"»ie vielfach behauptet wird, hat sich der Reichskanzler
dieses Mal nicht als Ritter von der traurigen Gestalt, sondern
als mutiger Drachentöter gezeigt. Verehrer und Freunde
des Kanzlers haben zur Lrinnerung an diese starke Stunde
obiges protestantisches Äirchenfenster gestiftet. Verdächtig ist
allerdings, daß der Papst dieses Fenster geweiht haben soll.
Ritter ^keobalck
W. Krain
Die wilden Jäger von Bamberg
Zu Bamberg stoßen toll in's Horn
Die Iägersleut', die wilden,
Und nehmen jeden Bock auf's Korn
In ihren Iagdgefilden. —
Ein neues „Pulver" sandte Rom
Den Iagdgenossen neulich:
Das roch — o gräßliches Symptom! —
Beim Oeffnen schon abscheulich!
Die andern hielten's drum verwahrt
Im Schrank aus Furcht vor Schaden. —
Doch Bambergs Herrn sind and'rcr Art,
Sie gingen gleich an's Laden:
Ein Büchsenspanner mußte her,
Und kaum war er zur Stelle,
Gab man ihm Pulver und Gewehr:
„Nun schieß' mal, aber schnelle!"
Der Büchsenspanner knallte los;
Stinkbombenmäßig stank es!
Die wilden Jäger schrien: „Famos!"
Des Lobes voll und Dankes...
Doch als von Rom die Weisung kam:
„Nicht schießen, Iagdgenossen!"
Da freuten sich die Herrn infam.
Daß Bamberg schon geschossen!
Dem Bischof wurde magenschwach.
Als er nach Haus gekommen;
Man stieg ihm wütend auf das Dach;
Da sprach er angstbeklommen:
„Unschuldig sind am Schüsse ,Wir';
Wohl weht hier unser Banner, —
Die Herren sind im Jagdrevier
Zur Zeit — die Büchsenspanner!"
Beda
*
Saison
Der Gemeinderat eines kleinen alten Gebirgs-Ortes beschloß,
„zur Hebung des Fremdenverkehrs" während der Sommermonate
einen mittelalterlich ausgerüsteten Nachtwächter anzustellen.
Diese Idee ist entwicklungsfähig. Wäre es nicht zugkräftig,
wenn die Gemeinderäte im Kostüm des fünfzehnten Jahrhunderts
die ankommenden Züge erwarten würden? Ferner könnte man
während der Saison zwischen Bahnhof und den einzelnen Hotels
eine Postkutsche aus Goethes Zeiten verkehren lassen, um den Fremden
Gelegenheit zu geben, die längst verschwundene Poesie der Postkalesche
kennen zu lernen. Große Anziehung würde es auch ausübeu, wenn
die ortsansässigen Jungfrauen zur Saisonzeit in Gretchenkostümen
vor den Haustüren sitzen möchten, wobei sie passende Verse aus dem
Faust rezitieren müßten. Schließlich wäre auch noch zu überlegen,
ob nicht die Errichtung einer mittelalterlichen Folterkammer, in
der zweimal wöchentlich Exekutionen an zahlungsunfähigen Fremden
vorgenommen würden, verkehrsfördernd wirken würde.
Sepp
*
Das Märchen von der Nontrabage
Es war einmal ein römischer Student und ein deutscher
Student, und der römische Student saß in Rom und der deutsche
Student saß in Deutschland. Und sie konnten sich beide sehr gut
leiden. Eines Tages nun, am Geburtstag seines lieben Onkels
Borromäus, fing der römische Student an, den deutschen furchtbar
zu beschimpfen. Der deutsche Student, er hieß Bethmann, hätte
sich gerne nichts wissen gemacht, aber weil er von allen Seiten ge-
drängt wurde, blieb ihm nichts anderes übrig, als seinen Sekun-
danten zu schicken.
Schon freute man sich auf eine frische, fröhliche Mensur. Aber
es kam anders; der römische Student erklärte: „Erstens habe ich
überhaupt Niemanden beleidigt; zweitens habe ich Dich gar nicht
mit der Beleidigung gemeint, und drittens bedaure ich, daß ich
Dich beleidigt habe, und viertens segne ich hiermit Deinen Groß-
papa!"
Als der deutsche Student diese Nachricht von seinem Sekun-
danten erhielt, atmete er auf, denn ihm grauste vor einer Mensur,
und er ließ bestens für die Nachricht danken und ebenfalls das
Mißverständnis bedauern. Daraufhin erklärte der römische Student,
das Bedauern sei ganz auf seiner Seite, er bedaure sehr den Zwischen-
fall, und der deutsche Student tat das auch. Und wenn sie nicht
gestorben sind, dann bedauern sie heute noch. Karicken
dieses Mal nicht als Ritter von der traurigen Gestalt, sondern
als mutiger Drachentöter gezeigt. Verehrer und Freunde
des Kanzlers haben zur Lrinnerung an diese starke Stunde
obiges protestantisches Äirchenfenster gestiftet. Verdächtig ist
allerdings, daß der Papst dieses Fenster geweiht haben soll.
Ritter ^keobalck
W. Krain
Die wilden Jäger von Bamberg
Zu Bamberg stoßen toll in's Horn
Die Iägersleut', die wilden,
Und nehmen jeden Bock auf's Korn
In ihren Iagdgefilden. —
Ein neues „Pulver" sandte Rom
Den Iagdgenossen neulich:
Das roch — o gräßliches Symptom! —
Beim Oeffnen schon abscheulich!
Die andern hielten's drum verwahrt
Im Schrank aus Furcht vor Schaden. —
Doch Bambergs Herrn sind and'rcr Art,
Sie gingen gleich an's Laden:
Ein Büchsenspanner mußte her,
Und kaum war er zur Stelle,
Gab man ihm Pulver und Gewehr:
„Nun schieß' mal, aber schnelle!"
Der Büchsenspanner knallte los;
Stinkbombenmäßig stank es!
Die wilden Jäger schrien: „Famos!"
Des Lobes voll und Dankes...
Doch als von Rom die Weisung kam:
„Nicht schießen, Iagdgenossen!"
Da freuten sich die Herrn infam.
Daß Bamberg schon geschossen!
Dem Bischof wurde magenschwach.
Als er nach Haus gekommen;
Man stieg ihm wütend auf das Dach;
Da sprach er angstbeklommen:
„Unschuldig sind am Schüsse ,Wir';
Wohl weht hier unser Banner, —
Die Herren sind im Jagdrevier
Zur Zeit — die Büchsenspanner!"
Beda
*
Saison
Der Gemeinderat eines kleinen alten Gebirgs-Ortes beschloß,
„zur Hebung des Fremdenverkehrs" während der Sommermonate
einen mittelalterlich ausgerüsteten Nachtwächter anzustellen.
Diese Idee ist entwicklungsfähig. Wäre es nicht zugkräftig,
wenn die Gemeinderäte im Kostüm des fünfzehnten Jahrhunderts
die ankommenden Züge erwarten würden? Ferner könnte man
während der Saison zwischen Bahnhof und den einzelnen Hotels
eine Postkutsche aus Goethes Zeiten verkehren lassen, um den Fremden
Gelegenheit zu geben, die längst verschwundene Poesie der Postkalesche
kennen zu lernen. Große Anziehung würde es auch ausübeu, wenn
die ortsansässigen Jungfrauen zur Saisonzeit in Gretchenkostümen
vor den Haustüren sitzen möchten, wobei sie passende Verse aus dem
Faust rezitieren müßten. Schließlich wäre auch noch zu überlegen,
ob nicht die Errichtung einer mittelalterlichen Folterkammer, in
der zweimal wöchentlich Exekutionen an zahlungsunfähigen Fremden
vorgenommen würden, verkehrsfördernd wirken würde.
Sepp
*
Das Märchen von der Nontrabage
Es war einmal ein römischer Student und ein deutscher
Student, und der römische Student saß in Rom und der deutsche
Student saß in Deutschland. Und sie konnten sich beide sehr gut
leiden. Eines Tages nun, am Geburtstag seines lieben Onkels
Borromäus, fing der römische Student an, den deutschen furchtbar
zu beschimpfen. Der deutsche Student, er hieß Bethmann, hätte
sich gerne nichts wissen gemacht, aber weil er von allen Seiten ge-
drängt wurde, blieb ihm nichts anderes übrig, als seinen Sekun-
danten zu schicken.
Schon freute man sich auf eine frische, fröhliche Mensur. Aber
es kam anders; der römische Student erklärte: „Erstens habe ich
überhaupt Niemanden beleidigt; zweitens habe ich Dich gar nicht
mit der Beleidigung gemeint, und drittens bedaure ich, daß ich
Dich beleidigt habe, und viertens segne ich hiermit Deinen Groß-
papa!"
Als der deutsche Student diese Nachricht von seinem Sekun-
danten erhielt, atmete er auf, denn ihm grauste vor einer Mensur,
und er ließ bestens für die Nachricht danken und ebenfalls das
Mißverständnis bedauern. Daraufhin erklärte der römische Student,
das Bedauern sei ganz auf seiner Seite, er bedaure sehr den Zwischen-
fall, und der deutsche Student tat das auch. Und wenn sie nicht
gestorben sind, dann bedauern sie heute noch. Karicken