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Meeting Angelo Jank (München)

Fürstin als ,ch hier bei Liebling & Co, eintrat
aber ich habe gearbeitet, Liebling habe idi aus
dem Geschäft herausgeschmissen und die Com
pagnie auch. Inzwischen bin ich grau geworden
und alt und immer kleiner, und meine £frau
hat geheiratet, aber nicht mich, und meine Fra»
ist immer größer und schöner geworden. Das
ist so mit den Frauen, die Liebe macht sie größer
an Wuchs, uns arbeitende Männer läßt sie zu-
sammenschrumpfen wie Pappe, Schön — ich habe
meine Frau ihrem ersten Manne mit Raphael-
gobelins und Hobbemas abgekauft, jetzt ist sie

iiieine Frau, Ich bin leberkrank iiiid burd) meine
enge Nase Kriege ich keinen Atem, Nu, was sagen
Sie, Ew, Durchlaucht großmächtige Fürstin, zu
solch einem Leben? Das ist ein Daseiii, was? Prosit,
Erlaucht Czentorski, hast die Ehre, Herr Graf!"

Czentorski senkte das Haupt uiid wollte iiach
seinem Weinglas greifen. Doch Angelina Flins-
berg bedeckte seine Hand mit der ihren und hielt
sie fest, Czentorski verfiel bei der Berührung
dieser Hand in eine tiefe Gedankenlosigkeit: er
vergaß, daß er Gaston Flinsberg zutrinken wollte,
der eben jetzt scharf auflachte.

Der Diener beugte sich mit finster aufeinander-
gepreßten Lippen zu Czentorski hinab, blickte ihm
starr und drohend in die Augen und fragte un-
deutlich : „Befehlen Erlaucht Mouton Rotschild 76?"

Czentorski beachtete den Diener nicht, der
sich, mit einer unwilligen Schulterbewegung zu
Angelina hin, an Czentorskis Nachbarn wenden
mußte.

Czentorskis Blicke geisterten von beit Lilien
in der Base zu Angelinas ringlosen Händen,

„Daß man solchen Träumen erliegen muß,
Angelina!" flüsterte er ihr zu.

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Angelo Jank: Meeting
 
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