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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 35.1930, (Nr. 1-52)

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https://doi.org/10.11588/diglit.6762#0084
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Sie blicken, lauter ,fe)‘cf)e' Burschen. Folglich
repräsentieren wir hier einen Seltenheits-
wert."

„Sie sind ja überhaupt Rarissimum,
Dexter."

„Folglich werde ich Ihr Führer sein, wenn
es zur Teilung der Beute kommt. Es ist nur
schade, daß wir uns rasiert haben — wir
sollten absolut abstoßend sein!"

„Das wird ^hnen leicht gelingen."

„Wir müssen Furcht und Schrecken ver-
breiten — rind die schönsten Nymphen werden
heute in unseren Armen liegen! . . . Meine
Herren, es tut mir furchtbar leid, daß ich
denn doch kein Ziegenbock bin. Wäre ich
einer — servus Kernbach! — dann würden
Sie sehen, daß der Kernbach, der Fex, nur
ein armer Hund ist, dem die Frauen davon-
lausen .. ."

„Gemacht", sagte Wrebtzky, in einem plötz-
lichen Entschluß, aber in
diesem Augenblick kam eine
Tanzwelle und trieb die
Freunde auseinander.

Elg sah sich wieder allein.

Er hatte den Disput zwischen
Dexter und Wrebtzky schwei-
gend angehört,

Gefühlen
verletzt, weil Dr.
ohne weiteres in
spräche an die
einbezogen hatte;

empfand er den tieferen Schmerz: er war
leider zu wenig häßlich! Zu wenig,
allzuwenig hübsch, um Anspruch auf die
Schönsten zu erheben — und nicht häßlich
genug, >um diesem Anspruch endgültig zu
entsagen. Oder, wie Dexter, das Glück von
der Kehrseite anzupacken. Nein, er u>ar
nicht anziehend, nicht abstoßend genug, und
deswegen blieb er auch unbeachtet, bind
deswegen durfte er sich auch gar nicht der
vornehmen, zarten, tizianblonden Fremden
nähern, die mit der Anmut einer „Prinzessin"
eben durch den Saal schwebte . . .

„Guten Abend, Elg."

„Guten Abend, Kernbach."

„Warum reichen Sie mir die linke Hand?
blnd warum halten Sie die rechte in der
Tasche?"

„Haben Sie das bemerkt?" fragte Elg, ein
wenig verwirrt.

„Man hält die Hand nicht in der Frackhose.
Heraus mit ihr!"

„Ach, lassen Sie. .."

„Sie tun ja so, als ob Sie ein Attentat
vorhätten . .."

„ Wa h rsch ein lieh."

„So?" lachte Kernbach, „dann zeigen Sie
mir den Revolver."

„Hier", und Elg zog eine kleine Waffe aus
der Tasche, hielt sie flach im Handteller, ver-
barg sie wieder.

„Machen Sie keine Witze, das ist doch
gewiß eine Zigarettendose."
„Vielleicht."

„Oder wollen Sie jemand
vergewaltigen?"

Eine Dame forderte Kern-
bach zum Tanz auf. „Geben
Sie acht, daß Sie keinen Dock
schießen", rief er noch im
Abgehen.

Inzwischen hatte Wrebtzky
den Saal verlassen, ein Auto
genommen und sich nach Hause
begeben. Er wohnte draußen
in Plötzleinsdorf, seine Wirtin

mit gemischten
vorerst sah er sich
Dexter ihn
seine An-
Häßlichen
und nun

A. Holter
Register
Max Mayrshofer: Faschingstrubel
A. Holter: Zeichnung ohne Titel
 
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