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DIE INSEL

EIN VE R K E H RS E R LE B N I S VON J. A. SOWAS

Jeder, den sein Weg öfter von Alaska nach Kamtschatka hinüber-
führt oder von San Franeiöko nach Australien, jeder, sage ich,
wird mir recht geben: Jeder weiß den beruhigenden Umstand zu
würdigen, daß da noch etwas dazwischen liegt. Er fühlt dankbar das
gewisse Etwas, womit das Vorhandensein von Inselketten oder
Inselgruppen, wie die Aleuten, der Sandwichs, der Fidschis und
ähnlicher Perlen in den silberzackigen Schaumkronen des mitleid-
und balkenlosen Poseidon seine mehr oder minder bange Zuversicht
wundersam zu stärken vermag. O, wie viel hat die gütige Mutter
Natur dem ewig wogenden Ozean von seinen Schrecknissen genom-
men, indem sie Eilandbrücken legte von Kontinent zu Kontinent, von

Halbkugel zu Halbkugel, und dem verschlagenen, nach Strohhalmen
spähenden Schiffer hilfreich unter die Arme griff mit freundlich
grüßenden Nicht-, Raft- und Rettungöpunkten! Wer wüßte für die
humanistischen Jünglinge aller Völker ein tiefer schürfendes Reife-
thema als die einfache Frage: „Was wäre aus Odysseus geworden,
wenn es keine Inseln gegeben hätte?" Mit Recht verlegten die Alten
übrigens auch die Wohnsitze der Seligen auf Inseln. Es waren
Stätten, wo die auserwählten Lieblinge der Götter, dem rings
drohenden Tode entrückt, in wunschlosem Frieden den Rest ihres
unsterblichen Daseins verträumen durften ...

Waren das die Motive, die den Rat unserer Stadt jüngst veran-

Das Deutsche Museum in München

Radierung von Bernhard Witsche!

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Bernhard Witschel: Das Deutsche Museum in München
J. A. Sowas: Die Insel
 
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