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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 42.1937, (Nr. 1-52)

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Nr. 24 (Nordische Kunst)
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https://doi.org/10.11588/diglit.6784#0383
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In der Sonnabendnacht da war Tanz auf dem Wege,
es klang schallendes Lachen und Spiel durchs Gehege,
und es ging mit hopp he und juchhei!

Der Spielmann Nils Uttermann, schwach von Verstände,
saß Harmonika spielend am Wegesrande,

's ging dudeldum, dideldum dei!

Da war Bolla aus Tak'ne, die hat sich gewaschen,

sie ist niedlich und schmuck, doch hat nichts in den Taschen,

sie ist neckisch und spaßig und keck.

da war Christel, die trotzige, tobende, wilde,

da war Finnback-Birgitta, Katrine, Matilde

und die schnippische Maria aus Bäck.

Da war Peter aus Toppsta und Gustav aus Backen,

das sind Dungen, die stampfen fest auf mit den Hacken,

und wie schwingen die Mädchen sie, gelt!

Da war Flaxmann, der Kätner, und Klas aus dem Sprengel,
und Pistol, der Rekrut, von Högvalta der Bengel,
und Karl-Johann aus Schneidersfeld.

Und als hätten sie brennendes Feuer im Leibe,
sprangen Grashüpfern gleich sie zum Zeitvertreibe,
auf den Steinen klatschte der Schuh.

Und die Rockschöße flatterten, Schürzen sich schlangen,
und die Zöpfe, sie flogen, die Röcke sich schwangen,
die Musik aber dudelt dazu.

Und im Birken- und Erlen- und Haselstrauchdüster
summt' ein raunend Getuschel und wirres Geflüster
in dem schattigen Waldrevier.

Es ging Toben und Spiel über Stöcke und Steine
und gegirrt und gekost ward im laubigen Haine:

— „Willst du haben mich, hast du mich hier."

Und die Nacht kam mit schimmernden Sternen gezogen,
und im glitzernden Schein auf den plätschernden Wogen
lag der See in des Laubwaldes Grund.

Es kam Duft von dem Klee auf den blühenden Feldern,
von den harzigen Zapfen in Tannenwäldern
auf der schattigen Höhen Rund.

Mitsommertanz

Und ein Fuchs stimmte ein in die lustigen Lieder,
und des Uhu Ruf gellt' von dem Himbeerwald nieder,
aber denen war's ganz einerlei.

mmer wieder hallt „Uhu!" vom Geißberg das Schreien,
und als Antwort auf Nils Uttermans Dudeleien
klang es dudeldum, dideldum dei!

Gustaf F r ö d i n g ist einer der völkischen Dichter Schwedens.
Die Natur und das Volksleben seiner Heimat Värmland hat er mit
Frische und Humor sondergleichen gestaltet. Er hat in den
wenigen Jahren seines Dichterlebens die schwedische Lyrik
bereichert wie keiner vor ihm. Dem größten aller schwedischen
Dichter Karl Mikael Bellman steht er am nächsten.

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Erzählt von Sophie Rützow

Knut Hamsun war in Kopenhagen. Hatte am Vormittag bei
Gyldendal gesessen und zwei Stunden lang wegen eines Vor-
schusses auf die dänische Übersetzung der „Stadt Segelfoss"
verhandelt — ein Vorschuß, der natürlich viel zu niedrig ausfiel!
Hatte am Nachmittag Läden besichtigt und eingekauft — natür-
lich viel zu teuer!

Am Abend saß er nun — unerkannt — bei Wivel, um die Ärger-
nisse des Tages wenigstens durch ein gutes Essen auszubalan-
cieren. Aber es war ein dies atra, jener Tag. Die Suppe nicht
nach seinem Geschmack — der Fisch zu grätig — der Aquavit
nicht eisgekühlt. Und nun gar die Süßspeise!

„Süßspeise...!" ruft Knut Hamsun, „soll das Süßspeise sein?
Das ist ja Seifenschaum!!" Nimmt die Schale mit Schlagsahne,

Reis und Kirschen und wirft sie — weißglühend vor Wut —
hinter sich.

Im selben Moment ein Schrei: „Mein Pelz!!!"

Ein kleiner dicker Herr mit beängstigend rotem Kopf kommt
fauchend an Knut Hamsuns Tisch gestürzt.

„Sie Herr! Was unterstehen Sie sich! Unglaublich — bei Wivel
mit Schüsseln um sich zu werfen! Sie TellerschmeisserM Sie
werden meiner Frau den Pelz ersetzen!"

„Pelz ersetzen..." schnarrt Knut Hamsun. „Gut." Geht in die
Garderobe, läßt sich seinen Pelz aushändigen, kommt wieder
in das Lokal und legt ihn wortlos der Dame hin. Dann verläßt er
olympischen Schrittes das Restaurant.

Den Pelz hatte er am Nachmittag von Gyldendals vormittägigem
Vorschuß gekauft.-

JUGEND Nr. 24 / 15. Juni 1937

Vierteljahrespreis RM. 7.— / Heft 60 Pfennig

Begründer: Dr. Georg H i r t h. / Verantwortlich für Schriftleitung und Anzeigen: Karl Schilling, München. / Verlag: Karl Schilling- Verlag, München,
Kanalstraße 8. / Druck: Graph. Kunstanstalt W. Schütz, München, Herrnstr. 8—10, Tel. 20763. j Für Herausgabe und Schriftleitung in Österreich verantwort-
lich: Dr. Emmerich Morawa i. Fa. Morawa & Co., Wien 1, Wollzeile 11. / Alle Rechte Vorbehalten, j Nachdruck strengstens verboten. / Copyright by Karl
Schilling- Verlag. München. / D A. 1. Vj. 37: 4700. Prl. Nr. 3. / Manuskripte sind nur an die Schriftleitung der „JUGEND", Karl Schilling- Verlag,
München, Kanalstraße 8, zu richten. / Rücksendung erfolgt nur bei beigefügtem Porto. / Abbestellungen nur 4 Wochen vor Quartalsende.
Register
Anders Leonard Zorn: Mitsommertanz
Gustaf Fröding: In der Sonnabendnacht da war Tanz auf dem Wege
Sophie Rützow: Der Pelz
 
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