Lublin, wo sich verschiedene Erscheinungen und Strömungen
kreuzten. Lublin selbst spielte dabei keine größere Rolle, aber
in Pulawy existierte ein aktives und unabhängiges Zentrum, und
in Zamoéé wirkte eine starke Werkstatt unter dem Einsluß der
Lemberger Schule. Außerdem sinden wir in den Lubliner Kirchen
Werke von Schnitzern aus Warschau und das Gebiet um Chelm
wurde von den Lembergern durchdrungen. Zur Plastik des Wilnaer
Kreises findet man in der Literatur gegensätzliche Meinungen,
die wegen des Mangels näherer Angaben nicht zu überprüsen
sind".
Vollkommen anders stellt sich die Lemberger Plastik dar&. In
diesem einzigen Fall treffen wir auf eine lokale Schule mit
bestimmten Stilmermalen. Sie hatte einen homogenen Komplex von
Werken in der Stadt und in ihrer Umgebung hervorgebracht, und
strahlte auch auf das weite Gebiet, von Sandomierz bis zur
Dneprlinie hin aus. In Anlehnung an die Lemberger Skulptur ist
eine Diskussion über die Individualitäten einer ansehnlichen
Gruppe von Künstler möglich. Fragen Uber die Beziehungen dieser
Kunst zum Ausland kann man auf der Ebene des Zusammenwirkens
und nicht nur des passiven Ausnehmens sremder Vorbilder ab-
handeln. Die hohe Qualität des Lemberger Materials trug auch zu
seiner relativ guten Ersorschung bei; die betresfende Biblio-
graphie wurde in der Nachkriegszeit wesentlich bereichert.
Nach allen bisher veröfsentlichten Periodisierungsvorschlägen,
sind die Anfänge der Kunst des 18.Jhs. um 1710 anzusetzen, die
letzte Phase des Barock und Rokoko wird als Parallelerscheinung
zum frühen Neoklassizismus betrachtet. Marikowski [1962] unter-
scheidet nur zwei Zeitabschnitte: 1710-1760 und 1760-1790. In
der ersten Phase finden wir also Frçczkiewicz, J.E.Hossmann,
Zeisel, Plersch, Hutter und Pinsel. Führende Künstler der zweiten
Phase sind die Vertreter einer jüngeren Generation Lemberger
Bildhauer: Polejowski, Obrocki und Filewicz. Genau zwischen
beiden Phasen ist die Kunst von Antoni Osiriski angesiedelt. Es
scheint jedoch, daß ein anderer Vorschlag, mit dem Mariusz Kar-
powicz [1981, 1985,II] hervortrat, und eine fast identische Kon-
zeption von Gçbarowicz [1986,II], besser der Besonderheit der
Skulptur entsprechen. Karpowicz teilt das Jahrhundert in drei
Zeitabschnitte: 1710-1740, 1740-1770 und 1770-1800. Bei dieser
Einteilung wir'd der erste Abschnitt noch durch deutliche Ver-
bindungen zur Tradition des 17.Jhs. gekennzeichnet. Der zweite
Abschnitt wird durch den "Triumph der freien Phantasie" charak-
terisiert und der dritter enthält das Element eines spezisischen
Historismus. Die höchsten Leistungen der Plastik sanden also in
der zweiten Phase statt, zu der Plersch, Zeisel, Pinsel und Osih-
ski zahlten und die trotz aller Vorbehalte gegen die Verwendung
dieses Begriff s'5 als Rokoko bezeichnet werden Kann.
3. Die Künstler - Herkunft und gesellschaftliches Milieu
Unter den Bilhauern, die im 18.Jh. in Polen tätig waren, trefsen
wir neben polnischen Familiennamen auf vereinzelte französische
und italienische sowie auf eine bedeutende Anzahl deutscher
Namen. Ein Übergewicht der letzteren ist besonders deutlich in
den wichtigsten mittleren Jahrzehnten dieses Jahrhunderts; es
verschwindet erst nach 1770. Ein Teil der Künstler mit sremden
Namen könnte selbstverständlich schon im Land geboren und aus-
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kreuzten. Lublin selbst spielte dabei keine größere Rolle, aber
in Pulawy existierte ein aktives und unabhängiges Zentrum, und
in Zamoéé wirkte eine starke Werkstatt unter dem Einsluß der
Lemberger Schule. Außerdem sinden wir in den Lubliner Kirchen
Werke von Schnitzern aus Warschau und das Gebiet um Chelm
wurde von den Lembergern durchdrungen. Zur Plastik des Wilnaer
Kreises findet man in der Literatur gegensätzliche Meinungen,
die wegen des Mangels näherer Angaben nicht zu überprüsen
sind".
Vollkommen anders stellt sich die Lemberger Plastik dar&. In
diesem einzigen Fall treffen wir auf eine lokale Schule mit
bestimmten Stilmermalen. Sie hatte einen homogenen Komplex von
Werken in der Stadt und in ihrer Umgebung hervorgebracht, und
strahlte auch auf das weite Gebiet, von Sandomierz bis zur
Dneprlinie hin aus. In Anlehnung an die Lemberger Skulptur ist
eine Diskussion über die Individualitäten einer ansehnlichen
Gruppe von Künstler möglich. Fragen Uber die Beziehungen dieser
Kunst zum Ausland kann man auf der Ebene des Zusammenwirkens
und nicht nur des passiven Ausnehmens sremder Vorbilder ab-
handeln. Die hohe Qualität des Lemberger Materials trug auch zu
seiner relativ guten Ersorschung bei; die betresfende Biblio-
graphie wurde in der Nachkriegszeit wesentlich bereichert.
Nach allen bisher veröfsentlichten Periodisierungsvorschlägen,
sind die Anfänge der Kunst des 18.Jhs. um 1710 anzusetzen, die
letzte Phase des Barock und Rokoko wird als Parallelerscheinung
zum frühen Neoklassizismus betrachtet. Marikowski [1962] unter-
scheidet nur zwei Zeitabschnitte: 1710-1760 und 1760-1790. In
der ersten Phase finden wir also Frçczkiewicz, J.E.Hossmann,
Zeisel, Plersch, Hutter und Pinsel. Führende Künstler der zweiten
Phase sind die Vertreter einer jüngeren Generation Lemberger
Bildhauer: Polejowski, Obrocki und Filewicz. Genau zwischen
beiden Phasen ist die Kunst von Antoni Osiriski angesiedelt. Es
scheint jedoch, daß ein anderer Vorschlag, mit dem Mariusz Kar-
powicz [1981, 1985,II] hervortrat, und eine fast identische Kon-
zeption von Gçbarowicz [1986,II], besser der Besonderheit der
Skulptur entsprechen. Karpowicz teilt das Jahrhundert in drei
Zeitabschnitte: 1710-1740, 1740-1770 und 1770-1800. Bei dieser
Einteilung wir'd der erste Abschnitt noch durch deutliche Ver-
bindungen zur Tradition des 17.Jhs. gekennzeichnet. Der zweite
Abschnitt wird durch den "Triumph der freien Phantasie" charak-
terisiert und der dritter enthält das Element eines spezisischen
Historismus. Die höchsten Leistungen der Plastik sanden also in
der zweiten Phase statt, zu der Plersch, Zeisel, Pinsel und Osih-
ski zahlten und die trotz aller Vorbehalte gegen die Verwendung
dieses Begriff s'5 als Rokoko bezeichnet werden Kann.
3. Die Künstler - Herkunft und gesellschaftliches Milieu
Unter den Bilhauern, die im 18.Jh. in Polen tätig waren, trefsen
wir neben polnischen Familiennamen auf vereinzelte französische
und italienische sowie auf eine bedeutende Anzahl deutscher
Namen. Ein Übergewicht der letzteren ist besonders deutlich in
den wichtigsten mittleren Jahrzehnten dieses Jahrhunderts; es
verschwindet erst nach 1770. Ein Teil der Künstler mit sremden
Namen könnte selbstverständlich schon im Land geboren und aus-
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