmisch erkuatternden,
Schleiernd zerflatternden,
Leise verhallenden,
Gräberverfallenden,
Spielenden Wassern des Lebens steht!
Paul Haustein (5tu«8a
Von Hermann Lonradi f
Sonne! Frau Sonne! Dein blitzendes Lichtgeschmeide
Mißten wir lange schon, ich und mein Lieb, wir beide.
Haben so oft, ach! so ost uns schon nach dir gesehnt —
Daß du doch endlich kämest, immer und immer gewähnt!
Aber, Frau Sonne, du läßt uns warten und warten —-
Wie so gerne, so gerne schon blühten Krokus und
Primel im Garten!
Und auch das Veilchen erträumt verschämt schon das
Auserstehn —
Aber, Frau Sonne, du läßt dich nimmer und nimmer sehn . . .
Liegst hinter bleigrauen, schweren, ach! so schweren Gardinen —
Und läßt dich gnädigst von deinen Planeten und
Trabanten bedienen. . .
Derweilen harren voll zitternder Inbrunst im jungen Märzen
Hier unten aus dich zwei junge Menschenherzen!
Da der Winter blies seine weißen, spitzblitzenden Eiskrystalle,
Gingen wir beide, ich und mein Lieb, in die Falle. . .
Da an Dach und Gebüsch der blankleuchtende Zierat hing,
Schloß unsre Herzen zusammen der Leidenschaft
glühender Spangenring.
Nun aber kommen wir schon in den keimenden
März hinein —
Wir betteln, Frau Sonne, um ein bißchen goldroten
Himmelsschein!
Möchten im Walde so gerne, so gerne dem Frühling begegnen!
Möchten dich bitten, unsere junge heimliche Liebe zu segnen I
Am Brunnen der Menschheit
Von Max Vewcr
Welch ein Sprühen, Sprudeln, Steigen,
Welch ein Tanzen, Lachen, Necken,
Welch ein unheimliches Schweigen
In des Todes dunklem Becken!
Ewig jung und neu erscheinend,
Jauchü empor des Lebens Licht,
Bis es schluchzend, bis es weinend
Wie ein Strahl zusammenbricht . . .
Selig der Lauschende,
Der das verrauschende
Leben verstand,
Nur als den singenden,
Ewig erklingenden
Brunnen im Parke der
Schöpfung empfand!
Der den verzehrenden,
Nutzlos begehrenden
Drang nach Erkenntnis
Lächelnd verschmäht —
Ohne Erwarten
Wandelnd im Garten
Still vor den blitzenden,
Himmelhoch spritzenden,
Stürmisch erkuatternden,
Schleiernd zerflatternden,
Leise verhallenden,
Gräberverfallenden,
Spielenden Wassern des Lebens steht!
Paul Haustein (5tu«8a