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Fiattau: Ach ja, richtig. Er kommt auch
zu Edelreichs. — Wissen Sie, daß das eigent-
lich ein Nendez-vous ist?

Dcla (entschuldigend): Auf einem Jour!

Flattau (bedenklich): (gc> fangt's an. — So
hat's bei uns auch ang'fangen.

Dcla: Na ja, das ist wahr . . . Aber was
kann ich dafür? (Mit komische»! Ernst): Da sieht
nian eben ivieder einmal, wie der Ehebruch die
anständigste Frau verdirbt. Denn wenn ich
nicht hierher gekommen tvär' . . .

Flattau (vorwurfsvoll): Dela, nicht! — Ich
kann Sie nicht so reden hören!

Dcla: Wie red' ich denn?

Flattau: Frivol.

Dcla: Erlauben Sie mir, wir sind doch nicht
im Burgtheater.

Flattau: Vergessen Sie, wo Sie sind, (hrrz-
lich) Sie sind bei mir.

Dela: Schön. Aber deswegen werd' ich doch
noch etwas Lustiges sagen dürfen. Ucberhaupt,
wenn ich nicht lustig sein darf, freut mich die
ganze Leich' nicht — wie mein Mann immer sagt.

Flattau: Können Sie lustig sein? Ich nröcht'
am liebsten weinen — vor Glück. (Er ninuni
ihre Hönde und küßt sie.)

Dcla (teilnahmsvoll): Ist's wahr?

Flattau: Ich — ich liebe Sie.

Dcla: Sie sagen das wie der Kramer.

Flattau: Aber Dela!

Dcla: Das macht ja nichts. Im Gegentcil.
Ich Hab' den Kramer sehr gern. — Sagen Sie's
noch einmal.

Flattau: Ich liebe Dich!

Dela: Bravo! — Aber bleiben wir beim
Sic, bitte.

Flattau: Auf einmal soll ich Dir Sie sagen?

Dcla: Auf einmal ist gut. Als ob wir uns
nicht immer Sie gesagt hätten.

Flattau: Bitte, am Semmering, beim Rodeln
hast Du mich geduzt!

Dcla: Na ja, beim Rodeln läßt sich das
wirklich schwer vermeiden. — Aber für gewöhn-
lich möcht' ich mir's lieber nicht angewöhnen.
Es geht mir sonst am End' noch wie der Martha
Beheim —

Flattau- Wollen Sie nicht wenigstens Ihre
Jacke auflmöpfeln? Sie könnten sich sonst er-
kälten.

Dcla: Aufknöpseln, meinetwegen. (Da ihr
Flattau dabci behilflich sei» will): Nein, dank' schön,
das mach' ich mir schon selber. — Sie wissen
doch, was der Martha Beheim mit dem Bobbie
Fischer passiert ist? .

Flattau (gefaßt): Ich habe keine Ahnung.

Dcla: Bei einem Souper, in Gegenwart
von dreißig Personen, hat sie ihm plötzlich „Du"
gesagt. Ihr Mann ist vis-k-vis gesessen.

Flattau (zerstreut): Oh! Das ist nicht schlecht.

Dcla: Natürlich! So ist doch die ganze
G'schicht herausgckommen . .. Darum Hab' ich
mir vorgenonimen, wenn ich jemals ein Ver-
hältnis haben sollte — nur per Sie. Ich ver-
sichere Ihnen, es geht auch so.

Flattau- Woher wissen Sie das?

Dcla: Ich Hab' meinem Mann doch auch
die längste Zeit Sie gesagt. Noch nach der
Hochzeit.... Ich Hab' mich so schwer dran
gewöhnt.

Flattau An das Du?

Dcla : Ja — natürlich. (Sie geht durch's Zimmer,
neugicrig um sich schauend): Also das ist das be-
rühmte Absteigquartier?

Flattau: Wieso, das berühmte?

Dcla: Na, weil man doch immer davon
liest, in den französischen Romanen, und neuester
Zeit auch in den deutschen. So also schaut's
in Wirklichkeit aus, das — Absteigquartier!

Flattau: Gebrauchen Sie das häßliche Wort
nicht.

Dcla: Aber es gibt ja kein anderes.

Flattau: Sagen Sie „Nest".
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