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JUGEND 1910 Nr. 17

Der Kaub der „schönen Tulpe"

Reiseroman von Rarl May und Erich wilke

Keäa!Lt!0N88eKiu83'. 19. April 191o

M befinde mich, während ich die5 schreibe, am
südlichen Missouri auf der Veranda eines Block-
hauses. Neben mir sttzt das schöne sndianermädchen,
genannt „die liebliche Oilpe". sch wollte gerade
einen wichtigen Brief an meinen freund Winnetou
abschicken, Plötzlich bemerkte ich zu meinem Lut-

er hatte aber kurz vorher seinen Ltamm unter
Mitnahme des Kriegsschatzes verlassen. — sch über-
legte nicht lange, denn es fiel mir ein, daß ich mich
mit meinem freunde, genannt -Ver tchlauekolar-
fuths*, dem geriebensten der Apachen, am nördlichen
cooksluß am l. April um n Uhr zi bei der Zr.
Pappel treffen mußte, sch fand dort noch einen

setzen, daß „die liebliche Hulpe" von einer Schwarz-
haut entführt worden war. Mit meinen scharfen
Augen sah ich sofort, daß der Lntsührer der be-
kannte Mädchensäger, genannt „ver Kolbermoor",
war. sch bestieg meinen Mustang und hing mir
mein Albertinigewehr über, ein Beschenk eines alten

zweiten, mir ebenfalls befreundeten Apachen, ge-
nannt -Piry, der schlaue Lisbär*. Beide be-
dauerten unendlich, mir nicht helfen zu können, da
ste noch einen zweiten Nordpol entdecken wollten,
sch war in Verzweiflung, aber als guter Katholik,
wie ich immer einer war, verfüge ich noch über eine
keihe anderer freunde, und ich ritt eiligst nordwärts

dänischen Crappers, aus dem noch nie ein fehlschuß
gegangen war. sch ritt sofort zu den benachbarten,
mir sehr befreundeten Lchwarzfußindianern, den
Pondorsuten, um mir von ihrem, mir sehr eng
befreundeten Häuptling, genannt „ver vonan-
vazi" Kat zu holen.

zu meinen lieben sanuschauindianern, die dort feit
sahrtausenden den Schrecken der Prärie bilden. Aber
auch ihr Häuptling, mein bester freund, genannt
-Ver blutige Llard*, war verbinden, da ihm bei
einem Kriegsgeschrei der Unterkiefer abgestogen war.

sch galoppierte dann westwärts, um den kriege-
rischen aber sehr gefährlichen Ltamm der „keuschen

Männer von der Ruhr- und wnppersteppe"
auszusuchen, leider stirbt der Ltamm bald aus, da
sämtliche frauen aus Sittlichkeitsgründen getötet
werden. Als mein freund, ihr Häuptling, genannt
„Vie keusche Roere", mich angehört hatte, ries er
entrüstet: „weiß das vlaßgestcht nicht, daß jeder
keusche sndianer das verruchte Weibervolk verachtet r r "
setzt fiel mir ein, daß ich an meinen besten freund,
den ich auf der Welt habe, meinen alten Oapper

sohn Bull, genannt -ver gefräßige 6eier*, nicht
gedacht hatte. — ver liebe befer wird wissen, daß ich
schon manches erlebt habe, aber noch nie habe ich
eine derarttge enttänfchung durchgemacht. Venkt
Luch! Mein lieber alter Trapper, dessen kaltblütig-
kcit von der ganzen Welt bewunden wurde, war
irrstnnig geworden: vie als unheilbar erkannte
snvasitis, auch Nordsee-fieber genannt, hatte
ihm den verstand genommen.

Als ich gerade im Begriffe war, einen andern
guten freund auszusuchen, erfuhr ich durch ein bele-
gramm, daß „ver Kolbermoor" aus einen andern
erdteil gestoßen war, und da ich mich bei meinem
guten alten freunde, dem valai lama, befand, der
mich schon lange zu stch nach Ob et eingeladen hatte,
werde ich die Bestrafung des „Kolbermoor" aut
günstigere Zeiten verschieben.

Herausgeb.: Dr. GEORG HIRTH; Redakt.: F. v. OSTINI, Dr. S. SINZHE1MER, A. MATTHÄI, F. LANGHEINRICH, K. ETTLINGER. Für die Redaktion

Dr. S. SINZHEIMER, für den Inseratenteil: G. POSSELT, sämtlich in München. Verlag: G. HIRTH’s Kunstverlag, München. Druck von KNORR « yer*

G. m. b. H., München. — Geschäftsstelle für Oesterreich - Ungarn: MORITZ PERLES, Verlagsbuchhandlung Wien I, Seilergasse 4. — Für Oesterreich-unD

antwortlich: JOSEF MAUTNER. — ALLE RECHTE VORBEHALTEN.
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Erich Wilke: Illustration zum Text "Der Raub der 'schönen Tulpe'"
[nicht signierter Beitrag]: Der Raub der "schönen Tulpe"
 
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