DOI Heft:
Nr. 24
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.3952#0630
Die flucht nach flßamnbad
„Eilen Sie, Herr Rollega! wir werden ja für Reformatoren gehalten!"
E. Wilke
Das Abonn'mang
Gedicht von Mapl Bicrjung, Gymnasist
Bei den Debatten über den Kirchenzwang in den
Mittelschulen wurde auch bekannt, daß gewisse Gym-
nasien in der Pfalz den Schülern Karten ausstellen,
die an allen vier Rändern mit den Daten der Sonn-
und Feiertage bedruckt sind und nach jedem Kirchen-
besuch. wie Rasierabonnements, zur Kontrolle durch-
locht werden.
An jedem Sonntag bin
Ich in der Kirche drin;
So will's der liebe Gott,
Da gibt es keinen Spott.
Ich habe mein Billett,
Wo ganz genau drauf steht
Die religiöse Pflicht;
Da gibt's kein' Zweifel nicht.
Nach jeder Andacht wird
Das Datum perforiert;
Dann weiß man es gewiß.
Da gibt es kein' Beschiß.
Oh, wie ist das bequem
Und auch Gott angenehm.
Der nur die Löcher zählt
Und schaut, ob keines fehlt.
Drum, sterb' ich, komm ich gleich
Direkt ins Himmelreich;
Da ist mir gar nicht bang:
Ich Hab' ja 's Abonn'mang!
*
Caveant consules!
Ah! Infolge schmerzlicher Lektüre
Wird mein Blaublut violett vor Scham!
Denn ich las, wie gräßlich die Rotüre
Uberhand im Korps der Garde nahm.
Schmachvoll mit dem Bürgertum verkoppelt
Wird — äh bäh — die Creme der Nation:
Jener Leute Zahl hat sich verdoppelt
In den Garderegimentern schon!
Ah! Im Vorjahr tat man sich noch spreizen
Und nur sieben Bürgerliche gab's.
Aber Heuer schwoll die Zahl auf dreizehn —
Johann, reich' mir schleunigst einen Schnaps!
Von 900 Gardeoffizieren
Volle 13 Menschen bürgerlich! —
Majestät, scheint's, will uns degradieren,
Denn jetzt ist man nicht mehr unter sich!
Nächstens schmücken unsre Gardetressen
Leute, allem edlern Wesen fremd.
Die den Fisch vielleicht mit Messern essen,
Unbelackschuht, mit geteiltem Hemd!
Schmerzhaft ahn' ich den Verfall des Heeres
Und mit schwarzumflortem Portepee
Stöhn' ich (frei nach Schiller) jetzt ein schweres.
Leeres, qualerpreßtes Ah!
v. Schnitzclwitz
Rittmeister ä la suite
des III. Garde Hellebardier-Regiments
„Kaiser von China".
„Eilen Sie, Herr Rollega! wir werden ja für Reformatoren gehalten!"
E. Wilke
Das Abonn'mang
Gedicht von Mapl Bicrjung, Gymnasist
Bei den Debatten über den Kirchenzwang in den
Mittelschulen wurde auch bekannt, daß gewisse Gym-
nasien in der Pfalz den Schülern Karten ausstellen,
die an allen vier Rändern mit den Daten der Sonn-
und Feiertage bedruckt sind und nach jedem Kirchen-
besuch. wie Rasierabonnements, zur Kontrolle durch-
locht werden.
An jedem Sonntag bin
Ich in der Kirche drin;
So will's der liebe Gott,
Da gibt es keinen Spott.
Ich habe mein Billett,
Wo ganz genau drauf steht
Die religiöse Pflicht;
Da gibt's kein' Zweifel nicht.
Nach jeder Andacht wird
Das Datum perforiert;
Dann weiß man es gewiß.
Da gibt es kein' Beschiß.
Oh, wie ist das bequem
Und auch Gott angenehm.
Der nur die Löcher zählt
Und schaut, ob keines fehlt.
Drum, sterb' ich, komm ich gleich
Direkt ins Himmelreich;
Da ist mir gar nicht bang:
Ich Hab' ja 's Abonn'mang!
*
Caveant consules!
Ah! Infolge schmerzlicher Lektüre
Wird mein Blaublut violett vor Scham!
Denn ich las, wie gräßlich die Rotüre
Uberhand im Korps der Garde nahm.
Schmachvoll mit dem Bürgertum verkoppelt
Wird — äh bäh — die Creme der Nation:
Jener Leute Zahl hat sich verdoppelt
In den Garderegimentern schon!
Ah! Im Vorjahr tat man sich noch spreizen
Und nur sieben Bürgerliche gab's.
Aber Heuer schwoll die Zahl auf dreizehn —
Johann, reich' mir schleunigst einen Schnaps!
Von 900 Gardeoffizieren
Volle 13 Menschen bürgerlich! —
Majestät, scheint's, will uns degradieren,
Denn jetzt ist man nicht mehr unter sich!
Nächstens schmücken unsre Gardetressen
Leute, allem edlern Wesen fremd.
Die den Fisch vielleicht mit Messern essen,
Unbelackschuht, mit geteiltem Hemd!
Schmerzhaft ahn' ich den Verfall des Heeres
Und mit schwarzumflortem Portepee
Stöhn' ich (frei nach Schiller) jetzt ein schweres.
Leeres, qualerpreßtes Ah!
v. Schnitzclwitz
Rittmeister ä la suite
des III. Garde Hellebardier-Regiments
„Kaiser von China".