DOI Heft:
Nr. 49
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.3889#0522
Münchner Viktualienmarkt
besten Gaben schenkte, Gesundheit, ein zufriedenes Herz und eine kleine,
aber sehr dauerhafte, allen Lnttäuschungen standhaltende Narrheit. wenn
ihm das jemand gesagt hätte, er hätte nur traurig den Nopf geschüttelt
und es nicht geglaubt. So wenig wissen wir über uns selbst Bescheid, Za,
selbst die nächsten Minuten liegen uns völlig im Dunkel, sonst hätte er spüren
müssen, das sich das Glück bereits ganz in seiner Nähe befand. Ls war
schon lange aus der Wanderung, und heute morgen hatte es sich vor Tages-
anbruch aufgemacht,um ihm hierzu begegnen, grade in diesem Augenblick,
während er überlegte, ob er sich einen neuen Manilastrick kaufen sollte oder
ob es die alte Wäscheleine noch täte... grade jetzt trat es auf ihn zu, und
Matthias bekam wahrhaftig einen Schrecken, denn er gewahrte einen furcht-
bar zerlumpten Handwerksburschen, an dem nichts Heiles und Sauberes
war als höchstens fein dicker Haselnußstock.
Dieser Mensch also - wenn das Glück sich nur nicht immer so komisch
verkleiden wollte, dann ließen wir es nicht so oft vorbeilaufen! — griff an
sein Hutgestell und srag'e schüchtern nach dem Namen des Städtchens.
Matthias gab ihm gleichgültig Antwort. Der Handwerksbursche wollte
weitergehn, zögerte aber noch einen Augenblick und bat mit noch leiserer
Stimme um ein Stückchen Brot. Matthias hatte natürlich keins, aber er
hatte Geld bei sich. So zog er, etwas unwillig, da er km Nachdenken gestört
war, sein Portemonnaie aus der Tasche und wollte grade unter den ab-
gewetzten, verschmutzten Nickeln einen hervorklauben, als fein Blick auf ein
blankes Goldstück fiel Und nun — wie oft hat später Matthias darüber
nachgedacht, welcher Beweggrund ihn eigentlich trieb, ohne je zur Nlar-
heit zu kommen, ob es wirklich Mitleid war oder einfach der Zufall, daß
das Goldstück ein wenig leichter zu ergreifen war als die Nickel — er
besten Gaben schenkte, Gesundheit, ein zufriedenes Herz und eine kleine,
aber sehr dauerhafte, allen Lnttäuschungen standhaltende Narrheit. wenn
ihm das jemand gesagt hätte, er hätte nur traurig den Nopf geschüttelt
und es nicht geglaubt. So wenig wissen wir über uns selbst Bescheid, Za,
selbst die nächsten Minuten liegen uns völlig im Dunkel, sonst hätte er spüren
müssen, das sich das Glück bereits ganz in seiner Nähe befand. Ls war
schon lange aus der Wanderung, und heute morgen hatte es sich vor Tages-
anbruch aufgemacht,um ihm hierzu begegnen, grade in diesem Augenblick,
während er überlegte, ob er sich einen neuen Manilastrick kaufen sollte oder
ob es die alte Wäscheleine noch täte... grade jetzt trat es auf ihn zu, und
Matthias bekam wahrhaftig einen Schrecken, denn er gewahrte einen furcht-
bar zerlumpten Handwerksburschen, an dem nichts Heiles und Sauberes
war als höchstens fein dicker Haselnußstock.
Dieser Mensch also - wenn das Glück sich nur nicht immer so komisch
verkleiden wollte, dann ließen wir es nicht so oft vorbeilaufen! — griff an
sein Hutgestell und srag'e schüchtern nach dem Namen des Städtchens.
Matthias gab ihm gleichgültig Antwort. Der Handwerksbursche wollte
weitergehn, zögerte aber noch einen Augenblick und bat mit noch leiserer
Stimme um ein Stückchen Brot. Matthias hatte natürlich keins, aber er
hatte Geld bei sich. So zog er, etwas unwillig, da er km Nachdenken gestört
war, sein Portemonnaie aus der Tasche und wollte grade unter den ab-
gewetzten, verschmutzten Nickeln einen hervorklauben, als fein Blick auf ein
blankes Goldstück fiel Und nun — wie oft hat später Matthias darüber
nachgedacht, welcher Beweggrund ihn eigentlich trieb, ohne je zur Nlar-
heit zu kommen, ob es wirklich Mitleid war oder einfach der Zufall, daß
das Goldstück ein wenig leichter zu ergreifen war als die Nickel — er