Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Im Winterkleid

nicht weiter überlegte und mit meiner Zunge das
Eisen berührte, blieb sie wie angefroren daran
hängen, uttd ich hatte noch lange nachher starke
Schmerzen. Die Freund n aber lachte mich aus
und fragte mich, wie der Brunnen geschm ckt habe.

Und viele, die mit mir Kinder gewesen sind,
tauchen vor mir aut aus der Beigattgenheit mit
fliegenden Haaren und flinken Betuchen.

Ach, was mag aus all denen, die mich „ewig
liebten", geworden sein?!"

So sitze ich noch an meinem Schreibtisch, vor
mir das Buch, und dunkel ist es inzwischen int
Zimmer geworden.

Meine kleine Tochter war gegangen, ohne das;
ich es gemerkt hatte. Leise kommt sie jetzt zurück
und vorsichtig fragt sie, ob ich das Buch weg-

Wilhelm Trübner (Karlsruhe)

werfe, und liebkosend schlingt sie ihre kleinen
Kmderarme um meinen Hals.

Da Kusse ich sie auf ihr kleines Mäulchen und
sage: „Nein."

„Gelt," sagt sie. — „weil es so wunderschön
ist-?"

„Ja, weil es so wunderschön ist," erwidere ich,
und schaue ihr in das zufrieden lächelnde Gesichtchen.

43
Register
Wilhelm Trübner: Im Winterkleid
 
Annotationen