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Regen AntonSailer

„Wollt' nur mal einsehen. Im Ort ist Tanz. Noch eine Stunde
und 'ne halbe Weg. Siehst du gar nichts?"

„Dadder!" ruft Trin glücklich. „Dadder, kumm schnell her. Klaus
hett 'n neegen Antog!"

Vater hat es nicht eilig. Nur feine Augen verraten, wie ihm zumute
ist diesem Prachtkerl, seinem Sohn gegenüber, blnd nun muß der neue
Anzug, ein Ding, wie eS nur ein Dorfschneider im Schweiße seines
Angesichts plump, derb und haltbar aus dem besten Stoff zusammen-
schustern kann, bewundert werden. Klaus wird mit allen Segens-
wünschen zum Tanz entlassen.

Jochen seht sich zu den Mädeln an den Tisch.

„Er hat nämlich 'ne Braut — die Tochter vom Küster."

Die Segler sind übermütig aus dem Dorf zurückgekehrt. Der Bäcker
hat ihnen fein großes Auto geliehen — mit Gejohle wird die ganze
Gesellschaft eingefrachtet, auch die beiden Mädel, und singend sausen sie
die Landstraße zum Tanz.

Die zwei Hamburgerinnen sihen bald allein in einer Ecke und sehen
ein bißchen erschreckt dem Treiben zu. DoreS ist das schönste Mädel
im Saal, die Tochter des Küsters, des Lehrers Klümp Braut. Nun
aber dreht Karl Andres sie im Arm, und es will scheinen, als wäre sie
neben dem großen und schneidigen dunklen Needersohn noch hübscher
geworden. Der Lchrer hält alles für einen kleinen Scherz und wartet
fünf Tänze lang. Carla bemerkt, wie er sich einen kleinen Ruck gibt
und nun den Kurs auf die beiden Hamburger Fräulein zuhält. Er macht
eine Art Verbeugung und nimmt mit Würde den Arm der platinblonden

Grete Steven, llnb als die Bläser schrill wieder einsehen, dreht sie sich
wie eine Feder vor dem Burschen her. Ihr kleiner Griff zwingt ihn zu
Tanzschritten, die er bisher kaum ahnte. Spöttisch blihen ihre wunder-
vollen blauen Augen — weiß der Lehrer, wie ihm geschieht?

Des Küsters Tochter ist verschwunden. Als Fiete seine Kumpane und
die Fräulein zusammengetrommelt hat und abfahren will, fehlen Karl
Andres und — man soll es nicht glauben! — Grete Steven! Mit ihr
der Lehrer!

„Teufel!" brummt Fiete. „wie lange sollen wir warten? Wir
fahren!"

„Man good", antwortet nachher Jochen, der Wirt, auf seine Er-
zählung. „Für die zwei DamenS hätte ich gar kein Bett gehabt. Ihr
müßt auf dem Heuboden schlafen, und daS Fräulein bringen wir in der
guten Stube unter."

Als erster steht Fiete am Sonntag unter der Pumpe. Wer kommt
vorüber? Der Küster, feiertäglich im schwarzen Bratenrock und steifen
Hut.

„Mensch, Küster, welche Laus ist dir über die Leber gelaufen?"

„Das Mädel — denk dir, Fiete — zum erstenmal kam sie vom
Tanzboden nicht nach Hause. DaS hätte ich von KlümpS Jungen nie
gedacht!"

„Na, na-sie ist doch wahrhaftig groß und ernst genug, um zu

wissen, was sie tut."

„Solange ich sie nicht unter die Haube gebracht habe, gilt mein Wort.
Der Deubel soll sie frikassieren!"

cd ganz

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Anton Sailer: Regen
 
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