Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
II

Die Aprile aus Carona

TZ"aum dürfte es einen Ort im lombardisch-tessinischen Seengebiet geben,
von dem so viele Architecten und Bildhauer ausgegangen sind, wie
von dem kleinen Carona. Schon im Anfang des XV. Jahrhunderts kommen
am Mailänder Dom Caronesen vor: Meister Marco nebst Tommaso und
üaspar; jener hatte auch beratenden Anteil an der Karthause vonPavia1)-
In der aus romanischer Zeit stammenden, im Anfang des XVI. Jahrhunderts
erneuerten Kirche der hl. Georg und Andreas (die Fassade trägt die
Jahreszahl 1506) sind noch Reste alter Altäre aufgestellt, von denen der
eine, aus Sandstein, der Uebergangszeit angehört2), der andere aber aus
dem Kreise der Meister hervorgegangen ist, von denen im Laufe dieses
Artikels die Rede sein soll. Ks ist eine 1,47 cm hohe, 1,57 cm breite Tafel
von hellgrauem Marmor, mit einer Statuette der Madonna zwischen den
Heiligen Sebastian und Rochus. Hin Altar ganz ähnlichen Stils wird in
der Kirche S. Fedele des nahen Vico Morcote aufbewahrt. Solche zu-
fällig erhaltene Stücke (deren es gewiß vor dem auch hier gründlich
aufräumenden Barockstil in den Kirchen dieser Orte viele gab) sind ein
Fingerzeig, daß die Meister ihre Verbindung mit den Heimatstätten nicht
immer verloren.

Im letzten Jahrzehnt des XV. und im Anfang des neuen Jahrhunderts
erscheinen in Genua mehrere Künstlergeschlechter aus Carona ansässig;
oft genossenschaftlich verbunden: die Scala, Solari und Aprile.

Von Caspar della Scala q. Petri stammen einige Palastportale feinsten
Stils, die frühesten ihrer Classe, z. B. das des Palastes Sauli (1494). Sein
Sohn Pietro besaß einen Steinbruch des damals beliebten schwarzen Mar-
mors an der Marine von Chiavari, der in vielen Portalen Genuas und
Savonas verwandt ist. Alessandro q. Baldassari wird 1514 als Gehülfe Pace

*) michele cafki, Di alcuni architetti I Muschelhalbrund Christus im Grabe zwi-
e scultori della Svizzera Italiana. Archivio sehen der Mutter und einem Engel. In
stor. Lombardo 1885. XII, 65. dem anderen sieht man unter gothischen

2) In dem einen Fragment stehen Petrus
und Paulus in zwei Nischen, und in einem

Wimbergen die hl. Agathe mit St. Stepha-
nus und St. Georg mit dem Drachen.
 
Annotationen