Da die Diagonalkapellen nach Westdeutschland zeigen und im Süden ähnlich
angeordnet nich befindlich sind, entsteht die Frage, ob die Vorbilder zum Schema der
Westfassade nicht weiter in derselben Richtung, nämlich in England zu suchen sind,
wenn auch der Fassadenumriß in Leon mehr dem Kaschauer ähnelt als der in Wells. So
isoliert kann diese Fragestellung als übertrieben erscheinen jedoch gibt es, unfern
westlich von Kaschau, eine größere Region, in deren Gotik der Einfluß englischer
Kontakte, vielleicht in einer dauerhaften Folge bis etwa 1400, spürbar ist.
In Polen gehören hauptsächlich zwei Kathedralchöre hierher, in Breslau und
Krakau, aus dem 13. bzw. 14. Jh. Beide sind rechteckig, mit Umgang versehen, haben
einen Mittelpfeiler im Schluß des Hauptes und in der Breite desselben eine gerade
geschloßene Ostkapelle aus dem 14 Jh. (Abb. 47) Diese Kapellendisposition ist aus
England bekannt, aber auch die Choranlage selbst kann dahinwärts zeigen, vielleicht
sogar auf Wells, wenn man der Rekonstruktion des noch vor 1200 gebauten ersten
Chores der Kathedrale (Abb. 48) vertrauen darf. In Krakau gibt es allerdings auch eine
Figur am Chor der Marienkirche, etwa aus der Mitte des 14. Jhs, die mit ihrer Geste an
eine um 1200 entstandene im Wellser Querhaus erinnert.
In Prag gipfelte die Verbindung mit England 1381—1382 in einem dynastischen
Bündnis, Hussitismus. Der bereits früher offenbarte Kontakt beim Bau der Kathedrale
in Prag-am augenfälligsten in der Fensterzone, die wieder an Wells (Chorerweiterung
aus der 1. Hälfte des 14. Jhs) erinnert-dauerte bis etwa 1400 an. Hinsichtlich dieses
Zusammenhangs sind die Familienbeziehungen der Parier zu Köln sicher nicht
unwesentlich.
Hier sind deutsche und englische Beziehungen sichtbar. Hinzugefügt werden kann
nach, daß das Schema des Kaschauer Chorgewölbes jenseits Prag auch bis nach
England (Ottery St. Mary) zurückführbar ist. Die Sicher zum ersten Kaschauer Stil
gehörigen Elemente können doch nicht durch den Kathedralenbau von Peter Parier
abgeleitet werden: jener weist an der Prager Kirche höchstens dort eine Parallele
(Strebepfeiler mit keilförmigem Ende) auf, wo noch Matthias von Arras gearbeitet hat.
Dieser Nordländer kam 1344 nach Prag aus Avignon, wo er sogar englische Meister
kennengelernt haben konnte. Es ist also wohl nicht unbegründet, für die frühen
Kaschauer Lösungen eine Verbindung außerhalb dem Parierkreis zu suchen.
Entscheidend in dieser Frage sind die drei Kaschauer Portale am Hauptschiff und
Querhaus. Diese sind früher als nachträgliche Einfügungen im zweiten Abschnitt,
neuerlich als Zeichen einer allmählichen Umwandlung vom ersten zum zweiten Stil
auf gefaßt worden. Etwas Janusartiges ist an ihnen wirklich anwesend. Die Gliederung
der seitlichen Portalgewände ist am Querhaus gleichförmig, am Hauptschiff nur wenig
andersgeartet. Neben den vier bzw. zwei für Skulpturen ausgebildeten Vertikalstreifen
laufen ähnliche Gliedergruppen: ein diagonaler Birnstab mit Hohlkehlen, flankiert von
zueinander rechtwinklig angeordneten Rundstäben bzw. Birnstäbchen. Zuinnerst in den
Gewänden läuft zwischen nach hinten greifenden Kehlen je ein Rundstab, am Querschiff
mit oberen Maßwerkformen zusammenhängend. Diese Elemente sind mit denen der
südlichen Diagonalkapellen verwandt. Aber die Bekrönungsformen aller drei Portale
sind voneinander recht verschieden, am Hauptschiff brechen die innersten Rundstäbe
beim Tympanonunterkante ab, am Querhaus ist das äußere Nischenpaar oben
durchgeschnitten, und im Süden ist darüberhinaus der Oberteil verengt, sichtlich im
Zusammenhang mit dem Gewölbe der Vorhalle, das samt der Empore darüber und der
Treppe dazu im Kirchenraum sicher nicht vom Originalplan herstammt.
Dies alles deutet auf einen Planwechsel während des Baus der Portale, bevor man
die oberen Teile erreicht hätte, hin. Das heißt, im ersten Abschnitt sind außer der frühen
Diagonalkapellen wahrscheinlich nur niedrige Mauern produziert worden, inbegriffen
gewisse Vertikalteile der Portalgewände. Dadurch wurden aber die wesentlichsten
Grundrißformen der Kirche bestimmt. Auch im Chorgrundriß kann von den
Großformen höchstens die Gewölbezeichnung auf den zweiten Abschnitt deuten, der,
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angeordnet nich befindlich sind, entsteht die Frage, ob die Vorbilder zum Schema der
Westfassade nicht weiter in derselben Richtung, nämlich in England zu suchen sind,
wenn auch der Fassadenumriß in Leon mehr dem Kaschauer ähnelt als der in Wells. So
isoliert kann diese Fragestellung als übertrieben erscheinen jedoch gibt es, unfern
westlich von Kaschau, eine größere Region, in deren Gotik der Einfluß englischer
Kontakte, vielleicht in einer dauerhaften Folge bis etwa 1400, spürbar ist.
In Polen gehören hauptsächlich zwei Kathedralchöre hierher, in Breslau und
Krakau, aus dem 13. bzw. 14. Jh. Beide sind rechteckig, mit Umgang versehen, haben
einen Mittelpfeiler im Schluß des Hauptes und in der Breite desselben eine gerade
geschloßene Ostkapelle aus dem 14 Jh. (Abb. 47) Diese Kapellendisposition ist aus
England bekannt, aber auch die Choranlage selbst kann dahinwärts zeigen, vielleicht
sogar auf Wells, wenn man der Rekonstruktion des noch vor 1200 gebauten ersten
Chores der Kathedrale (Abb. 48) vertrauen darf. In Krakau gibt es allerdings auch eine
Figur am Chor der Marienkirche, etwa aus der Mitte des 14. Jhs, die mit ihrer Geste an
eine um 1200 entstandene im Wellser Querhaus erinnert.
In Prag gipfelte die Verbindung mit England 1381—1382 in einem dynastischen
Bündnis, Hussitismus. Der bereits früher offenbarte Kontakt beim Bau der Kathedrale
in Prag-am augenfälligsten in der Fensterzone, die wieder an Wells (Chorerweiterung
aus der 1. Hälfte des 14. Jhs) erinnert-dauerte bis etwa 1400 an. Hinsichtlich dieses
Zusammenhangs sind die Familienbeziehungen der Parier zu Köln sicher nicht
unwesentlich.
Hier sind deutsche und englische Beziehungen sichtbar. Hinzugefügt werden kann
nach, daß das Schema des Kaschauer Chorgewölbes jenseits Prag auch bis nach
England (Ottery St. Mary) zurückführbar ist. Die Sicher zum ersten Kaschauer Stil
gehörigen Elemente können doch nicht durch den Kathedralenbau von Peter Parier
abgeleitet werden: jener weist an der Prager Kirche höchstens dort eine Parallele
(Strebepfeiler mit keilförmigem Ende) auf, wo noch Matthias von Arras gearbeitet hat.
Dieser Nordländer kam 1344 nach Prag aus Avignon, wo er sogar englische Meister
kennengelernt haben konnte. Es ist also wohl nicht unbegründet, für die frühen
Kaschauer Lösungen eine Verbindung außerhalb dem Parierkreis zu suchen.
Entscheidend in dieser Frage sind die drei Kaschauer Portale am Hauptschiff und
Querhaus. Diese sind früher als nachträgliche Einfügungen im zweiten Abschnitt,
neuerlich als Zeichen einer allmählichen Umwandlung vom ersten zum zweiten Stil
auf gefaßt worden. Etwas Janusartiges ist an ihnen wirklich anwesend. Die Gliederung
der seitlichen Portalgewände ist am Querhaus gleichförmig, am Hauptschiff nur wenig
andersgeartet. Neben den vier bzw. zwei für Skulpturen ausgebildeten Vertikalstreifen
laufen ähnliche Gliedergruppen: ein diagonaler Birnstab mit Hohlkehlen, flankiert von
zueinander rechtwinklig angeordneten Rundstäben bzw. Birnstäbchen. Zuinnerst in den
Gewänden läuft zwischen nach hinten greifenden Kehlen je ein Rundstab, am Querschiff
mit oberen Maßwerkformen zusammenhängend. Diese Elemente sind mit denen der
südlichen Diagonalkapellen verwandt. Aber die Bekrönungsformen aller drei Portale
sind voneinander recht verschieden, am Hauptschiff brechen die innersten Rundstäbe
beim Tympanonunterkante ab, am Querhaus ist das äußere Nischenpaar oben
durchgeschnitten, und im Süden ist darüberhinaus der Oberteil verengt, sichtlich im
Zusammenhang mit dem Gewölbe der Vorhalle, das samt der Empore darüber und der
Treppe dazu im Kirchenraum sicher nicht vom Originalplan herstammt.
Dies alles deutet auf einen Planwechsel während des Baus der Portale, bevor man
die oberen Teile erreicht hätte, hin. Das heißt, im ersten Abschnitt sind außer der frühen
Diagonalkapellen wahrscheinlich nur niedrige Mauern produziert worden, inbegriffen
gewisse Vertikalteile der Portalgewände. Dadurch wurden aber die wesentlichsten
Grundrißformen der Kirche bestimmt. Auch im Chorgrundriß kann von den
Großformen höchstens die Gewölbezeichnung auf den zweiten Abschnitt deuten, der,
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